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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Weisheit
    Vieler Künste gelehrt, und bildet reizende Werke:
    Also umgoß die Göttin ihm Haupt und Schultern mit Anmut.
    Und er stieg aus dem Bad, an Gestalt den Unsterblichen ähnlich,
    Kam und setzte sich wieder auf seinen verlassenen Sessel
    Gegenüber dem Sitz der edlen Gemahlin und sagte:
    Wunderliche, gewiß vor allen Weibern der Erde
    Schufen die Himmlischen dir ein Herz so starr und gefühllos!
    Keine andere Frau wird sich von ihrem Gemahle
    So halsstarrig entfernen, der nach unendlicher Trübsal
    Endlich im zwanzigsten Jahre zum Vaterlande zurückkehrt!
    Aber bereite mein Bett, o Mütterchen, daß ich allein mich
    Niederlege: denn diese hat wahrlich ein Herz von Eisen!
    Ihm antwortete drauf die kluge Penelopeia:
    Wunderlicher, mich hält so wenig Stolz wie Verachtung
    Oder Befremden zurück; ich weiß recht gut, wie du aussahst,
    Als du von Ithaka fuhrst im langberuderten Schiffe.
    Aber wohlan, bereite sein Lager ihm, Eurykleia,
    Außerhalb des schönen Gemachs, das er selber gebauet.
    Setzt das zierliche Bette hinaus und leget zum Ruhen
    Wollichte Felle hinein und prächtige Decken und Mäntel.
    Also sprach sie zum Schein, den Gemahl zu versuchen. Doch zürnend
    Wandte sich jetzt Odysseus zu seiner edlen Gemahlin:
    Wahrlich, o Frau, dies Wort hat meine Seele verwundet!
    Wer hat mein Bette denn anders gesetzt? Das könnte ja schwerlich
    Selbst der erfahrenste Mann, wo nicht der Unsterblichen einer
    Durch sein allmächtiges Wort es leicht von der Stelle versetzte;
    Doch kein sterblicher Mensch, und trotzt’ er in Kräften der Jugend,
    Könnt es hinwegarbeiten! Ein wunderbares Geheimnis
    War an dem künstlichen Bett, und ich selber baut es, kein andrer!
    Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,
    Stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke.
    Rings um diesen erbaut ich von dichtgeordneten Steinen
    Unser Ehegemach und wölbte die obere Decke,
    Und verschloß die Pforte mit festeinfugenden Flügeln.
    Hierauf kappt ich die Äste des weitumschattenden Ölbaums
    Und behaute den Stamm an der Wurzel, glättet ihn ringsum
    Künstlich und schön mit dem Erz und nach dem Maße der Richtschnur,
    Schnitzt ihn zum Fuße des Bettes und bohrt ihn rings mit dem Bohrer,
    Fügete Bohlen daran und baute das zierliche Bette,
    Welches mit Gold und Silber und Elfenbeine geschmückt war,
    Und durchzog es mit Riemen von purpurfarbener Stierhaut.
    Dies Wahrzeichen sag ich dir also. Aber ich weiß nicht,
    Frau, ob es noch so ist wie vormals, oder ob jemand
    Schon den Fuß von der Wurzel gehaun und das Bette versetzt hat.
    Also sprach er. Der Fürstin erzitterten Herz und Kniee,
    Als sie die Zeichen erkannte, die ihr Odysseus verkündet.
    Weinend lief sie hinzu und fiel mit offenen Armen
    Ihrem Gemahl um den Hals und küßte sein Antlitz und sagte:
    Sei mir nicht bös, Odysseus! Du warst ja immer ein guter
    Und verständiger Mann! Die Götter gaben uns Elend;
    Denn zu groß war das Glück, daß wir beisammen in Eintracht
    Unserer Jugend genössen und sanft dem Alter uns nahten!
    Aber du mußt mir jetzo nicht darum zürnen noch gram sein,
    Daß ich, Geliebter, dich nicht beim ersten Blicke bewillkommt!
    Siehe, mein armes Herz war immer in Sorgen, es möchte
    Irgendein Sterblicher kommen und mich mit täuschenden Worten
    Hintergehn; es gibt ja so viele schlaue Betrüger!
    Nimmer hätte der Fremdling die schöne argeiische Fürstin
    Helena, Tochter von Zeus, zur heimlichen Liebe verleitet,
    Hätte sie vorbedacht, daß die kriegrischen Söhne Achaias
    Würden mit Feuer und Schwert sie zurück aus Ilion fordern.
    Aber gereizt von der Göttin, erlag sie der schnöden Verführung
    Und erwog nicht vorher in ihrem Herzen das nahe
    Schreckensgericht, das auch uns so vielen Jammer gebracht hat!
    Jetzo, da du, Geliebter, mir so umständlich die Zeichen
    Unserer Kammer nennst, die doch kein Sterblicher sahe,
    Sondern nur du und ich und die einzige Kammerbediente
    Aktoris, welche mein Vater mir mitgab, als ich hieher zog,
    [Die uns beiden die Pforte bewahrt des festen Gemaches:]
    Jetzo besiegst du mein Herz, und alle Zweifel verschwinden.
    Also sprach sie. Da schwoll ihm sein Herz von inniger Wehmut.
    Weinend hielt er sein treues geliebtes Weib in den Armen.
    So erfreulich das Land den schwimmenden Männern erscheinet,
    Deren rüstiges Schiff der Erdumgürter Poseidon
    Mitten im Meere durch Sturm und geschwollene Fluten zerschmettert
    (Wenige nur entflohn dem dunkelwogenden Abgrund,
    Schwimmen ans Land, ringsum vom

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