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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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gekommen ist, dass es zwei Klippenreihen sein könnten und nicht nur eine?«
    »Richtig.«
    »Ist es dann nicht äußerst wahrscheinlich, dass auch die Schären unter Wasser symmetrisch sind?« Sigbrit Holland stand auf, so aufgeregt war sie.
    Der Fischer Ambrosius sah sie mit einem schiefen Lächeln an.
    »Nicht schlecht für eine Frau aus der Stadt. Sie lernen schnell, holde Frau«, sagte er.
    Sigbrit Holland wandte dem Fischer den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Ihre Wangen waren rot, und ihre Augen blitzten wütend ob der Bevormundung des Fischers und ihres eigenen albernen Gefühls von Stolz.
    Sie befanden sich jetzt in der Nähe der Klippen, und die großen Massen glichen nicht länger einer einzelnen Bergkette, sondern erhoben sich aus dem Wasser wie eine Reihe gigantischer Individuen mit scharfen Zähnen und Klauen. Sigbrit Holland griff wieder nach dem Fotoapparat.
    »Ich kann noch immer nur Klippen sehen. Wir müssen noch näher heran.«
    »Das wird gefährlich. Seid ihr sicher, dass ihr das wollt?«
    Der Fischer Ambrosius nahm einen Augenblick die Augen vom Meer und sah sich unter seinen Passagieren um.

    Sigbrit Holland nickte. Auch Odin nickte.
    »Ob Veterinär Martinussen wohl vorausgereist und bereits in Smedieby ist?«, murmelte er.
    »Ich mag nicht segeln. Ich mag überhaupt nicht segeln«, stöhnte Gunnar der Kopf und wiegte sich hin und her.
    Der Fremdling sagte nichts.
    »Wir segeln ein wenig weiter, um zu sehen, wo wir am besten hineinkönnen. Zieht die Rettungswesten an.« Der Fischer Ambrosius zeigte auf eine Kiste unter dem Tisch, in der Sigbrit Holland eine Kinderweste fand, die Odin passte, und ein paar größere Westen für sich und den Fremdling. Für Gunnar den Kopf musste sie zwei zusammenbinden.
    »Wenn es das Unglück will, holde Frau, bringen Sie die anderen aus dem Steuerhaus und sofort ins Rettungsboot. Denken Sie nicht an uns.« Der Fischer sprach mit belegter Stimme.
    Er hat Angst, dachte Sigbrit Holland verwundert. Sie zog noch eine Rettungsweste aus der Kiste und warf sie ihm hinüber.
    »Entweder ziehen wir alle Rettungswesten an oder keiner!«, sagte sie, als er zögerte.
    Der Fischer Ambrosius hatte gefunden, wonach er gesucht hatte, und drosselte die Geschwindigkeit. Die Wellen tosten um die Klippenmauern, und sie mussten schreien, um den Lärm zu übertönen.
    »Sehen Sie genau hin.« Er zeigte auf eine Stelle ein Stück unter der Kartenmitte. »Hier muss es sein.«
    Sigbrit Holland sah auf die kleine Öffnung in der Serie von Kreuzen und Kreisen. Dann blickte sie aus dem Fenster, und obwohl es unmöglich war, an den ersten Klippen vorbeizusehen, schien dort wirklich eine enge Öffnung zu sein. Vielleicht war das die Einfahrt. Aber vielleicht auch nicht …
    »Ich mag nicht segeln. Ich mag überhaupt nicht segeln«, beklagte sich Gunnar der Kopf mit aschgrauem Gesicht.
    Sigbrit Holland sah zu Odin, der noch immer auf der Bank stand. Sein Gesicht war der Fensterscheibe so nah, dass sein Atem das Glas beschlagen ließ.
    »Versuchen wir es«, sagte sie und wechselte den Film im Fotoapparat.

    Der Fischer Ambrosius steuerte die Rikke-Marie langsam vorwärts. Seine Augen klebten an den Wellen: wo das Wasser sich drehte, anstatt vornüberzurollen, waren Schären. Sigbrit Holland stand neben Odin, die Kamera vor den Augen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann waren sie auf Höhe der äußersten Klippe. Das Meer hatte sich tief in den Stein gegraben und eine plateauähnliche Höhle geschaffen, in die stetig die Wellen schlugen, sodass sich Kaskaden von rasendem Schaum in die Luft erhoben. Die Rikke-Marie schlingerte heftig von einer Seite zur anderen, und Sigbrit Holland musste sich am Fensterrahmen festhalten, um nicht zu fallen.
    »Ich mag nicht segeln. Ich mag überhaupt nicht segeln«, stöhnte Gunnar der Kopf und wurde mit jeder Welle, die das Boot traf, bleicher.
    Trotz der Kälte lief dem Fischer der Schweiß über das Gesicht. Das grün-orangene Fischerboot passierte die erste Klippenreihe und obwohl die zweite ein wenig kleiner zu sein schien, waren die Klippen jetzt so unsymmetrisch verteilt, dass das Navigieren fast unmöglich wurde.
    »Da!« Sigbrit Holland zeigte nach Nordwesten und schoss schnell eine Reihe Bilder Richtung Horizont, wo man ein paar schwache Rauchspiralen über den Klippen erahnen konnte, bevor sie gegen den grauen Himmel zu Luft und nichts wurden.
    »Smedieby! Smedieby!«, rief Odin und hüpfte so auf und ab, wie er gesehen hatte, dass der lange

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