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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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auszuspähn und sichere Busen des Meeres.
    Jetzo hatt er nun endlich die Mündung des herrlichen Stromes
    Schwimmend erreicht. Hier fand er bequem zum Landen das Ufer,
    Niedrig und felsenleer und vor dem Winde gesichert.
    Und er erkannte den strömenden Gott und betet’ im Herzen:
    Höre mich, Herrscher, wer du auch seist, du sehnlich Erflehter!
    Rette mich aus dem Meer vor dem schrecklichen Grimme Poseidons!
    Heilig sind ja auch selbst unsterblichen Göttern die Menschen,
    Welche, von Leiden gedrängt, um Hilfe flehen! Ich winde
    Mich vor deinem Strome, vor deinen Knieen, in Jammer!
    Herrscher, erbarme dich mein, der deiner Gnade vertrauet!
    Also sprach er. Da hemmte der Gott die wallenden Fluten
    Und verbreitete Stille vor ihm und rettet’ ihn freundlich
    An das seichte Gestade. Da ließ er die Kniee sinken
    Und die nervichten Arme, ihn hatten die Wogen entkräftet;
    Alles war ihm geschwollen, ihm floß das salzige Wasser
    Häufig aus Nas und Mund; und ohne Atem und Stimme
    Sank er in Ohnmacht hin, erstarrt von der schrecklichen Arbeit.
    Als er zu atmen begann und sein Geist dem Herzen zurückkam,
    Löst’ er ab von der Brust den heiligen Schleier der Göttin,
    Warf ihn eilend zurück in die salzige Welle des Flusses;
    Und ihn führte die Welle den Strom hinunter, und Ino
    Nahm ihn mit ihren Händen. Nun stieg der Held aus dem Flusse,
    Legte sich nieder auf Binsen und küßte die fruchtbare Erde.
    Tiefaufseufzend sprach er zu seiner erhabenen Seele:
    Weh mir Armen, was leid ich, was werd ich noch endlich erleben!
    Wenn ich die grauliche Nacht an diesem Strome verweilte,
    Würde zugleich der starrende Frost und der tauende Nebel
    Mich Entkräfteten, noch Ohnmächtigen, gänzlich vertilgen;
    Denn kalt wehet der Wind aus dem Strome vor Sonnenaufgang.
    Aber klimm ich hinan zum waldbeschatteten Hügel,
    Unter dem dichten Gesträuch zu schlafen, wenn Frost und Ermattung
    Anders gestatten, daß mich der süße Schlummer befalle,
    Ach, dann werd ich vielleicht den reißenden Tieren zur Beute!
    Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste,
    Hinzugehn in den Wald, der den weitumschauenden Hügel
    Nah am Wasser bewuchs. Hier grüneten, ihn zu umhüllen,
    Zwei verschlungne Gebüsche, ein wilder und fruchtbarer Ölbaum.
    Nimmer durchstürmte den Ort die Wut naßhauchender Winde,
    Ihn erleuchtete nimmer mit warmen Strahlen die Sonne,
    Selbst der gießende Regen durchdrang ihn nimmer, so dicht war
    Sein Gezweige verwebt. Hier kroch der edle Odysseus
    Unter und bettete sich mit seinen Händen ein Lager,
    Hoch und breit; denn es deckten so viele Blätter den Boden,
    Daß zween Männer darunter und drei sich hätten geborgen
    Gegen den Wintersturm, auch wann er am schrecklichsten tobte.
    Freudig sahe das Lager der herrliche Dulder Odysseus,
    Legte sich mitten hinein und häufte die rasselnden Blätter.
    Also verbirgt den Brand in grauer Asche der Landmann;
    Auf entlegenem Felde, von keinem Nachbar umwohnet,
    Hegt er den Samen des Feuers, um nicht in der Ferne zu zünden:
    Also verbarg sich der Held in den Blättern. Aber Athene
    Deckt’ ihm die Augen mit Schlummer, damit sie der schrecklichen Arbeit
    Qualen ihm schneller entnähme, die lieben Wimpern verschließend.

VI. Gesang
    Nausikaa, des Königs Alkinoos Tochter, von Athene im Traum ermahnt, fährt ihre Gewande an den Strom, zu waschen, und spielt darauf mit den Mägden. Odysseus, den das Geräusch weckte, naht flehend, erhält Pflege und Kleidung und folgt der Beschützerin bis zum Pappelhain der Athene vor der Stadt.
    Also schlummerte dort der herrliche Dulder Odysseus,
    Überwältigt von Schlaf und Arbeit. Aber Athene
    Ging hinein in das Land zur Stadt der phaiakischen Männer.
    Diese wohnten vordem in Hypereiens Gefilde,
    Nahe bei den Kyklopen, den übermütigen Männern,
    Welche sie immer beraubten und mächtiger waren und stärker.
    Aber sie führte von dannen Nausithoos, ähnlich den Göttern,
    Brachte gen Scheria sie, fern von den erfindsamen Menschen,
    Und umringte mit Mauern die Stadt und richtete Häuser,
    Baute Tempel der Götter und teilte dem Volke die Acker.
    Dieser war jetzo schon tot und in der Schatten Behausung,
    Und Alkinoos herrschte, begabt von den Göttern mit Weisheit.
    Dessen Hause nahte sich jetzo Pallas Athene,
    Auf die Heimkehr denkend des edelgesinnten Odysseus.
    Und sie eilte sofort in die prächtige Kammer der Jungfrau,
    Wo Nausikaa schlief, des hohen Alkinoos Tochter,
    Einer Unsterblichen gleich an Wuchs und reizender Bildung.
    Und

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