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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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keine der Äxte;
    Von dem vordersten Öhre bis durch das letzte von allen
    Stürmte das ehrne Geschoß. Er sprach zu Telemachos jetzo:
    Nun, Telemachos, siehst du, ob dir der Fremdling im Hause
    Schande bringt! Ich traf das Ziel und spannte den Bogen
    Ohne langes Bemühn! Noch hab ich Stärke der Jugend
    Und bin nicht so verächtlich, wie jene Freier mich schimpfen!
    Aber es ist nun Zeit, den Abendschmaus zu besorgen,
    Noch bei Tage! Nachher erfreue die scherzenden Männer
    Saitenspiel und Gesang, die liebliche Zierde des Mahles!
    Sprach’s und winkte mit Augen. Da warf Telemachos eilend
    Um die Schulter sein Schwert, der Sohn des großen Odysseus,
    Faßte mit nervichter Hand die scharfe Lanze und stand nun
    Neben dem Vater am Stuhle, mit blinkendem Erze gerüstet.

XXII. Gesang
    Odysseus erschießt den Antinoos und entdeckt sich den Freiern. Eurymachos bittet um Schonung. Kampf. Telemachos bringt Waffen von oben und läßt die Türe offen. Der Ziegenhirt schleicht hinauf und wird von den treuen Hirten gebunden. Athene erscheint in Mentors Gestalt, dann als Schwalbe. Entscheidender Sieg. Nur der Sänger und Medon werden verschont. Der gerufenen Eurykleia Frohlocken gehemmt. Reinigung des Saals und Strafe der Treulosen. Odysseus räuchert das Haus und wird von den treuen Mägden bewillkommt.
    Jetzo entblößte sich von den Lumpen der weise Odysseus,
    Sprang auf die hohe Schwell und hielt in den Händen den Bogen
    Samt dem gefüllten Köcher; er goß die gefiederten Pfeile
    Hin vor sich auf die Erd und sprach zu der Freier Versammlung:
    Diesen furchtbaren Kampf, ihr Freier, hab ich vollendet!
    Jetzo wähl ich ein Ziel, das noch kein Schütze getroffen,
    Ob ich’s treffen kann und Apollon mir Ehre verleihet.
    Sprach’s, und Antinoos traf er mit bitterm Todesgeschosse.
    Dieser wollte vom Tisch das zweigehenkelte schöne
    Goldne Geschirr aufheben und faßt’ es schon mit den Händen,
    Daß er tränke des Weins; allein von seiner Ermordung
    Ahndet’ ihm nichts: und wer in der schmausenden Männer Gesellschaft
    Hätte geglaubt, daß einer, und wenn er der Tapferste wäre,
    Unter so vielen es wagte, ihm Mord und Tod zu bereiten!
    Aber Odysseus traf mit dem Pfeil ihn grad in die Gurgel,
    Daß im zarten Genick die Spitze wieder hervordrang.
    Und er sank zur Seite hinab; der Becher voll Weines
    Stürzte dahin aus der Hand des Erschossenen, und aus der Nase
    Sprang ihm ein Strahl dickströmenden Bluts. Er wälzte sich zuckend,
    Stieß mit dem Fuß an den Tisch, und die Speisen fielen zur Erde;
    Brot und gebratenes Fleisch ward blutig. Aber die Freier
    Schrien laut auf im Saale, da sie den Stürzenden sahen,
    Sprangen empor von den Thronen und schwärmten wild durcheinander,
    Schaueten ringsumher nach den schöngemauerten Wänden;
    Aber da war kein Schild und keine mächtige Lanze.
    Und sie schalten Odysseus und schrien die zürnenden Worte:
    Übel bekommt dir, Fremdling, das Männerschießen! Du kämpftest
    Heute den letzten Kampf! Nun ist dein Verderben entschieden!
    Wahrlich, du tötetest hier den Jüngling, welcher der größte
    Held in Ithaka war! Drum sollen die Geier dich fressen!
    Also rufte der Schwarm; denn sie wähnten, er habe den Jüngling
    Wider Willen getötet: die Toren! und wußten das nicht,
    Daß nun über sie alle die Stunde des Todes verhängt war.
    Zürnend schaute auf sie und sprach der weise Odysseus:
    Ha! ihr Hunde, ihr wähntet, ich kehrete nimmer zur Heimat
    Aus dem Lande der Troer! Drum zehrtet ihr Schwelger mein Gut auf
    Und beschlieft mit Gewalt die Weiber in meinem Palaste,
    Ja, ihr warbt sogar, da ich lebte, um meine Gemahlin:
    Weder die Götter scheuend, des weiten Himmels Bewohner,
    Noch ob ewige Schand auf eurem Gedächtnisse ruhte.
    Nun ist über euch alle die Stunde des Todes verhänget!
    Also sprach er. Da faßte sie alle bleiches Entsetzen;
    Jeder sahe sich um, wo er dem Verderben entflöhe.
    Nur Eurymachos gab aus dem Haufen ihm dieses zur Antwort:
    Bist du denn jetzt, Odysseus, der Ithaker wiedergekommen,
    O so rügst du mit Recht die Taten dieser Achaier:
    Viel Unarten geschahn im Palast und viel auf dem Lande!
    Aber er liegt ja schon, der solches alles verschuldet!
    Denn Antinoos war der Stifter aller Verwüstung,
    Und ihn trieb nicht einmal die heiße Begierde der Hochzeit,
    Sondern andre Gedanken, die Zeus Kronion vernichtet:
    Selber König zu sein in Ithakas mächtigem Reiche,
    Strebt’ er, und deinen Sohn mit Hinterlist zu ermorden.
    Doch nun hat er sein Teil empfangen! Du aber

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