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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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geworden ist!«, beharrte Sigbrit Holland mit frustrierter Stimme.
    »Holde Frau, Sie haben bis Samstagmittag Zeit.«
     
    Am selben Abend appellierte die Kirchenministerin in den Nachrichten an die Wiederauferstandenen Christen. Wenn sie die Erlöserkirche freiwillig bis Samstagmittag räumten, würde keine Anklage erhoben und die Besetzung würde keine Folgen haben. Wenn die Kirche nicht bis Samstagmittag geräumt war, würden die Behörden es dagegen für notwendig erachten, die Kirche mit Gewalt zu räumen und die Wiederauferstandenen Christen des unerlaubten Eindringens auf fremdes Territorium zu beschuldigen. Der Nachrichtensprecher ging zu anderen Themen über, und Sigbrit Holland griff nach ihrem Notizbuch.
    Sie blätterte einige Seiten zurück, um zu sehen, wie weit sie gekommen war. Sie hatte bereits jedes öffentliche Einwohnermeldeamt in Europa angerufen, ohne mehr über Kapitän Adelstensfostres Werdegang erfahren zu haben. Der Hof hatte ihr mitgeteilt, was er wusste, jetzt blieben nur noch die Museen. Kapitän
Hans Adelstensfostre war mit Sicherheit keine Berühmtheit, aber er war auch nicht irgendwer. Vielleicht würde eins der Seefahrtsmuseen ihn kennen.
    »Ich dachte, wir wären uns einig, dass du mit dem Unsinn aufhörst? « Fridtjof starrte über Sigbrit Hollands Schulter hinweg wütend auf das Notizbuch.
    Sigbrit Holland drehte sich um. Sie war so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie ihn ganz vergessen hatte.
    »Du hast die fanatischen Weltuntergangspropheten in der Erlöserkirche doch selbst gesehen, und es gibt noch massenhaft andere«, verteidigte sie sich. »Wir müssen einen Weg finden, Odin auf die Insel zurückzubringen, bevor ihm etwas passiert.«
    »Hör auf. Du bildest dir doch wohl nicht ein, dass das, womit du dich da gerade beschäftigst, irgendeinen Einfluss darauf hat, was passiert? Und was deinen Herrn Odin angeht, so glaube ich nicht, dass irgendjemand ihm etwas antun wird. Vergiss nicht, dass wir hier in Südnorden sind. Die Leute sind zu realistisch, um an so einen Quatsch zu glauben. Die langweilen sich nur, aber bald werden sie müde sein, Fanatiker zu spielen, und nach Hause gehen.«
    »Und Fußball gucken und Bier trinken…?«
    »Ja, irgendwas in der Richtung. Jedenfalls handelt es sich bei den Leuten da in der Kirche nur um eine Gruppe lächerlicher Fanatiker, mit der die Regierung mit Recht bald kurzen Prozess machen wird.«
    »Aber Gewalt ist vielleicht nicht das richtige Mittel.«
    »Was dann?«
    »Vielleicht könnte man versuchen, sie zu überzeugen, dass sie sich irren.«
    »Und wie willst du das machen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber in einem Punkt bin ich mir sicher: Wenn Odin zurück auf die Insel kommt, wird alles leichter zu handhaben sein.«
    »Aber ist das nicht genau das, worauf die Regierung hinarbeitet? «
    »Ja, aber es dauert zu lange.«

    »Das ist doch nicht dein Problem!« Fridtjof haute frustriert mit der geballten Faust auf das Sofa.
    »Da haben wir es wieder. Was ist denn mein Problem?«, rief Sigbrit Holland mit hochrotem Kopf.
    »Deine Ehe zum Beispiel!« Fridtjof sah ihr direkt in die Augen.
    »Entschuldige«, sagte Sigbrit Holland und blickte zu Boden. »Aber ich kann nicht anders. Im Moment muss ich daran arbeiten. «
    »Nein, dass musst du nicht! Im Moment musst du an deiner Ehe arbeiten. Wenn du das nicht tust…«
    »Ja, wenn ich das nicht tue, was ist dann?«
    »Dann gibt es bald keine Ehe mehr, an der du arbeiten kannst!« Fridtjof hatte die Stimme gesenkt, aber es bestand kein Zweifel, dass er meinte, was er sagte. »Du kannst wählen.«
    Sigbrit Holland sah ihn an, als würde sie ihn zum ersten Mal sehen. Sie lehnte sich zurück und sagte so ruhig, sie konnte:
    »Das sollte keine Wahl sein.«
    »Das ist eine Wahl, und du solltest sie lieber bald treffen.«
     
    Am nächsten Morgen tat Sigbrit Holland zwei Dinge: Zuerst rief sie in der Bank an und meldete sich krank, dann rief sie alle Seefahrtsmuseen Europas an, eins nach dem anderen, von Norden nach Süden. Die meisten waren verblüffend entgegenkommend und hilfsbereit, offensichtlich froh, dass jemand Interesse zeigte. Keins der Museen besaß Gegenstände, Bücher oder anderes, das einem Kapitän Hans Adelstensfostre gehört hatte. Das einzige Museum, in dem man überhaupt von ihm gehört hatte, war das Seefahrtsmuseum der Flachen Länder, wo die Yacht Freia II in einer Liste über die passierenden Schiffe verzeichnet war.
    Es war nach fünf, als Sigbrit

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