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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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nun gewaschen und alle Flecken gereinigt,
    Breiteten sie’s in Reihen am warmen Ufer des Meeres,
    Wo die Woge den Strand mit glatten Kieseln bespület.
    Und nachdem sie gebadet und sich mit Öle gesalbet,
    Setzten sie sich zum Mahl am grünen Gestade des Stromes,
    Harrend, bis ihre Gewand’ am Strahle der Sonne getrocknet.
    Als sich Nausikaa jetzt und die Dirnen mit Speise gesättigt,
    Spieleten sie mit dem Ball und nahmen die Schleier vom Haupte.
    Unter den Fröhlichen hub die schöne Fürstin ein Lied an.
    Wie die Göttin der Jagd durch Erymanthos’ Gebüsche
    Oder Taygetos’ Höhn mit Köcher und Bogen einhergeht
    Und sich ergötzt, die Eber und schnellen Hirsche zu fällen;
    Um sie spielen die Nymphen, Bewohnerinnen der Felder,
    Töchter des furchtbaren Zeus; und herzlich freuet sich Leto;
    Denn vor allen erhebt sie ihr Haupt und herrliches Antlitz
    Und ist leicht zu erkennen im ganzen schönen Gefolge:
    Also ragte vor allen die hohe blühende Jungfrau.
    Aber da sie nunmehr sich rüstete, wieder zur Heimfahrt
    Anzuspannen die Mäuler und ihre Gewande zu falten,
    Da ratschlagete Zeus’ blauäugichte Tochter Athene,
    Wie Odysseus erwachte und sähe die liebliche Jungfrau,
    Daß sie den Weg ihn führte zur Stadt der phaiakischen Männer.
    Und Nausikaa warf den Ball auf eine der Dirnen;
    Dieser verfehlte die Dirn und fiel in die wirbelnde Tiefe,
    Und laut kreischten sie auf. Da erwachte der edle Odysseus,
    Sitzend dacht er umher im zweifelnden Herzen und sagte:
    Weh mir! zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen?
    Sind’s unmenschliche Räuber und sittenlose Barbaren
    Oder Diener der Götter und Freunde des heiligen Gastrechts?
    Eben umtönte mich ein Weibergekreisch, wie der Nymphen,
    Welche die steilen Häupter der Felsengebirge bewohnen
    Und die Quellen der Flüsse und grasbewachsenen Täler!
    Bin ich hier etwa nahe bei redenden Menschenkindern?
    Auf! ich selber will hin und zusehn, was es bedeute!
    Also sprach er und kroch aus dem Dickicht, der edle Odysseus,
    Brach mit der starken Faust sich aus dem dichten Gebüsche
    Einen laubichten Zweig, des Mannes Blöße zu decken,
    Ging dann einher wie ein Leu des Gebirgs, voll Kühnheit und Stärke,
    Welcher durch Regen und Sturm hinwandelt; die Augen im Haupte
    Brennen ihm; furchtbar geht er zu Rindern oder zu Schafen
    Oder zu flüchtigen Hirschen des Waldes; ihn spornet der Hunger
    Selbst in verschlossene Höf’, ein kleines Vieh zu erhaschen:
    Also ging der Held, in den Kreis schönlockiger Jungfraun
    Sich zu mischen, so nackend er war; ihn spornte die Not an.
    Furchtbar erschien er den Mädchen, vom Schlamm des Meeres besudelt;
    Hiehin und dorthin entflohn sie und bargen sich hinter die Hügel.
    Nur Nausikaa blieb; ihr hatte Pallas Athene
    Mut in die Seele gehaucht und die Furcht den Gliedern entnommen.
    Und sie stand und erwartete ihn. Da zweifelt’ Odysseus,
    Ob er flehend umfaßte die Kniee der reizenden Jungfrau
    Oder, so wie er war, von ferne mit schmeichelnden Worten
    Bäte, daß sie die Stadt ihm zeigt’ und Kleider ihm schenkte.
    Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste,
    So wie er war, von ferne mit schmeichelnden Worten zu flehen;
    Daß ihm das Mädchen nicht zürnte, wenn er die Kniee berührte.
    Schmeichelnd begann er sogleich die schlau ersonnenen Worte:
    Hohe, dir fleh ich; du seist eine Göttin oder ein Mädchen!
    Bist du eine der Göttinnen, welche den Himmel beherrschen,
    Siehe, so scheinst du mir der Tochter des großen Kronion,
    Artemis, gleich an Gestalt, an Größe und reizender Bildung!
    Bist du eine der Sterblichen, welche die Erde bewohnen,
    Dreimal selig dein Vater und deine treffliche Mutter,
    Dreimal selig die Brüder! Ihr Herz muß ja immer von hoher
    Überschwenglicher Wonne bei deiner Schöne sich heben,
    Wenn sie sehn, wie ein solches Gewächs zum Reigen einhergeht!
    Aber keiner ermißt die Wonne des seligen Jünglings,
    Der, nach großen Geschenken, als Braut zu Hause dich führet!
    Denn ich sahe noch nie solch einen sterblichen Menschen,
    Weder Mann noch Weib! Mit Staunen erfüllt mich der Anblick!
    Ehmals sah ich in Delos, am Altar Phöbos Apollons,
    Einen Sprößling der Palme von so erhabenem Wuchse.
    Denn auch dorthin kam ich, von vielem Volke begleitet,
    Jenes Weges, der mir so vielen Jammer gebracht hat!
    Und ich stand auch also vor ihm und betrachtet’ ihn lange
    Staunend; denn solch ein Stamm war nie dem Boden entwachsen.
    Also bewundre ich dich und staun und zittre vor Ehrfurcht,
    Deine Knie zu

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