Odice
Hoffmanns Olimpia? Allesamt technische Wunderwerke, mechanische Puppen, natürlich bevorzugt in weiblicher Gestalt, die optisch möglichst nicht von lebenden Menschen zu unterscheiden sind, aber immer funktionieren. Immer brav, gefügig, hübsch anzusehen bis sie ihren Schöpfern mit einem lauten Knall um die Ohren fliegen.«
Julien nickte nachdenklich, ohne eine Spur seines spöttischen Lächelns.
Nach dem Museumsbesuch spazierten sie die Rue de la Voûte hinunter und Julien lud Odice in das mit einem Michelinstern gekrönte Restaurant L’Orangerie du Château zum Mittagessen ein.
»Ich möchte, dass du dich so hinsetzt, wie ich es dir im Wagen befohlen habe«, raunte er ihr ins Ohr, als er ihr den Stuhl hinschob.
Odice spürte, wie sie ein kleines bisschen rot im Gesicht und gleichzeitig recht feucht zwischen den Beinen wurde, als sie seiner Aufforderung nachkam. Sie spürte das kühle glatte Holz an ihren Schenkeln und die Perlen, die sich erneut tief in ihre Spalte schoben.
Julien traf die Menü- und Weinauswahl für sie beide, ohne Odice nach ihren Wünschen zu fragen, was zum Ergebnis hatte, dass Odice ihre Froschschenkel auf Weißbohnen-Schaum unangetastet zurückgehen ließ.
Julien zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
»Hättest du mich gefragt, hätte ich dir sagen können, dass ich Froschschenkel verabscheue«, beantwortete Odice seine unausgesprochene Frage und orderte eine alternative Vorspeise mit Hummer, hausgemachter Pasta und Mangosauce.
Es folgten wunderbare, mit Parmesan überbackene Kalbfleisch-Medaillons auf Tomatengemüse als Hauptgang und zum Dessert ein hinreißendes heißes Grand-Marnier-Soufflé mit marinierten Orangenscheiben und einem dunklen Schokoladen-Sorbet.
»Wenn du das noch einmal tust, werde ich aufstehen, dich über diesen Tisch legen und mit dir ungeachtet der Zuschauer den Beischlaf vollziehen«, knurrte Julien über den Tisch hinweg.
Um ein Haar hätte Odice laut losgeprustet und ihm dabei den Dessertwein, den sie gerade im Mund hatte, ins Gesicht gespuckt.
»Was tue ich denn?« fragte sie lachend.
Als er nicht antwortete, schüttelte sie noch immer grinsend den Kopf und wandte sich wieder ihrem Dessert zu, um mit mädchenhafter Unschuldsmiene weiter versonnen das köstliche Sorbet zu löffeln.
»Ich meine das vollkommen ernst, Odice.« Seine schöne Stimme klang jetzt kehlig und drohend. »Wenn du noch einmal so lasziv deinen Löffel ableckst und dir hinterher auf derart sinnliche Weise über die schokoladigen Lippen fährst, kann ich für nichts garantieren.«
Juliens Augen funkelten dunkel vor Erregung und Odice spürte dieses verheißungsvolle Ziehen im Unterleib.
»Ach, da mache ich mir keine Sorgen. So triebgesteuert wirst du schon nicht sein, dass du deine guten Manieren einfach so über Bord wirfst, um in einem Gourmetrestaurant die Freie Liebe auszurufen.«
Odice lächelte ihn offenherzig an, ehe sie mit berechnender Gemächlichkeit den nächsten Löffel Sorbet zum Mund führte. Wieder war da die kühle Feuchtigkeit auf ihrer Oberlippe und sie schaute Julien ungerührt in die Augen, während sie ihre Lippen provokativ übereinander gleiten ließ.
»Willst du mich in den Wahnsinn treiben, Odice?«
Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln und zog herausfordernd eine Augenbraue hoch.
Julien verzog seine sinnlichen Lippen zu einer schmalen Linie, so dass in seinen Mundwinkeln entzückende Grübchen entstanden. Es war ein Blick, in dem zu gleichen Teilen Missbilligung, Frustration und wirklicher Ärger lagen.
Nachdem Julien die hohe Rechnung beglichen und Odice in ihren Mantel geholfen hatte, verließen sie das Restaurant. Doch statt sich in Richtung Parkplatz zu wenden, führte Julien sie in Richtung Altstadt.
»Das eben war nicht besonders klug von dir, Odice«, sagte er und es klang wie eine echte Drohung. »Du hast mich mit deiner aufreizenden Performance fast um den Verstand gebracht.«
Odice lächelte entspannt. »Na und?«
»Na und?!« echote er.
»Ja, na und im Sinne von Gleichberechtigung. Ich finde, das war nur fair. Schließlich stört es dich nicht im Geringsten, mich mit deinen teuflischen Fingern in den Wahnsinn zu treiben, um mich dann am offenen Arm verhungern zu lassen. Und es bereitet dir diebisches Vergnügen, mich so auszustaffieren, dass ich nichts dagegen tun kann, mitten im Museum zu kommen und dabei vor Scham zergehe.«
Julien grinste dieses unverschämt selbstgefällige Grinsen.
»Das ist mein gutes Recht,
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