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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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ihr mit ihm gemacht, damit er euch diesen Unsinn erzählte?“, fragte sie. „Habt ihr ihn eingesperrt? Foltert ihr ihn?“
    „Aber er ist doch tot!“, entfuhr es einem unserer Männer, der sich angesprochen fühlte.
    „Tot? Ist das wahr? Hauk ist tot? Auch er …“
    Ich bestätigte es. Im selben Augenblick ärgerte ich mich über das Ungeschick unseres Mannes. Mit dem geständigen Hauk im Hintergrund wäre es mir vielleicht doch gelungen, der Mörderin die Wahrheit abzulisten. Jetzt musste ich mich sogar zu einer Erklärung herbeilassen, wie es geschehen konnte, dass der Bruder des Zentgrafen gewissermaßen unter unseren Augen ums Leben gekommen war.
    „Im Bewusstsein der schweren Schuld, die er auf sich geladen hatte“, schloss ich, „wollte auch er sich unserem Gericht durch Flucht entziehen. Da er auf Erden nicht Buße tun wollte, wird er nun im Jenseits umso härter bestraft. Bedenkt das bitte, bevor Ihr auch weiterhin alles ableugnet!“
    Doch diese Ermahnung war in den Wind gesprochen. Mir entging nicht, dass sich die Wangen der Frau Begga, die vorher vom Wachen und von der Aufregung blass waren, jetzt nach und nach röteten. Unter der Maske der Bestürzung über den Tod des Hauk schimmerte wieder etwas anderes, ganz und gar Gegenteiliges durch: Freude, Erleichterung.
    „Ich glaube, Ihr habt den Ärmsten verwirrt“, sagte sie, indem sie ihrer Stimme einen dunklen, von Schmerz bewegten Klang zu geben bemüht war. „Sein Verstand war ohnehin nicht der stärkste. Ihr habt wohl auch gesehen, was für Tollheiten er getrieben hat. Seinem Bruder, meinem Gemahl, war er weit unterlegen. Und gewiss war er auf ihn eifersüchtig. Auch eine Untat wäre ihm zuzutrauen. Von Euch in die Enge getrieben, hat er dann wohl versucht, auch mich zu beschuldigen, die ich zu oft den Fehler gemacht habe, ihn meine Geringschätzung spüren zu lassen. Er tut mir leid, aber das kann kein Grund für mich sein, eine Schuld, die er auf sich geladen hat, mitzutragen. Ich habe nichts abzuleugnen! Mein einziges Vergehen besteht darin, dass ich von hier fort will. Und das habe ich Euch offen gestanden.“
    „Ihr habt wahrhaftig großes Geschick, Euch aus der Verlegenheit zu ziehen“, sagte ich mit widerwilliger Anerkennung.
    „Ich wollte, es wäre so“, erwiderte sie seufzend. „Denn wie Ihr seht, bin ich hier gefangen. Sie umlauern und bewachen mich, waren die ganze Nacht auf dem Posten … die alten Verwandten, Dorfleute, Knechte und Mägde. Wie konnte ich hoffen, heimlich zu entkommen? Kaum hatte mich der Undankbare, dem ich den Kerker geöffnet hatte, allein gelassen, waren sie da … wie Ungeziefer, sobald man das Licht löscht. Und schon hörte ich, wie sie die Bolzen in den Riegel stießen. Habt Ihr genug Einbildungskraft, um Euch vorzustellen, was mich erwartet, wenn Ihr fort seid?“
    Die schlaue Heuchlerin! Eben noch hatte ich ihr ihre Tat vorgeworfen und schon zwang sie mich anzuerkennen, dass sie selbst ein Opfer war. Was sollte ich mit dieser Mischung aus Lüge und Wahrheit anfangen? Unverrichteter Dinge abziehen?
    Aber da gab es nebenan im Saal ein Gepolter und als wir durch die offene Tür blickten, sahen wir mehrere Knechte damit beschäftigt, die beiden Toten auf Bahren zu legen.
    „Ist es soweit?“, fragte ich. „Sind die Gräber ausgehoben?“
    „Ja“, antwortete einer. „Aber der Tischler legt noch letzte Hand an die Särge.“
    Ich befahl einem unserer Leute, den Grafen zu verständigen. Den beiden anderen trug ich auf, die Toten, vor allem den Leichnam Mommos, nicht aus den Augen zu lassen. Bei der gereizten Stimmung, welche die Leute draußen beherrschte, musste mit allem gerechnet werden.
    Als ich mich abwandte, hörte ich noch, wie einer der Leichenträger sagte: „Fass sie vorsichtig an, du Grobian! Wie leicht sie ist, wie eine Handvoll Federn. So jung, so schön … und musste schon sterben.“
    Nein, ich durfte nicht gehen, ohne erreicht zu haben, was ich vorhatte. Wenigstens diese Untat musste ich der Mörderin nachweisen!
    „Zeigt mir nun den anderen Raum!“, befahl er.
    „Ihr habt ja die Tür schon gefunden“, erwiderte Frau Begga. „Sie ist offen, tretet nur ein!“
    Ich schlug den Teppich zurück und stieß die Tür auf. Wie vermutet war dieser Raum mehr als doppelt so groß als die Kammer, aus der man eintrat. Auch er hatte nur ein winziges Fenster. Nebeneinander standen drei schwere, mit Eisen beschlagene Truhen. Möbel und andere Gegenstände standen und lagen herum: ein

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