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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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König und sein Kämmerer vergebens warten. Wenn Ihr sie findet, bringt sie her. Wenn nicht, macht Euch spätestens morgen auf unseren Gegenbesuch gefaßt!“
    Damit führte er den Comes, der völlig verwirrt war und allerlei ungereimtes Zeug stammelte, nach der Tür.
    „War das richtig?“ fragte ich vorwurfsvoll, als er zurückkam. „Der Koch ist am Leben und hat nichts dergleichen gestanden. Du hättest den alten Magnulf umbringen können! Hast du gesehen, wie er zitterte? Der Schlag hätte ihn beinahe getroffen!“
    „Glaubst du wirklich?“ erwiderte Odo lachend. „Das wäre allerdings schade gewesen. So billig soll er uns nicht davonkommen!“
    Dann schwang er sich auf seinen Impetus und begab sich mit Heiko und Fulk zu einem Ausritt vor die Stadttore.
    Ich ging in unsere ‚Kanzlei‘ und kam nun endlich dazu, mich den Funden zu widmen, die wir in der Kammer des Sallustus gemacht hatten. Bisher hatte ich mich auf Stichproben beschränken müssen, weil immer wieder etwas dazwischenkam.
    Am Vormittag hatten wir Romilda beerdigt. Wir legten sie in einen Sargkasten, der eigentlich für einen alten Chorherrn bereitstand, welcher schon die Sterbesakramente empfangen, sich aber wieder erholt hatte. Nach einer Messe in der Kirche trugen wir sie hinaus auf den Gottesacker. Als Nichte des seligen Bischofs fand die abenteuerlustige Römerin, die höchstens ihren dreiundzwanzigsten Geburtstag erlebt hatte, in einem Winkel die ewige Ruhe.
    Hinterher sprach ich mit einigen Chorherren der Bischofskirche. Sie wunderten sich, daß ich trotz des Gerichtsurteils noch einmal die Frage nach dem Mörder des Pappolus aufwarf. Als Schuldiger galt für sie nur der Jude. Genauer befragt, bestätigten dann aber zwei von ihnen, daß es sich bei dem Mann im roten Mantel keineswegs um einen Geist handelte, der dem eifersüchtigen Koch erschienen war, um ihn zu narren. Am Tage des Mordes hatten sie diesen Mann gesehen, wie er zuerst vor der Kirchentür auf und ab ging und später dann an einem Nebenaltar des Seitenschiffs kniete. Sie hatten ihn für einen Reisenden gehalten, der während des Aufenthalts in der Stadt zu einer kurzen Andacht gekommen war. Die Beschreibung des Mannes ergab nicht viel Neues: schwarzes, auf die Schultern fallendes Haar; ein Schnurrbart mit herabhängenden Enden; ein roter, bis fast an die Knöchel wallender Mantel, von einer einzigen runden Fibel gehalten. Über die Farbe der Augen und Form der Nase des Fremden, über Waffen, Gürtel, Wehrgehänge, Hosen und Schuhe konnten die beiden Chorherren nichts aussagen. Einen Diener und ein Reittier hatten sie auch nicht bemerkt. Woher der Mann kam, wohin er ging … niemand hatte darauf geachtet.
    Auch weitere Nachforschungen trugen kaum etwas ein. Ich sandte Heiko zu den vier Torwachen, aber er brachte nicht mehr in Erfahrung, als daß nach der dritten Stunde nur noch nachlässig kontrolliert werde und ein einzelner Fremder leicht unerkannt herein und hinaus könne. Am Abend des Mordes hatte niemand den Mann mit dem roten Mantel gesehen. Ich befragte sogar ein paar Bettler, die auf den Stufen der Kirche lagen. Immerhin erfuhr ich von ihnen, daß das Alte Forum an jenem Abend fast menschenleer war, weil alles streunende Nachtvolk in den vicus zu einer Hochzeit geströmt war. Erst weit nach Mitternacht waren die Bettler betrunken zu ihrem Stammplatz zurückgekehrt. Daß im Hause des Bischofs noch Licht brannte und an der Tür ein Kommen und Gehen war, hatte sie aber nicht sehr gewundert, weil das ja öfter vorkam.
    Ich nahm mir auch noch einmal den Teut vor, der mir unter Schwüren bestätigte, daß er die Haustür an jenem Abend wie immer verschlossen habe, bevor er sich nach der Schenke begab. Er paßte den fast einen Fuß langen Schlüssel in das Schloß ein und zeigte mir, daß es eines besonderen Kniffs, eines gefühlvollen und dabei kräftigen Drucks bedurfte, damit er sich drehte und sich die schwere Eichentür von außen oder von innen öffnen ließ. Ich versuchte es mehrmals vergeblich, bevor es gelang. So war also klar, daß nur ein mit diesem Trick Vertrauter durch die verschlossene Tür kam. Außer dem Friesen war das früher der Bischof selbst, aber immer auch schon der Sallustus gewesen, dem der Herr Pappolus, wenn er sich fortbegab, meist das Haus anvertraute. Ein Fremder jedoch, der es zum ersten Mal versuchte, nachdem er sich des Schlüssels bemächtigt hatte, dazu in Hast und Angst vor Entdeckung, vielleicht auch noch ohne Lampe im dunklen

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