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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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das alle taten. Sigbrit Holland dachte an ihre eigene Situation. Konnte Brynhild Sigurdskaer Recht haben, dass es zum Überleben notwendig sein konnte, Teile von sich zu verkaufen, und dass man nur dafür Sorge tragen musste, die verkaufte Zeit so weit wie möglich zu begrenzen?
    Sigbrit Holland hatte das Ende des Kais erreicht und bog nach links Richtung Firöbrücke ab.
    »Hey, holde Frau, wo wollen Sie denn hin?« Eine feste Hand legte sich auf ihre Schulter.
    »Ambrosius!« Sigbrit Holland blieb abrupt stehen. Auch Odin war da. »Ich habe euch gar nicht gesehen.«
    »Nein, das haben Sie nicht. Wo wollen Sie denn so schnell hin?«
    Sigbrit Holland erzählte ihnen von Kapitän Hans Adelstensfostre, aber der Fischer Ambrosius schien nicht richtig zuzuhören. Und noch bevor sie zu Ende erzählt hatte, unterbrach er sie.
    »Es sind drei«, sagte er.
    »Drei was?«
    »Drei Sprüche!«, sagte der Fischer begeistert.
    »Wie lauten Sie?« Sigbrit Holland versuchte, interessiert zu klingen.
    »So einfach ist das nicht. Der erste lautet immer noch ungefähr so: Erwähne die Insel und die Hölle bricht los. Der zweite hat etwas mit einem Schmied zu tun, näher als: Nähere dich der Insel mit nur einem Schmied, konnten wir ihm nicht kommen. Und der dritte hat etwas mit Königen und Untertanen zu tun.«
    »Ja, das hilft uns wirklich viel«, murmelte Sigbrit Holland.
    »Sehen Sie denn nicht, dass der Spruch mit den Königen und Untertanen vielleicht erklären kann, warum die Insel in Vergessenheit geraten ist? Und der mit dem Schmied könnte sich auf einen Vorgänger des jetzigen Schmieds in Smedieby beziehen, von dem Odin erzählt hat.«
    Ein paar Spatzen, die einige Krumen auf dem Bürgersteig aufgepickt hatten, erschraken sich plötzlich und flogen auf.
    »Wenn die Vögel der Weisheit fortziehen, kann man sich nur verirren«, sagte Odin still und sah den Vögeln nach.
    »O Herr, Sohn des Herrn, gesegnet sei dieser Augenblick«, rief
plötzlich eine Stimme, und der Lieblingsjünger lief über die Straße, ohne die hupenden Autos zu bemerken. Er warf sich vor Odin auf die Knie. »Oh, Großer Mann, mein Erretter und Erlöser, lass den Tag kommen. Oh, lass ihn kommen. Den Tag, an dem die Regeln und Formalitäten erfüllt sind und die unglückselige Rigmarole des irdischen Lebens zu Glückseligkeit wird«, heulte er.
    »Langmut ist wahrlich eine schwere Probe«, antwortete Odin verblüfft, aber tief gerührt über die guten Wünsche des heulenden Mannes zur Genesung seines Pferdes. »Doch sollte man nie vergessen, dass der Langmütige als Erster am Ziel sein wird, auch wenn er weiter gehen muss als der weniger Langmütige.«
    Schnell bildete sich ein kleiner Auflauf um sie herum, und der Fischer Ambrosius meinte, dass es das Beste sei, wenn er und Odin verschwänden, und während Sigbrit Holland sich über die Brücke davonmachte, zog der Fischer mit dem kleinen alten Mann ab, der sonst mit Freude diese sehr viel versprechende Diskussion über die Regeln und Formalitäten und über Rigmarole, die bald wieder gesund sein würde, fortgesetzt hätte.
     
    Simon Peter II. war guter Laune; an diesem Abend feierten die Wiederauferstandenen Christen die siebentägige Besetzung der Erlöserkirche. Die Besetzung war ursprünglich nur als kurzfristige Aktion geplant gewesen, nichts anderes als ein friedlicher Hinweis an die Regierung, dass die Wiederauferstandenen Christen es ernst meinten. Aber die Besetzung war gut verlaufen und die nachfolgende Rekrutierung neuer Gläubiger so erfolgreich, dass Simon Peter II. beschlossen hatte, die Aktion zu verlängern. Die Straßen, die zu der Kirche hinaufführten, waren jetzt von Ständen gesäumt, an denen sich die verführten Seelen retten lassen konnten, und der Lieblingsjünger forderte die Frommen auf, ihre christliche Pflicht zu erfüllen und abwechselnd die Stände zu betreuen.
    Während die Wiederauferstandenen Christen in der Erlöserkirche sangen und tanzten, war die Stimmung in der Wohnung der Eltern von Hesekiel, dem Rechtschaffenen, eher gedrückt. Die Wiedergeborenen Juden hatten schwere Verluste in der
Schlacht um die Insel des ewigen Sabbats erlitten, zu der es nach Alvildas mysteriösem Tod gekommen war; nicht nur, dass sich der älteste Onkel von Hesekiel, dem Rechtschaffenen, so erregt hatte, dass er einem tödlichen Herzschlag erlegen war, nicht nur, dass elf der restlichen Wiedergeborenen Juden mehr oder minder ernsthaft verletzt worden waren, nein, der prophetische Sohn hatte

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