Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
Weibern;
Und dann reiniget wieder die zierlichen Sessel und Tische
Von der Erschlagenen Blute mit angefeuchteten Schwämmen.
Aber sobald ihr alles umher im Saale geordnet,
Führt die Weiber hinaus vor die schöngebauete Wohnung,
Zwischen das Küchengewölb und die feste Mauer des Hofes,
Und erwürgt sie dort mit der Schärfe des Schwertes, bis aller
Seelen entfliehn und vergessen der ungebändigten Lüste,
Welche sie oft gebüßt in geheimer Umarmung der Freier.
Also sprach er; da kamen die Weiber alle bei Haufen
Lautwehklagend herein und heiße Tränen vergießend.
Und sie trugen hinaus die abgeschiedenen Toten
Unter die tönende Halle des festverschlossenen Hofes,
Legten übereinander sie hin; es trieb sie Odysseus,
Hurtig zu eilen, und traurig vollendeten jene die Arbeit.
Hierauf reinigten sie die zierlichen Sessel und Tische
Von der Erschlagenen Blute mit angefeuchteten Schwämmen.
Aber Telemachos, der Rinderhirt und der Sauhirt
Säuberten eilig mit Schaufeln des schönen gewölbeten Saales
Estrich; den Unrat trugen die Mägde hinaus vor die Türe.
Und nachdem sie alles umher im Saale geordnet,
Führten sie jene hinaus vor die schöngebauete Wohnung,
Zwischen das Küchengewölb und die feste Mauer des Hofes,
Trieben sie dort in die Enge, wo nirgends ein Weg zum Entfliehn war.
Und der verständige Jüngling Telemachos sprach zu den Hirten:
Wahrlich, den reinen Tod des Schwertes sollen die Weiber
Mir nicht sterben, die mich und meine Mutter so lange
Schmäheten und mit den Freiern so schändliche Greuel verübten!
Sprach’s, da band er ein Seil des blaugeschnäbelten Schiffes
An den ragenden Pfeiler und knüpft’ es hoch am Gewölbe
Fest, daß die Hangenden nicht mit den Füßen die Erde berührten.
Und wie die fliegenden Vögel, die Drosseln oder die Tauben,
In die Schlingen geraten, die im Gebüsche gestellt sind;
Müde eilten sie heim und finden ein trauriges Lager:
Also hingen sie dort mit den Häuptern nebeneinander,
Alle die Schling um den Hals, und starben des kläglichsten Todes,
Zappelten noch mit den Füßen ein wenig, aber nicht lange.
Jetzo holten sie auch den Ziegenhirten Melantheus;
Und sie schnitten ihm Nas und Ohren mit grausamem Erze
Ab, entrissen und warfen die blutige Scham vor die Hunde,
Hauten dann Händ’ und Füße vom Rumpf mit zürnendem Herzen.
Und nun wuschen sie sich die Händ’ und Füße und gingen
Wieder hinein zu Odysseus im Saal; und das Werk war vollendet.
Aber Odysseus sprach zu der Pflegerin Eurykleia:
Alte, bringe mir Feuer und fluchabwendenden Schwefel,
Daß ich den Saal durchräuchre. Dann sage Penelopeien,
Daß sie geschwind herkomme mit ihren begleitenden Jungfraun;
Auch die übrigen Weiber im Hause rufe mir eilig.
Ihm antwortete drauf die Pflegerin Eurykleia:
Gut, mein geliebter Sohn, du hast mit Weisheit geredet,
Aber ich will dir ein Kleid herbringen, Mantel und Leibrock,
Daß du nicht, mit den Lumpen die rüstigen Schultern umhüllet,
Hier in dem Saale stehst. Wie häßlich würde das aussehn!
Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:
Erstlich bringe mir Schwefel und zünde Feuer im Saal an.
Also sprach er. Da eilte die Pflegerin Eurykleia;
Und nun brachte sie Feuer und Schwefel. Aber Odysseus
Räucherte rings im Saal, im Vorhaus und in dem Hofe.
Und die Alte stieg aus Odysseus’ prächtiger Wohnung,
Brachte des Königs Befehl und trieb die Mägde zu eilen.
Und sie gingen hervor, in den Händen die leuchtende Fackel.
Jetzo umringten sie alle den wiedergekommenen König,
Hießen ihn froh willkommen und küßten ihm Schultern und Antlitz,
Küßten und drückten die Hände mit Inbrunst. Aber Odysseus
Weint’ und schluchzte vor Freude; sein Herz erkannte noch alle.
XXIII. Gesang
Penelopeia, von der Pflegerin gerufen, geht mißtrauisch in den Saal. Odysseus gebeut den Seinigen Reigentanz, um die Ithaker zu täuschen. Er selbst, vom Bade verschönert, rechtfertigt sich der Gemahlin durch ein Geheimnis. Die Neuverbundenen erzählen vor dem Schlafe sich ihre Leiden. Am Morgen befiehlt Odysseus der Gemahlin, sich einzuschließen, und geht mit dem Sohn und den Hirten zu Laertes hinaus.
Aber das Mütterchen stieg frohlockend empor in den Söller,
Um der Fürstin zu melden, ihr lieber Gemahl sei zu Hause;
Jugendlich strebten die Knie und hurtiger eilten die Schenkel.
Und sie trat zu dem Haupte der schlafenden Fürstin und sagte:
Wach auf, Penelopeia, geliebte Tochter, und schau es
Selber mit
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