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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Odysseus dem edlen Hirten Eumaios
    Nahe stehend zu hüten; denn einen nur faßte die Öffnung.
    Und Agelaos begann und sprach zu der Freier Versammlung:
    Freunde, könnte nicht einer zur Treppentüre hinaufgehn
    Und es dem Volke sagen? Dann würde plötzlich ein Aufruhr,
    Und bald hätte der Mann die letzten Pfeile versendet!
    Ihm antwortete drauf der Ziegenhirte Melantheus:
    Göttlicher Held Agelaos, das geht nicht! Fürchterlich nahe
    Ist die Pforte des Hofes und eng der Weg nach dem Vorsaal.
    Selbst ein einzelner Mann, wenn er Herz hat, wehret ihn allen.
    Aber wohlan, ich will euch Waffen holen vom Söller,
    Daß ihr euch rüsten könnt! Denn dort, sonst nirgends, vermut ich,
    Hat sie Odysseus versteckt nebst seinem glänzenden Sohne.
    Also sprach er und stieg, der Ziegenhirte Melantheus,
    Durch die Stufen des Hauses empor zu den Kammern des Königs.
    Und zwölf Schilde holt’ er und zwölf weitschattende Lanzen,
    Und zwölf eherne Helme, geschmückt mit wallendem Roßschweif;
    Stieg dann wieder hinab und brachte sie eilig den Freiern.
    Aber dem edlen Odysseus erzitterten Herz und Kniee,
    Als sie um Schultern und Haupt sich rüsteten und in den Händen
    Lange Speere bewegten; ihm drohte die schrecklichste Arbeit.
    Und er wandte sich schnell mit geflügelten Worten zum Sohne:
    Sicher, Telemachos, hat uns eine der Weiber im Hause
    Jenen furchtbaren Kampf bereitet oder Melantheus!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    O mein Vater, das hab ich selber versehen, und niemand
    Anders ist schuld! Ich ließ die feste Türe des Söllers
    Unverschlossen zurück, und das hat ein Lauscher bemerket.
    Aber, Eumaios, eil und verschließ die Türe des Söllers
    Und gib acht, ob eine der Mägde dieses getan hat
    Oder Dolios’ Sohn Melantheus, wie ich vermute.
    Als sie mit diesen Worten sich untereinander besprachen,
    Stieg in den Söller von neuem der Ziegenhirte Melantheus,
    Schöne Waffen zu holen. Ihn merkte der treffliche Sauhirt,
    Eilete wieder zurück und sprach zum nahen Odysseus:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Siehe, da geht er schon wieder, der Bösewicht, den wir vermutet,
    Nach dem Söller hinauf! Nun sage mir eilig, Odysseus:
    Soll ich selber ihn töten, wenn ich mich seiner bemeistre,
    Oder bring ich ihn dir, damit er büße die Frevel,
    Deren der Bube so viel in deinem Hause verübt hat?
    Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
    Ich und Telemachos wollen die Schar der trotzigen Freier
    Hier im Saale schon halten, wie sehr sie auch gegen uns anstürmt.
    Aber ihr beiden dreht ihm Händ’ und Füß’ auf den Rücken,
    Werft ihn hinein in den Söller und schließt von innen die Pforte;
    Knüpfet darauf an die Fessel ein starkes Seil und zieht ihn
    Hoch an die ragende Säule hinauf, bis dicht an die Balken,
    Daß er noch lange lebe, von schrecklichen Schmerzen gefoltert!
    Also sprach er; ihm hörten sie beide mit Fleiß und gehorchten,
    Eilten zum Söller empor und fanden Melanthios drinnen.
    Dieser suchte nach Waffen umher im Winkel des Söllers.
    Und sie standen erwartend an beiden Pfosten des Eingangs.
    Als nun über die Schwelle der Ziegenhirte Melantheus
    Trat, in der einen Hand den prächtigen Helm, in der andern
    Einen großen veralteten Schild des Helden Laertes,
    Den er als Jüngling trug (doch jetzo lag er im Winkel,
    Ganz von Schimmel entstellt, und es barsten die Nähte der Riemen),
    Siehe, da stürzten sie beide hervor und ergriffen und schleppten
    Ihn bei den Haaren hinein und warfen den Jammernden nieder,
    Banden ihm Händ’ und Füße mit schmerzender Fessel, gewaltsam
    Hinten am Rücken zusammengedreht, wie ihnen befohlen
    Hatte Laertes’ Sohn, der herrliche Dulder Odysseus,
    Knüpften darauf an die Fessel ein starkes Seil und zogen
    Ihn an die ragende Säule hinauf, bis dicht an die Balken.
    Höhnend sprachst du zu ihm, Eumaios, Hüter der Schweine:
    Jetzo wirst du hier wohl die Nacht durchschlummern, Melantheus,
    Wann du im weichen Lager dich ausdehnst, wie dir gebühret.
    Und du siehest gewiß die schöne Morgenröte
    Aus des Ozeans Fluten hervorgehn, daß du den Freiern
    Treffliche Ziegen bringest, im Saale den Schmaus zu bereiten.
    Also ließ man ihn hangen, gespannt in der folternden Fessel.
    Jene nahmen die Rüstung und schlossen die schimmernde Pforte,
    Eilten dann wieder zum tapfern erfindungsreichen Odysseus.
    Kriegsmut atmend standen die Streitenden: hier auf der Schwelle
    Vier und dort in dem Saale so viel und so rüstige Männer!
    Siehe, da

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