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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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wollte etwas einwenden, doch ich schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
    „Du warst dem Bischof treu ergeben“, fuhr ich fort, „und auch er war mit dir nicht unzufrieden. Du hast ihn ein bißchen bestohlen, und er hat dich dafür ein bißchen genasführt. Aber ihr kamt miteinander aus. Nein, den Bischof hast du nicht umgebracht. Du wünschtest ihm vielmehr ein langes Leben mit vielen, vielen köstlichen Mählern, die du ihm liebevoll bereiten wolltest. Habe ich recht?“
    Der Schurke schluchzte wahrhaftig auf, und eine Träne rollte ihm über die Wange.
    „Bringt ihn weg, wir brauchen ihn noch als Zeugen!“ sagte ich zu Heiko und Teut. „Und nun zu uns beiden, Pfaffe. Unser Gespräch in der Kirche hat mir zu denken gegeben. Ich werde deine Bitte erfüllen und dem Kloster der drei Marien einen Besuch machen. Aber das hat keine Eile, und vorher ist noch etwas zu tun. Inzwischen gibt es ja wichtige Neuigkeiten. Der Jude Tobias war nicht der Mörder des Bischofs, das wissen wir beide. Er war es ebenso wenig wie dieser kleine burgundische Schuft. Aber du hast mir einen klugen Hinweis gegeben.“
    „Ich verstehe nicht, was Ihr meint, und ich kann Euch nicht zustimmen!“ sagte er hastig. „Erlaubt, ich muß fort, und …“
    „Die Messe wird heute ein anderer lesen.“
    Heiko und Teut, die den Koch in den Stall gebracht hatten, kehrten zurück.
    „Begleitet den Priester hinauf in das Zimmer der Fausta. Und sorgt dafür, daß er es nicht verläßt. Wir werden jetzt seine Kammer durchsuchen.“
    „Meine Kammer?“ rief Sallustus entrüstet. „Aber was wollt Ihr dort? Was hofft Ihr zu finden? Welchen Hinweis hätte ich Euch gegeben?“
    „Sagtest du nicht, es war die Hand Gottes?“
    „Gewiß …“
    „Und sagtest du nicht auch, der Gerechte müsse sich der Waffen des Teufels bedienen?“
    „Das sagte ich, aber was wollt Ihr damit …?“
    „Nur eine knifflige Frage lösen, die noch keine Synode beantwortet hat. Kann die Hand Gottes des Teufels Waffen führen?“

7
    O do erholte sich schnell. Seine starke Natur hatte den Heerbann aufgeboten und mit aller Kraft den feindlichen Angriff zurückgeschlagen. Nachdem er bis gegen Mittag geschlafen hatte, erhob er sich, als sei nichts gewesen, frühstückte und rief Heiko zur täglichen Waffenübung.
    Endlich erschien nun auch der Comes. Er stützte sich schwer auf seinen Elfenbeinstock, rasselte mit Ketten und Reifen und knarrte ein paar Worte des Bedauerns über den ‚unerfreulichen Vorfall‘. Dann machte er Odo den Vorwurf, zu leichtfertig gewesen zu sein. Er pflege, sagte er, alles, was man ihm vorsetzte, von den Köchen selber kosten zu lassen. Einmal schon sei einer vor seinen Augen in Krämpfe gefallen und schließlich tot liegengeblieben. Auch jener sei eifersüchtig gewesen, einer Magd wegen, mit der er verheiratet war. Noch sicherer aber sei es, scherzte der Comes, bei Weibern, die es mit Köchen hätten, seine Geilheit zu bezwingen und sich gar nicht erst mit ihnen abzugeben.
    Dazu stieß er ein schepperndes Lachen aus. Odos Nase aber kräuselte sich, was stets bedeutet, daß ein Unwetter aufzieht.
    „Wie kommt Ihr darauf“, sagte er, „daß es ein Weib war, deretwegen der Kerl das Gift mischte?“
    „Nun, das versteht sich doch, da die Romilda …“
    „Sie wurde das Opfer eines Anschlags, der Vater Lupus und mir galt, den Königsboten! Mein Freund verspätete sich zum Mahl, weil Gott ihn schützte und in der Kirche zurückhielt. Ich, der ich im Himmel nicht so beliebt bin, half mir selber, mit einer Feder. So konnten wir uns vor Eurer Niedertracht retten!“
    „Vor meiner …? Ja, glaubt Ihr etwa …?“
    „Wir wissen es! Der Koch hat uns alles gestanden.“
    „Gestanden …?“
    „Daß er von Euch den Auftrag hatte, Ruhe zu schaffen. Uns die des Grabes … Euch die des Gewissens, um die wir Euch bringen wollen.“
    „Das hat der Schlingel behauptet? Er soll herkommen!“
    „Das kann er leider nicht mehr. Denn seit er an einem Strick in der Luft schwebte, ist er nicht mehr so gut zu Fuß.“
    „Himmelherrgott!“ fluchte der Comes. „Und er hätte Euch vorher gesagt …?“
    „Da er auf eine längere Reise ging, wollte er nicht zuviel Gepäck schleppen. Er erleichterte seine Seele.“
    Der Comes schnappte nach Luft und begann zu zittern.
    „Regt Euch darüber nicht auf“, sagte Odo, „denn Ihr habt jetzt genug andere Sorgen. Geht nach Hause und seht überall nach, wo die zehntausend Solidi versteckt sind, auf die der

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