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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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zurück und begann laut zu lachen: Ihr Land war dabei auseinander zu fallen, und sie saß hier und versuchte auf Grund von Währungsschwankungen für Aktionäre Spitzenprofite zu erzielen, die alles zu verlieren riskierten, wenn es ihr nicht gelang, die Einfahrt zu der Insel zu finden – was sie nur konnte, wenn sie ihre Zeit darauf verwandte, die Spur von Kapitän Hans Adelstensfostre aufzuspüren, anstatt nach Preisspannen zu suchen.
    Aber es führte kein Weg darum herum. Sie wurde dafür bezahlt, mit den Valutahändlern in anderen Ländern zu sprechen und die Dokumente auf ihrem Tisch zu bearbeiten und nicht, um nach Lösungen für die Probleme des Landes zu suchen. Im Moment konnte sie ohnehin nichts anderes tun, als auf die Antwort von Benjamin Adelstensfostre warten, und in der Zwischenzeit konnte sie doch …
    Es war nach sieben, und sie hatte den letzten Bericht des Tages fast fertig gestellt, als die Antwort kam: Es gab acht erwachsene Adelstensfostres in Altnorden, und soweit Benjamin Adelstensfostre wusste, waren alle Nachkommen von Kapitän Hans Adelstensfostre. Warum suchte sie nach ihnen?
    Eine lange Geschichte, unmöglich per E-Mail zu erklären,
schrieb Sigbrit Holland. Aber wenn jemand nach Altnorden käme, um weitere Details zu erfahren, würde Benjamin Adelstensfostre so freundlich sein, sich mit dem Betreffenden zu treffen?
    Abgemacht, Sigbrit Holland bekam eine Telefonnummer und eine Adresse – der Fischer Ambrosius konnte sich nicht mehr drücken. Es war zu spät, um noch bei dem grün-orangenen Fischerboot vorbeizugehen, aber das machte nichts. Es waren noch viele Stunden bis Samstagmorgen.
     
    Früh am Samstagmorgen erklärte Sigbrit Holland ihrem Mann, dass sie in die Bank fahren müsse, um eine Arbeit zu beenden.
    Sicherheitshalber stellte sie das Auto auf dem Parkplatz hinter der Bank ab und überquerte dann mit schnellen Schritten die Brücke nach Firö. Sie bog in die gepflasterte Straße ein, die den südlichen Kanal hinunterführte. Es war ein friedlicher Morgen. Der Kanal floss still vor sich hin, die Einwohner waren noch nicht aus ihren Häusern gekommen, und keiner der Frommen war zu sehen. Sigbrit Holland verlangsamte ihr Tempo und schlenderte ruhig mitten auf der Straße. Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen, um die frühen Sonnenstrahlen zu genießen. Sie hatte die Krümmung des Kanals fast erreicht, als plötzlich ein weißer Lieferwagen auf sie zugerast kam. Instinktiv sprang sie zur Seite, und das Auto war bereits an ihr vorbeigefegt, als sie hinschlug.
    Sigbrit Holland setzte sich auf und sah dem Lieferwagen nach. War dieser Fahrer von allen guten Geistern verlassen? Und dann noch gegen die Einbahnstraße! Doch von einem leichten Schmerz in der rechten Seite einmal abgesehen, war ihr nichts passiert, und so stand sie auf. Sie blickte sich um, irgendetwas schien zu fehlen. Dann sah sie die beiden Polizisten, die normalerweise den Kai entlangschlenderten. Auch sie lagen auf dem Boden, und zwar nebeneinander auf dem Bauch. Der eine hob den Kopf und blickte sich nach allen Seiten um, dann kamen beide langsam auf die Beine. Eine furchtbare Angst ergriff Sigbrit Holland, und sie sah zu dem grün-orangenen Fischerboot hinüber. Oder richtiger, sie sah in Richtung des grün-orangenen Fischerbootes. Denn da, wo die Rikke-Marie hätte liegen sollen,
war nur ein gähnendes Loch in der Reihe der Boote.
    »Verdammt!«, fluchte sie. Sie war zu spät gekommen.
    Sigbrit Holland trat nach einem Stein, der mit einem Plumps ins Wasser fiel. Sie sah auf das Blatt in ihrer Hand: Benjamin Adelstensfostres Adresse und Telefonnummer. Dann sah sie noch einmal auf das gähnende Loch zwischen den Booten. Und plötzlich wusste sie genau, was sie zu tun hatte.

VIII Esche & Ulme
    Odin, Wili und We
entlang des Strandes zogen
vor ihnen im goldenen Sand
Esche und Ulme standen
     
    Weiß gewaschen von salzigen Schauern
stammt körperlich die Existenz
unzweifelhaft geläutert wie jene Jungfrau
    – vor der Verwandlung zum Mann
     
    Ein Geschenk geteilter Gnade
Odin Seele und Leben in die Bäume blies
Wili Verstand und Gebärden gab
We die Sinne des Gesichts und Gehörs
     
    Esche und Ulme
die bald waren
waren bald viele
     
    Und so war die Stille von Midgard vorbei

    F iröbrücke«, kündigte der Fahrer an.
    Der Bus hielt, die automatischen Türen öffneten sich, und der heldenhafte Lennart Torstensson hievte sich und seinen kleinen Lederkoffer hinaus. Er überquerte die Brücke in schnellem

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