Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
Vom Netzwerk:
Veterinär, der Odin helfen sollte, zu finden war, falls er nicht herbeigeschafft werden konnte. Er beschloss sie auswendig zu lernen: fünfhundertzweiundvierzig, sechshundertvierzehn, vierunddreißig. Fünfhundertzweiundvierzig, sechshundertvierzehn, vierunddreißig. Fünfhundertzweiundvierzig, sechshundert … Odin fiel in einen tiefen Schlaf.
    Am nächsten Morgen erwachte Odin in einem Zimmer, das er nicht kannte. Die Wände waren weiß und nackt, und vor den Fenstern hingen keine Gardinen. Aber das Zimmer war warm, er lag auf einer bequemen Matratze in einem großen Bett, und wenn er es nicht so eilig gehabt hätte, wäre er wirklich gerne noch eine Zeit lang liegen geblieben. Wie die Dinge standen, meinte Odin jedoch, dass er lieber aufstehen und sich anziehen sollte.
    Zuerst konnte er seine Kleider nicht finden; irgendjemand musste ihn ausgezogen und ihn in diese viel zu große Uniform aus dünnem, weißem Stoff gesteckt haben, die ihm draußen auf dem Eis nichts nützen würde. Odin sah sich im Zimmer um, und nach einer Weile fand er seine Sachen sauber und ordentlich zusammengelegt in einem Wandschrank. Er musste daran denken, den freundlichen Menschen zu danken, die sich darum gekümmert hatten. Neben dem Zimmereingang befand sich ein kleiner Raum, in dem er sich wusch, nachdem er herausgefunden hatte, dass aus einem Hahn Wasser strömte, wenn er daran drehte. Odin spürte noch immer ein wenig Kälte in Mark und Bein und genoss es, das warme Wasser über seinen Körper strömen zu lassen. Aber er hatte es eilig, und es blieb keine Zeit, sich zu verwöhnen. Er drehte den Hahn zu, trocknete sich ab und zog sich an.

    Odin war vollständig angezogen und reisefertig, als eine Dame in einem weißen Kittel das Zimmer betrat.
    »Wir sind aufgestanden, wie ich sehe«, sagte die weiß gekleidete Dame. »Gut, dass es Ihnen besser geht. Aber Sie müssen im Bett bleiben, bis Dr. Martinussen Zeit hat, zu Ihnen zu kommen. «
    »Es tut mir Leid, aber ich bin wahrlich nicht wenig in Eile, und es wäre nicht gut, noch länger zu warten«, sagte Odin. Es war bereits helllichter Tag, und in Anbetracht des langen Weges war es weder ihm noch Rigmarole von Nutzen, die Abreise zu verzögern.
    »Nein, Sie können noch nicht gehen«, fuhr die weiße Dame unbeirrt fort. »Zuerst müssen wir sicher sein, dass alles in Ordnung ist. Anschließend können Sie gehen, das ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?«
    Odin bewegte sich noch immer nicht, und die Krankenschwester, die leicht ungeduldig zu werden begann, bat ihn in etwas schärferem Ton, ins Bett zurückzukriechen und ein paar Fragen zu beantworten.
    »Sehen Sie, es gibt Regeln für solche Dinge. Wir benötigen ein paar Informationen, also seien Sie so nett, und sagen Sie mir, wie Sie heißen.«
    Ah, nun verstand Odin; warum hatte sie das nicht gleich gesagt? Die Krankenschwester hatte sich auf dem einzigen Stuhl im Zimmer niedergelassen, und Odin kletterte mithilfe eines Schemels zurück ins Bett. Die weiß gekleidete Dame war bestimmt nicht besonders freundlich, und Odin wusste nicht, wozu es gut sein sollte, aber wenn das Veterinär Martinussens Vorschriften waren, würde er sich ihnen bestimmt und mit Freude fügen. Odin lehnte sich zurück in die Kissen.
    »Sie heißen?«, fragte die Krankenschwester.
    »Odin«, sagte Odin.
    »Odin, Odin was?«
    »Odin. Nur Odin.«
    »Odin mit Vornamen oder mit Nachnamen?«
    Odin hatte keine Ahnung, was Vor- und Nachnamen waren, also wiederholte er nur seinen Namen.

    »Odin. Odin, Odin.«
    Und diesmal schien die weiß gekleidete Dame zu verstehen. Sie schrieb zweimal Odin , einmal in jedes der beiden verschiedenen Felder des Formulars auf ihrem Schoß.
    »Und Ihre Personenkennziffer?«
    Odin wusste sehr wohl, dass das Teil von Veterinär Martinussens Vorschriften war, doch da er nicht wusste, wovon die Krankenschwester sprach, starrte er sie nur an, ohne zu antworten.
    »Ihre Personenkennziffer?«, wiederholte sie. »Oder Ihr Führerschein oder eine andere Form von Ausweis?«
    »Wenn es nicht zu viel Mühe macht, könnten Sie vielleicht so freundlich sein und sich ein kleines bisschen genauer ausdrücken«, sagte Odin und zog an seinem Bart.
    »Ihr Ausweis!«, rief die Krankenschwester mit schlecht versteckter Irritation.
    Odin schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte; er musste Veterinär Martinussen erreichen, aber um Veterinär Martinussen zu erreichen, musste er auf alle möglichen Fragen antworten, auf die er

Weitere Kostenlose Bücher