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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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wenn sie geglaubt hätte, daß das Testament echt ist, würde eine wie die das warme Nest nicht verlassen, um mit einem Tölpel in die Welt zu ziehen.“
    „Aber sie konnte ihm vortäuschen, daß sie es tun würde.“
    „Warum bestehst du darauf?“
    „Weil ich ihn beobachtet habe. Schon bei der Gerichtsverhandlung … im Haus … vor kurzem an dieser Stelle. Er wirft ihr irgendetwas vor. Wahrscheinlich Verrat. Anklagen kann er sie aber nicht, weil er sich damit selber anklagen würde.“
    „Nun, einen Verrat begeht, wer sich schnöde der Gegenpartei in die Arme wirft …“
    „So ist es! Dies könnte ein Liebhaber sein, um dessentwillen sie Pappolus loswerden wollte. Dazu köderte sie den Griffo. Was vermutlich nicht schwer war.“
    „Deine Einbildungskraft, mein Bester, ist heute wieder besonders ausschweifend. Du willst mir doch nur den Appetit verderben, weil ihr keuschen Brüder ständig vom Futterneid geplagt seid. Wenn diese Romilda einen Liebhaber hätte, für den sie sogar einen Mord riskierte, würde selbst ich sie kaum zu so närrischem Eifer bewegen. Sie benimmt sich wie eine verwirrte Waise, und es wäre doch grausam, sich ihrer nicht anzunehmen!“
    Ich seufzte verstimmt. Sein Spott war ja leider nicht unberechtigt. Von meinen Vermutungen war ich nur halb überzeugt. Meine wahre Absicht war in der Tat, Ärgernisse, die ich mit Romilda heraufkommen sah, von uns abzuwenden. Nicht zum ersten Mal hatte ich die beklemmende Vorstellung, es könne sich unserem Trupp eine Frau anschließen. Viele hohe Würdenträger haben ja eine Kebse in ihrem Reisetroß, manche sogar mehrere. Nicht selten mit der Folge, daß diese Weibsbilder nach und nach die Befehlsgewalt übernehmen. Bisher hatte Odo uns das erspart. Die frühere Reisegefährtin des Erzbischofs aber, nun wiederum ‚Witwe‘ und zweifellos auf der Suche nach einem neuen und möglichst hochgestellten Beschützer, könnte imstande sein, ihn umzustimmen.
    Ich hatte dazu nichts mehr zu sagen und schwieg. Odo versuchte, mich aufzuheitern.
    „Sei guten Mutes, mein Freund, wir sind auf dem richtigen Wege! Wir werden dem alten Nimmersatt Magnulf den Juden entreißen, an dem er sich gütlich tun will.“
    „Als Vertreter des Hofgerichts können wir zwar das Urteil aufheben“, sagte ich, „aber wir müssen schon beweisen …“
    „Der Mörder wird ein Geständnis ablegen!“
    „Wenn du den Koch meinst, so bin ich da keineswegs sicher. Der Kerl ist zäh und verstockt, wenn auch nicht gerade sehr schlau. Sollte allerdings die Romilda als Zeugin …“
    „Laß sie doch endlich aus dem Spiel!“ sagte Odo jetzt unwirsch. „Ich bin sicher, sie hat damit nichts zu schaffen! Warum siehst du nicht ein, daß der Fall sonnenklar ist? Der Schlingel glaubte, ein Testament zu besitzen, das ihn nicht nur recht üppig bedachte, sondern ihm auch noch die Freiheit verhieß. Er ahnte nicht, daß sich sein Herr, dieser Witzbold von einem Bischof, nur einen Jux mit ihm erlaubt hatte. In seinem Hirn blühten Träume auf: Als freier Mann zurück in die Heimat … dazu beladen mit Kostbarkeiten, den geerbten und den schon vorher gestohlenen … ein müßiges, behagliches Leben! Aber leider, er mußte dem Bischof weiter mit seinen Kochkünsten dienen, und solange der fraß, verdaute und schiß, war er unzweifelhaft noch lebendig. So reifte der Mordplan … Natürlich, Griffo selbst mußte frei von Verdacht bleiben. Er spannte auf die Gelegenheit, einem andern die Schuld aufzuladen. Da kommt der Jude! Einer von denen, die immer verdächtig sind. Und noch besser: Er macht sich wirklich verdächtig! Er zetert und droht, stibitzt eine Kanne und drei Löffel, schleicht durch die Hintertür hinaus. Unser Schlingel, der seinen Herrn bediente, hat aus einem Versteck alles mitbekommen. Nun tritt er rasch ins Speisezimmer. Das Messer hat er schon in der Hand. Der Bischof ist bereits eingenickt, so braucht er ihm nicht mehr ‚Gute Nacht‘ zu wünschen. Gleich darauf hört er die Schritte des Pfaffen. Er kann sich gerade noch verdrücken. Daß ausgerechnet der wütige Judenbeschimpfer den Leichnam findet, ist Wein und Honig für ihn. Er hat nicht das Geringste zu befürchten. Keiner verdächtigt ihn, im Prozeß stellt ihm niemand verfängliche Fragen. Jetzt will er nur noch einsacken, was ihm seiner Meinung nach zusteht … zuzüglich einiger Kostbarkeiten, die ihm nicht zustehen, der Romilda und des silbernen Spiegels zum Beispiel. Mitten im Erntefest kommen

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