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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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wir …“
    „Und du glaubst, das alles wird er gestehen?“
    Odo erhob sich.
    „Verlaß dich darauf! Wie schnell … das wird von der Soße abhängen, die er uns nachher vorsetzt. Wenn sie nicht ganz vorzüglich ist, habe ich sein Geständnis noch heute!“
    Wir gingen ins Haus zurück. Aus einem der Zimmer quollen Dampfwolken. Unter Aufsicht von Romilda schleppte Teut aus der Küche, die sich in einem Nebengebäude befand, heißes Wasser herein.
    Als die frühere Kebse des Bischofs uns sah, trat sie rasch auf uns zu, setzte ein Knie auf den Boden und sagte mit gut gespielter Verwirrung:
    „Verzeiht, hohe Herrn, ich wußte ja nicht, wen ich vor mir hatte! Euer Gefolgsmann klärte mich auf. Zwar sagtet Ihr, daß Ihr vom Hofe kämt, daß aber Königsboten das Haus beehren, ahnte ich nicht. Nehmt mir deshalb nicht übel, wenn ich Euch in meiner Einfalt zu nahe trat. Ich hatte nun einmal gleich Vertrauen zu Euch.“
    „Daran tatest du recht, meine Schöne!“ sagte mein Freund und hob sie großmütig auf. „Und du sollst nicht enttäuscht werden!“
    „Ach, wie herrlich muß das Leben bei Hofe sein!“ zwitscherte sie. „Wie gern wäre ich einmal dort! Aber auch hier, solange Ihr bleibt, soll es Euch nicht an Bequemlichkeit fehlen. Ich werde tun, was in meinen Kräften steht. Solltet auch Ihr ein Bad wünschen, Vater?“ fragte sie mit einem schelmischen Lächeln.
    Ich hätte beinahe freudig genickt, doch da erwiderte Odo statt meiner: „Nicht nötig! Vater Lupus lebt nach seiner Ordensregel. Die frommen Brüder baden nur zweimal im Jahr … zur Sonnenwende!“
    Mein entrüsteter Blick traf nur seinen Rücken, denn er verschwand bereits in den Dämpfen. Romilda bat mich, ihm folgen zu dürfen, und ich gewährte es seufzend. Nun war ich sicher, wir würden sie nicht wieder loswerden. Allerdings war mir auf einmal, als würde mich diese Aussicht schon weniger schrecken. Doch ich hütete mich, mir dies offen einzugestehen.
    Ich machte nun einen Rundgang durch das Haus, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die vier Räume des Erdgeschosses, die man von der Halle aus betrat, hatte der Bischof für sich allein beansprucht. Es waren das Speisezimmer und die von Rouhfaz erwähnten, recht üppig ausgestatteten Schlafkammern. Unser emsiger Schreiber hatte eine von diesen, wo auch ein Tisch und ein paar Sitzmöbel standen, in eine kleine Kanzlei verwandelt, indem er unsere Schriften und Kodizes längs der Wände aufgereiht hatte. Ich belobigte ihn dafür und stieg dann eine schmale Treppe hinauf. Das Obergeschoß, aus Holz errichtet und an drei Seiten von einer Galerie umgeben, besaß nur drei Räume. Hier erwartete mich eine Überraschung.
    Ich öffnete eine Tür und blickte in ein großes, helles, doch sichtlich seit längerer Zeit nicht mehr bewohntes Zimmer, dessen Einrichtung darauf schließen ließ, daß hier eine Frau und ein Kind gelebt hatten. Neben der Tür zur Galerie stand ein Webstuhl, in einer Ecke ein Holzpferd. Eine breite, gemauerte Wandbank, vor der ein Samtvorhang hing, hatte als Bett gedient. Ohne Ordnung standen zwei leere Truhen, ein Armstuhl und mehrere Hocker herum. Zwischen Teppichen, in die christliche Szenen eingewebt waren, hing ein Kreuz an der Wand. Auf einem Pult lag ein Buch. Mir wirbelte Staub entgegen, als ich es öffnete. Es war unsere Heilige Schrift, die Vulgata {9} . Überhaupt war alles von einer dicken Staubschicht bedeckt und zum Teil von Spinnweben überzogen. Mäuse huschten erschrocken umher. Schon lange schien niemand mehr diesen Raum betreten zu haben.
    Ich erinnerte mich jetzt, daß die Leute auf dem Forum von einem Neffen des Bischofs und seiner Mutter gesprochen hatten. Ich war nicht mehr sicher: Hatte ich richtig verstanden, daß dieser Neffe nicht mehr am Leben war, vielleicht sogar eines gewaltsamen Todes gestorben? Und daß seine Mutter in ein Kloster gebracht wurde? Auf jeden Fall nahm ich mir vor, mich nach diesen Personen zu erkundigen.
    Im oberen Stockwerk fand ich noch ein schräges Gelaß mit einem Strohlager, das sich der Koch und der Türsteher teilten. Aus einem winzigen Fenster konnte man hinunter in den Garten, auf die Mauer und die dahinter liegende Gasse blicken. Eine weitere Tür war mit einem Vorhängeschloß versehen. Sie führte, wie ich schon wußte, in die Kammer des Priesters Sallustus. Als einzigen unter den Chorherren, die zur Bischofskirche gehörten, hatte ihn Pappolus unter seinem Dache geduldet. Beim Comes Magnulf hatte ich gehört,

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