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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Morgengebet. Nachdem ich meinen Hocker noch näher an den Gefesselten herangerückt und mich niedergelassen hatte, sagte ich:
    „Nun, wiederhole, was du behauptet hast. Ich möchte es gern noch einmal hören! An jenem Abend sahst du im Garten einen Mann im roten Mantel, mit schwarzen Haaren. Daß es nicht Herr Odo von Reims war, den du gestern vergiften wolltest und der dich eben großmütig schonte, obwohl es in seiner Macht lag, dich auf der Stelle zu hängen, hast du vielleicht inzwischen eingesehen. Wenn du die Wahrheit sprichst, war es also ein anderer. Sprichst du die Wahrheit?“
    „Die Wahrheit … ich schwör's!“
    „War der Mann ebenso groß wie Herr Odo?“
    „Er war groß.“
    „Trug er auch einen Schnurrbart?“
    „Er trug einen.“
    „Hatte er Waffen bei sich?“
    „Gesehen hab ich keine.“
    „Hieltest du ihn für einen Edlen?“
    „Das ja.“
    „Hattest du diesen Mann schon vorher einmal bemerkt? Auf dem Forum? Auf der Straße? Im Haus?“
    „Noch nie.“
    „Wo warst du, als du die beiden erblicktest?“
    „Oben.“
    „In der Kammer, die du dir mit dem Teut teilst. Du warst dort hinaufgestiegen, nachdem dich der Bischof entlassen hatte. Bevor du dich auf deinen Strohsack legtest, warfst du noch einen Blick aus dem Fenster. War das Gewohnheit oder ahntest du schon, daß Romilda sich mit einem Liebhaber traf?“
    „Ich ahnte nichts.“
    „Sie hatte sich aber schon vor dir aus dem Speisezimmer entfernt.“
    „Schon lange vor mir.“
    „Und nun erblicktest du sie im Garten. Was tat sie?“
    „Sie saß auf 'ner Bank.“
    „Mit diesem Fremden.“
    „Ja.“
    „War es denn eigentlich noch hell genug? Konntest du die beiden erkennen?“
    „Genau.“
    „Wie war der Fremde, glaubst du, hereingekommen?“
    „Von der Gasse her. Durch die Pforte.“
    „Dort hatte sie ihn eingelassen?“
    „Hatte sie wohl.“
    „Und was taten nun die beiden?“
    Der Koch starrte auf die Wand, wo ein paar verspätete Schaben ihren Schlupfwinkeln zueilten, und schien nachzudenken.
    „Antworte!“ sagte Heiko, der hinter mir stand. „Machten sie das Tier mit zwei Rücken?“
    „Das nicht.“
    „Was also taten sie?“ fragte ich.
    „Nichts. Sie redeten dies und das.“
    „Verstandest du etwas davon?“
    „Kein Wort.“
    „Aber du hörtest den Streit aus dem Hause … zwischen dem Bischof und dem Juden.“
    „Das ja.“
    „Hast du die beiden auf der Gartenbank längere Zeit beobachtet?“
    Griffo zögerte, nickte dann.
    „Warst du eifersüchtig?“
    Er schwieg.
    „Stimmt es, was dein Landsmann behauptet … daß auch du das Lager der Romilda geteilt hast?“
    „Das stimmt.“
    „Den nahm sie nur, wenn's der Herr befahl“, sagte Teut, der mit gekreuzten Armen am Türpfosten lehnte. „Wenn er zusehen wollte, wie sie sich sträubte. Damit's was zu lachen gab, ja.“
    „Lüge!“ widersprach der Koch heftig. „Manchmal tat sie's auch ohne … ohne Befehl!“
    „Und manchmal ließ sie also auch jemand von draußen herein“, stellte ich fest. „Wie oft kam das vor?“
    „Von Zeit zu Zeit“, sagte wieder der Teut. „Ziemlich oft, ja.“
    „Davon ahnte der Bischof aber nichts.“
    „War ihr Hurengeheimnis, ja.“
    „Und wo lernte sie diese Männer kennen?“
    „Überall. Auf dem Forum. Dem Markt. In der Kirche …“
    „In der Kirche?“
    „Dort vor allem, ja.“
    „Hast auch du den Mann im roten Mantel gesehen, der Herrn Odo so ähneln soll?“
    Teut überlegte kurz und verneinte dann.
    „Dieser Liebhaber“, fragte ich wieder den Koch, „hatte es anscheinend nicht sehr eilig. Die beiden redeten nur miteinander …“
    „Die Romilda wollte schon … er aber nicht. Wenn sie  'ranrückte, rückte er fort.“
    „Ah, wirklich? Das ist bemerkenswert. Doch weiter! Der Streit im Haus wurde heftig … es polterte. Schließlich kam der Jude heraus und eilte zur Gartenpforte. Hast du das auch gesehen?“
    „Hab ich.“
    „Er schob den Riegel zurück und trat auf die Gasse hinaus. Und dann?“
    „Dann verschwand er.“
    „Und was tat der Fremde?“
    „Stand auf, ging ins Haus.“
    „Sofort?“
    „Sofort.“
    „Und Romilda?“
    „Blieb auf der Bank sitzen.“
    „Und was passierte nun?“
    „Nichts.“
    „Was heißt das … nichts? War aus dem Hause nichts zu hören? Stimmen? Ein Schrei? Ein Stöhnen? Wieder ein Poltern?“
    „Kein Laut.“
    „Kehrte der Mann in den Garten zurück?“
    „Das nicht.“
    „Und was geschah weiter?“
    „Dann kam der

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