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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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dass von oben eine magische Lösung kommt. Sie klingen bald frommer als die Frommen!«
    »Holde Frau«, sagte der Fischer mit einem verschmitzten Lächeln, als würde er sich über ihre Wut amüsieren. »Alle Sprüche haben ihren Ursprung in etwas Realem. Und die, nach denen wir suchen, haben mindestens eine ebenso große Chance, uns zu der Einfahrtsroute der Insel zu führen, wie Ihr Kapitän.«
    »Jetzt, wo ich endlich Kapitäns Adelstensfostre gefunden habe, wollen Sie, dass ich alles über ihn vergesse?«
    »Nein, holde Frau. Wir sagen nicht, dass Sie Kapitän Adelstensfostre vergessen sollen. Wir werden mit Brynhild Sigurdskaer an den Sprüchen arbeiten, und Sie setzen hier Ihre Arbeit fort. Dann sehen wir, wer was herausfindet.«
    »Von hier aus komme ich doch nicht weiter, das ist das Problem! «, rief Sigbrit Holland und trommelte mit den Fingern ungeduldig gegen die Reling. »Man muss dorthin fahren.«
    Der Fischer Ambrosius hob die Augenbrauen und lächelte.
    »Dann müssen Sie wohl nach Altnorden«, sagte er ruhig.
    »Sie wissen genau, dass ich das nicht kann!«
    Es folgte ein Augenblick der Stille, dann ergriff der Fischer wieder das Wort.
    »Holde Frau, es ist beschlossene Sache. Die Rikke-Marie segelt gen Süden.« Seine Augen glänzten schelmisch. »Es sei denn, Sie kommen mit!«
    »Das kann ich doch nicht«, murmelte Sigbrit Holland.
    »Gut, dann eben nicht.«
    »Sie sind unvernünftig.«
    »Kaum. Aber wer hat überhaupt gesagt, dass Vernunft alles ist?«
     
    Es war wie ein Python, der ihn umklammerte, ihn zerquetschte und langsam die Luft aus ihm herausdrückte. Lennart Torstensson versuchte, den Ast wegzuschieben. Er griff nach dessen Kopf, nach der großen grünen Krone, doch jedes Mal, wenn es
ihm fast gelungen war, wuchs sie noch ein paar Meter weiter von ihm weg. Er bohrte seine Nägel in den Ast, schlug seine Zähne in die raue Rinde und biss tief in das frische Fleisch. Aber der Baum ließ nicht locker. Lennart Torstensson bekam keine Luft und gab auf.
    Genau darauf schien der Baum gewartet zu haben. Anstatt den Griff zu verstärken, ließ der Ast gerade so weit locker, dass Lennart Torstensson frei atmen konnte. Dann begann das Zwitschern der Vögel, ein Klingen von tausend dünnen Stimmen zur gleichen Zeit. Er erkannte ein Wort, Ginnungagap . Und was sangen da die Vögel? Zuerst war das Nichts.
    Der Gesang wurde höher und höher, die Worte liefen zu einem schneidenden Läuten zusammen, und schließlich war nur noch das durchdringende Geklingel da. Es hörte nicht auf. Der einzigartige Lennart Torstensson öffnete die Augen – das Telefon!
    Es war zehn Uhr, er hatte verschlafen. Herr Hölzern sei wütend, erklärte ihm sein Sekretär, er warte auf eine schriftliche Stellungnahme zu den Verhandlungen über die Drude-Estrid-Insel oder Hermod-Skjalm-Insel, wie immer sie nun heiße, die Lennart Torstensson anzufertigen versprochen hatte. War Lennart krank oder…?
    Der einzigartige Lennart Torstensson wusste nicht, was er antworten sollte. Er war nicht krank. Aber ihm war schwindelig; die Welt schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Und das schneidende Läuten hatte auch wieder eingesetzt, nein, es war nur das zweite Telefon im Büro des Sekretärs.
    »Ich glaube, ich habe eine Grippe«, entschuldigte sich der einzigartige Lennart Torstensson, ihm fiel nichts Besseres ein.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht trotzdem kommen können? Es ist ziemlich viel los hier. Südnorden hat anscheinend das Gesuch Nordnordens abgelehnt.«
    Sofort war der einzigartige Lennart Torstensson hellwach.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, das Fax liegt hier vor mir. Wir haben es gerade bekommen: die südnordische Regierung bedauert, aber unter den derzeitigen Umständen und so weiter und so fort … sieht sie sich nicht im
Stande, dem Gesuch der nordnordischen Regierung, dass Herr Odin vom 1. Juli dieses Jahres an in Nordnorden Aufenthalt nimmt, nachzukommen. Ein solcher Beschluss könne nur von Herrn Odin Odin selbst getroffen werden und der habe bisher nicht den Wunsch geäußert…«, las der Sekretär laut.
    »Sehr krank«, jammerte der einzigartige Lennart Torstensson. »Ich bin sehr krank.«
    »Sie sollten besser einen Arzt anrufen«, sagte der Sekretär mitfühlend.
    »Ja, das werde ich auch.« Der einzigartige Lennart Torstensson legte auf. Der Augenblick war gekommen. Sein Augenblick war gekommen.
    Wieder musste er an seinen Traum denken. Diese seltsamen Träume hatten etwas Erschreckendes, sie schienen größer

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