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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Uniformhemden steckten.
    »Das ist die Stille vor dem Sturm«, sagte Brynhild Sigurdskaer rau.
    Der Fischer Ambrosius sah von der durchsichtigen Frau zu Odin, dann sah er zu den beiden Polizisten hinüber. Sie würden nicht viel ausrichten können, wenn jemand käme, um Odin etwas anzutun.
    »Wir brechen auf«, sagte er langsam.
    »Wohin?« Sigbrit Holland kletterte über die Reling und setzte sich neben Odin aufs Deck.
    »Das ist eins von den Dingen, die wir noch nicht wissen.«
    »Wann?«
    »Brecht sofort auf. Der Wahnsinn ist auf dem Weg.« Brynhild Sigurdskaer ging unruhig auf Deck hin und her.
    »Der Wahnsinn ist bereits hier«, sagte der Fischer mit einem Ansatz von Ironie und fuhr dann in ernsterem Ton fort. »Wir brechen auf, sobald wir können. Heute ist Mittwoch, Samstag dürfte früh genug sein. Da herrscht durch die ganzen Wochenendsegler genug Betrieb auf dem Meer, dass niemand ein altes arg mitgenommenes Fischerboot bemerkt.«
    »Ich möchte wahrlich lange und schöne Ferien machen«, wiederholte Odin.
    »Wie Sie wollen!« Der Fischer Ambrosius lächelte. »Am Tag nach dem Tag nach morgen.«
    Sigbrit Holland schüttelte den Kopf. »Ambrosius, warten Sie, bis ich etwas mehr über diesen Kapitän Hans Adelstensfostre herausgefunden habe. Es dauert nicht mehr lange.«

    »Bis jetzt haben Sie nichts gefunden, nicht wahr, holde Frau?«
    »Nein, aber das werde ich noch. Ich warte noch immer auf Antwort auf einige meiner Anfragen an die Zentralarchive in Europa. «
    »Wir brechen Samstag auf. Keinen Augenblick später!«
    »Kein Grund, wütend zu werden«, bemerkte Sigbrit Holland eingeschnappt und wurde sich plötzlich darüber klar, dass der Fischer Angst hatte, Brynhild Sigurdskaer könnte Recht haben.
    Lange Zeit sagte niemand ein Wort, und nur das regelmäßige rollende Gurren der Tauben und das stetige, ferne Summen der Lieder der Wiederauferstandenen Christen vor der Erlöserkirche waren zu hören. Sigbrit Holland stand auf und ging ins Steuerhaus, um einen Krug Saft zu holen. Sie bemerkte den Schatten des Fremdlings an der hintersten Wand. Und seine Anwesenheit, die sie lange nicht gestört hatte, traf sie jetzt wie ein klammer Nebel. Es war wie eine Krankheit, die in sie zu kriechen und sie mit Gleichgültigkeit zu lähmen drohte. Sie goss schnell Wasser auf das Fruchtkonzentrat, holte vier Gläser heraus und eilte wieder nach draußen.
    Dort setzte sie sich dem Fischer gegenüber und genoss es, wie die Sonne ihr Gesicht wärmte. Aber der schöne Abend machte keinen großen Eindruck auf sie.
    »Was für ein Durcheinander aus allem geworden ist«, sagte sie mutlos und schenkte Saft in alle Gläser.
    »Wenn die Eisberge sich drehen, sieht man die Erde, auf die man tritt«, sagte Odin und kratzte sich leicht an seinem Bart. »Und wenn die Einwohner von Smedieby und natürlich von Posthusby, nicht zu vergessen, wahrlich wissen, wie man das Wasser zufrieren lässt, wissen Sie vielleicht auch, wie man Eisberge dreht.«
    »Die haben wohl schon einen umgedreht«, murmelte der Fischer Ambrosius und nahm die Pfeife aus dem Mund. »Sie bewegen sich«, sagte er. »Und sie bewegen sich schnell. Egal, wie, wir müssen bald einen Weg finden, auf dem Odin zurück zu der Insel kann.« Er sah auf und blickte zu Brynhild Sigurdskaer, die immer noch unruhig hin und her ging. »Was meinst du?«
    »Etwas ist falsch; Worte, Sätze, Konstruktionen«, sagte sie.
»Aber etwas ist auch richtig. Es gibt nicht nur drei Sprüche, sondern mindestens vier, vielleicht sogar mehr. Das wird Zeit brauchen, und solange wir nicht den Wortlaut von allen kennen, dürft Ihr nicht in die Nähe der Insel kommen.«
    Der Fischer kaute lange auf dem Mundstück seiner Pfeife herum, ohne etwas zu sagen. Schließlich nickte er und sagte: »Wir brechen auf, und wir halten uns von der Insel fern. Aber beeil dich!«
    Sigbrit Holland sah verblüfft von einem zum anderen. Dann blickte sie auf ihre Armbanduhr und stand auf.
    »Ambrosius, Sie können nicht alles auf ein paar alte Sprüche setzen«, sagte sie und trommelte mit den Fingern gegen die Reling. »Ich weiß genau, dass Sie es für verlorene Zeit halten, aber was immer Sie auch sagen, Kapitän Hans Adelstensfostre kannte die Einfahrtroute zu der Insel. Warten Sie, bis ich mehr weiß. Das sind nicht nur Worte, das ist die Realität. Die Realität!«
    Der Fischer Ambrosius zuckte mit den Schultern.
    »Wir brechen Samstag auf«, sagte er trocken.
    »Wir müssen herausfinden, was aus seinen Erben

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