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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Fischer öffnete das nächste. Seine Finger liefen über die ersten Seiten: Urö, das Zeichen war noch immer da. Er wurde eifrig und sah die Aufzeichnungen so schnell durch, wie er konnte. Der Fleck verfolgte Urö durch die gesamten Aufzeichnungen aus den Jahren 1615 und 1616. Dann verschwand er im Januar 1618, und Urö stand wieder fleckenlos da. Der Fischer Ambrosius ging zurück zu den früheren Aufzeichnungen und verfolgte den Fleck zurück bis zum 11. April 1614. Er sah sich die Flecken genauer an. Die meisten ähnelten lediglich Tintenklecksen, doch einige verrieten, dass dort einmal Buchstaben gestanden hatten, vielleicht ein kurzer Ortsname.
    »Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn die alten Seeleute
nicht Recht hätten!«, murmelte der Fischer Ambrosius und packte seine Sachen. »Nähere dich der Insel und die Hölle bricht los…«
     
    »Jetzt muss dieser abergläubische Unsinn aber aufhören!« Der Staatsminister zog so fest an seinem rechten Ringfinger, als wollte er ihn abreißen. »Er hat schon zu lange gedauert, und ein territorialer Konflikt zwischen Südnorden und Nordnorden ist mehr als genug. Einen religiösen Konflikt kann ich nicht auch noch gebrauchen!« Er bezog sich auf die Wahren Christen, die am selben Morgen den südnordischen Wiederauferstandenen Christen den heiligen Krieg erklärt hatten. Der Staatsminister saß im Lehnstuhl am Ende der Sofagruppe in seinem Büro, und ihm gegenüber saßen der Justizminister, die Kirchenministerin und der Verteidigungsminister. Es war spät, aber um der Presse am nächsten Morgen gegenübertreten zu können, musste er mit einem Plan nach Hause gehen.
    »Leider haben diese nordnordischen Superchristen nur noch mehr Südnordländer dazu provoziert, sich den Weltuntergangspropheten anzuschließen«, sagte die Kirchenministerin besorgt. »Und das ist nicht einmal das Schlimmste. Die Bischöfe sind wütend, ich kann sie nicht mehr beschwichtigen. Sie machen die Regierung dafür verantwortlich, dass dieser wahnsinnige Zirkus immer noch anhält.« Die Kirchenministerin fingerte nervös an ihrem Halsschmuck herum.
    »Der Kampf ums Überleben«, lachte der Justizminister still in sich hinein.
    »Ja, es muss merkwürdig für die etablierte Kirche sein, Sonntag für Sonntag vor leeren Bankreihen zu stehen, während tausende draußen in Regen und Wind stehen, um Christi Wiederkunft zu feiern. Es ist nicht leicht, das den Gläubigen, die noch übrig sind, zu erklären«, bemerkte der Staatsminister.
    »Nein. Aber die Erklärung des heiligen Kriegs hat die Bischöfe wirklich handlungsunfähig gemacht. Jeder kritische Angriff auf die Wiederauferstandenen Christen kann als Parteinahme für die nordnordischen Wahren Christen gedeutet werden.« Wieder lachte der Justizminister still in sich hinein, diesmal jedoch halbherziger,
da es in seiner Verantwortung lag, die Wahren Christen daran zu hindern, ihre Absichtserklärung in die Tat umzusetzen, was im Augenblick nur dadurch zu erreichen war, dass man sie nicht nach Südnorden einreisen ließ. Aber die Passkontrollen waren nicht mehr das, was sie einmal gewesen waren, insbesondere da der Polizei nur wenige Wahre Christen namentlich bekannt waren. Der Rest konnte die Grenze leicht passieren.
    »Eine Revolte der etablierten Kirche gegen die Regierung ist das Letzte, was wir brauchen«, sagte der Staatsminister irritiert, und sein linker Mundwinkel zitterte Unheil verkündend. »Aber jetzt müssen wir uns auf das eigentliche Problem konzentrieren! « Er machte eine kurze Pause, um seinen linken Zeigefinger zu knicken. »Vergessen wir nicht, dass im nächsten Frühjahr Wahlen sind. Wir können nur hoffen, dass dieses Durcheinander bis dahin längst erledigt und vergessen ist. Wie können wir den Weltuntergangspropheten Einhalt gebieten, ohne den Eindruck zu erwecken, wir hätten uns mit den Nordnordländern verbündet? « Er sprach jedes Wort langsam aus und verzog verächtlich den Mund, als er bei den letzten Worten angekommen war.
    Einen Augenblick sagte niemand etwas, dann lehnte sich der Justizminister in seinem tiefen Lehnstuhl vor.
    »Ein paar Fotos wären nicht schlecht«, sagte er so beiläufig wie möglich und übersah willentlich den verdrießlichen Blick des Verteidigungsministers. »Je eher die Insel im Bewusstsein der Bevölkerung zu etwas ganz Normalem geworden ist, desto schneller werden diese absurden Demonstrationen aufhören.«
    »Ich bin nicht sicher…«, sagte die Kirchenministerin leise und

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