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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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fingerte wieder an ihrem Halsschmuck herum.
    »Und ob.« Der Justizminister erhob sich und wanderte hin und her. »Sobald die Leute sehen, dass es auf der Insel nichts anderes als grasbestandene Weiden, Buchen und kleine Hügel gibt wie auf jedem anderen kleinen Stück Land in Südnorden, werden sie sich beruhigen, da bin ich sicher.«
    Der Staatsminister sah von einem zum anderen.
    »Dann ist es möglicherweise höchste Zeit, dass ein weiteres Flugzeug ausgesandt wird«, sagte er langsam.
    Der Verteidigungsminister wurde bleich.

    »Wir könnten es ja diesmal mit Hubschraubern versuchen …«, fügte der Justizminister mit einem ironischen Augenzwinkern hinzu.
    »Für so etwas setzen wir keine Hubschrauber ein«, antwortete der Verteidigungsminister kurz. »Es weist auch nichts darauf hin, dass Hubschrauber besser geeignet sind als Flugzeuge. Aber bevor wir wissen, was mit den ersten drei Flugzeugen passiert ist, möchte ich wirklich nicht noch ein weiteres an diesen gottverlassenen Ort schicken.« Er schüttelte den Kopf. »Seit dem Unglück oder besser seit den Unglücken sind sieben Tage vergangen, und das Untersuchungsteam hat noch immer nichts gefunden. Sechs erfahrene Piloten, aber nicht die geringste Spur.«
    »Gibt es irgendeinen Grund, Terrorismus in Erwägung zu ziehen? «, unterbrach der Staatsminister.
    »Nicht so weit bekannt. Niemand hat für irgendetwas die Verantwortung übernommen, und die Militärflugzeuge stehen unter strenger Kontrolle. Es ist nicht leicht, Zugang zu ihnen zu bekommen. Aber natürlich kann man die Möglichkeit nicht ausschließen, dass irgendjemand die Instrumente der Maschinen manipuliert hat.«
    »Andere Ideen?«
    Der Verteidigungsminister zögerte kurz.
    »Um die Insel knüpft sich ein merkwürdiger Aberglaube«, sagte er schließlich und sah unsicher vom Justizminister zum Staatsminister. »Diesem Aberglauben zufolge gibt es etwas in dem Luftraum über der Insel, das die Flugzeuge abstürzen lässt.« Er versuchte zu lächeln, aber es wurde nicht mehr als eine Grimasse daraus.
    »Du lieber Gott! Sind denn all unsere Landsleute verrückt geworden? « Der Staatsminister lehnte sich in seinen Stuhl zurück und lachte kalt.
    »Es könnte so aussehen, abgesehen davon, dass das kein neues Phänomen ist. Ich habe meine Leute auf die Sache angesetzt … Es hat sich gezeigt, dass dieses Gebiet schon seit dem Beginn der Fluggeschichte von den Piloten umflogen wird. Anscheinend sollen in der Vergangenheit viele Flugzeuge auf unerklärliche Weise über der Insel verschwunden sein, ohne eine Spur hinterlassen
zu haben und ohne dass Wrackteile gefunden worden sind. Heute ist es deshalb eine geheime ungeschriebene Regel, dass kein Pilot in diesen Luftraum fliegt.«
    »Das meinen Sie doch nicht ernst?«
    »Leider doch, todernst.«
    »Sie müssen vollständig den Verstand verloren haben!« Der Mund des Staatsministers verzog sich. »Als hätten wir ein Bermudadreieck mitten im Norden.« Mit einer übertriebenen Geste hob er seine Tasse. »Prost auf den vernünftigen Südnordländer, eine seltene Rasse offenbar.«
    Der Justizminister und die Kirchenministerin hoben ihre Tassen und prosteten lachend dem Staatsminister zu. Die Tasse des Verteidigungsministers blieb auf der Untertasse stehen.
    Der Staatsminister wandte sich wieder an den Verteidigungsminister.
    »Soll das, was Sie mir da erzählen, heißen, dass wir auf Grund eines lächerlichen alten Aberglaubens keine Fotos von der Insel machen können?«
    »Ein Aberglaube, der überzeugend genug war, um die Piloten jahrelang davon abzuhalten, das Gebiet zu überfliegen.«
    »Aber nicht überzeugend genug, um mich davon abzuhalten, um noch einen Versuch zu ersuchen.«

VI Sonne & Mond
    Östlich, westlich, nördlich, südlich
das Gewölbe des Himmels von Zwergen gehalten
Muspelheim scharf mit Funken schoss
ewiglich nun die Sternennacht war
     
    Die größten Sterne zusammengeschmiedet
so wurden Sonne und Mond geschaffen
während der Bruder, die Schwester, Sonne und Mond
ein jeder verurteilt einen Wagen zu führen
in Eile die beiden am Himmel fuhren
von Wölfen verfolgt
    – ja, »haltet auf den Schein« heulten Skoll und Hate
     
    Dicht neben dem Mond fuhr Narfis Tochter, die Nacht
die Rösser des Dunkels den dunklen Wagen zogen
Rixfaxe schwitzte die ganze Nacht
nass von Tau und Raureif war die Erde
Mutter Nacht dem Sohn des Lichts Leben gab
     
    Bruder Sonne hinterherjagte dem neuen Tag
Skinfaxe heller als Licht
ihren Glanz warf die weiße

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