Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
Vom Netzwerk:
des hohen Palastes
    Beide, der Rinderhirt und der männerbeherrschende Sauhirt;
    Ihnen folgte sofort der göttergleiche Odysseus.
    Als sie jetzt aus der Tür und dem Vorhof waren gekommen,
    Redet’ Odysseus sie an und sprach die freundlichen Worte:
    Hört, ich möcht euch was sagen, du Rinderhirt und du Sauhirt!
    Oder verschweig ich’s lieber? Mein Herz gebeut mir zu reden.
    Wen verteidigtet ihr, wenn jetzo mit einmal Odysseus
    Hier aus der Fremde käm und ihn ein Himmlischer brächte?
    Wolltet ihr dann die Freier verteidigen oder Odysseus?
    Redet heraus, wie euch das Herz im Busen gebietet!
    Ihm antwortete drauf der Oberhirte der Rinder:
    Vater Zeus, erfülltest du doch mein heißes Verlangen,
    Daß ein Himmlischer jenen zur Heimat führte! Du solltest
    Sehn, was auch meine Kraft und meine Hände vermöchten!
    Auch Eumaios flehte zu allen unsterblichen Göttern,
    Daß sie dem weisen Odysseus verstatteten wiederzukehren.
    Und nachdem Odysseus die Treue der Hirten geprüfet,
    Da antwortet’ er ihnen und sprach die freundlichen Worte:
    Nun, ich selber bin hier! Nach vielen Todesgefahren
    Bin ich im zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret!
    Und ich erkenne, wie sehr ihr beiden meine Zurückkunft
    Wünschtet, ihr allein von den Knechten! Denn keinen der andern
    Hört ich flehn, daß ein Gott mir heimzukehren vergönnte!
    Drum vernehmet auch ihr, was euch zum Lohne bestimmt ist:
    Wenn mir Gott die Vertilgung der stolzen Freier gewähret,
    Dann will ich jedem ein Weib und Güter zum Eigentum geben,
    Jedem nahe bei mir ein Haus erbauen und künftig
    Beide wie Freund’ und Brüder von meinem Telemachos achten.
    Aber daß ihr mir glaubt und mich für Odysseus erkennet:
    Kommt und betrachtet hier ein entscheidendes Zeichen, die Narbe,
    Die ein Eber mir einst mit weißem Zahne gehauen,
    Als ich auf dem Parnaß mit den Söhnen Autolykos’ jagte.
    Also sprach er und zog von der großen Narbe die Lumpen.
    Aber da jene sie sahn und alles deutlich erkannten,
    Weinten sie, schlangen die Händ’ um den edlen Helden Odysseus,
    Hießen ihn froh willkommen und küßten ihm Schultern und Antlitz.
    Auch Odysseus küßte den Hirten Antlitz und Hände.
    Über der Klage wäre die Sonne niedergesunken,
    Hätt Odysseus sie nicht mit diesen Worten geendet:
    Hemmt anitzo die Tränen und euren Jammer, daß niemand
    Von den Leuten im Haus uns seh und drinnen verrate.
    Geht nun einzeln wieder hinein, nicht alle mit einmal;
    Ich zuerst, dann ihr! Die Abred aber sei diese:
    Nimmer wird es die Schar der übermütigen Freier
    Billigen, daß mir der Bogen und Köcher werde gegeben;
    Aber gehe nur dreist mit dem Bogen, edler Eumaios,
    Durch den Saal und reiche mir ihn. Auch sage den Weibern,
    Daß sie die festen Türen des Hinterhauses verriegeln;
    Und wenn eine vielleicht ein Röcheln oder Gepolter
    Drinnen im Saale der Männer vernimmt, daß keine herausgeh,
    Sondern geruhig sitze bei ihrer beschiedenen Arbeit.
    Edler Philötios, dir vertrau ich die Pforte des Hofes,
    Sie mit dem Riegel zu schließen und fest mit dem Seile zu binden.
    Also sprach er und ging in die schöngebauete Wohnung;
    Allda setzt’ er sich wieder auf seinen verlassenen Sessel.
    Einzeln folgten die Knechte des göttergleichen Odysseus.
    Und Eurymachos wandte nunmehr in den Händen den Bogen,
    Hin und wider ihn wärmend im Glanze des Feuers, und dennoch
    Konnt’ er die Senne nicht spannen. Ein tiefaufatmender Seufzer
    Schwellte sein stolzes Herz, und zürnend sprach er die Worte:
    Götter, wie kränkt mich der Schmerz, um mich selber und um die andern!
    Wegen der Hochzeit nicht, wiewohl mich auch diese bekümmert
    (Denn es sind ja noch andre Achaierinnen die Menge,
    Hier in Ithaka selbst und auch in anderen Städten),
    Sondern weil unsere Kraft vor des göttergleichen Odysseus
    Stärke so ganz verschwindet, daß seinen Bogen nicht einer
    Spannen kann! Hohnlachend wird selbst der Enkel es hören!
    Aber Eupeithes’ Sohn Antinoos gab ihm zur Antwort:
    Nein, Eurymachos, nicht also! Du weißt es auch besser!
    Heute feirt ja das Volk des großen Gottes Apollon
    Fest, wer wollte denn heute den Bogen spannen? O legt ihn
    Ruhig nieder! Allein die Äxte können wir immer
    Stehen lassen; denn schwerlich wird jemand sie zu entwenden
    Kommen in den Palast des Laertiaden Odysseus.
    Auf! es fülle von neuem der Schenk mit Weine die Becher,
    Daß wir opfern und dann hinlegen des Königes Bogen.
    Aber morgen befehlt dem Ziegenhirten Melantheus,
    Uns die trefflichsten Ziegen der ganzen

Weitere Kostenlose Bücher