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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Poseidon,
    Da er den wilden Orkan lautbrausender Winde mir sandte,
    Noch ermordeten mich auf dem Lande feindliche Männer,
    Sondern Aigisthos bereitete mir das Schicksal des Todes,
    Samt dem heillosen Weibe! Er lud mich zu Gast und erschlug mich
    Unter den Freuden des Mahls: so erschlägt man den Stier an der Krippe!
    Also starb ich den kläglichsten Tod, und alle Gefährten
    Stürzten im Haufen umher, wie hauerbewaffnete Eber,
    Die man im Hause des reichen gewaltigen Mannes zur Hochzeit
    Oder zum Feiergelag abschlachtet oder zum Gastmahl.
    Schon bei vieler Männer Ermordung warst du zugegen,
    Die in dem Zweikampf blieben und in der wütenden Feldschlacht,
    Doch kein Anblick hätte dein Herz so innig gerühret,
    Als wie wir um den Kelch und die speisebeladenen Tische
    Lagen im weiten Gemach und rings der Boden in Blut schwamm!
    Jämmerlich hört ich vor allen Kassandra, Priamos’ Tochter,
    Winseln, es tötete sie die tückische Klytaimnestra
    Über mir; da erhub ich die Hände noch von der Erde
    Und griff sterbend ins Schwert der Mörderin. Aber die Freche
    Ging von mir weg, ohn einmal die Augen des sterbenden Mannes
    Zuzudrücken, noch ihm die kalten Lippen zu schließen.
    Nichts ist scheußlicher doch, nichts unverschämter auf Erden,
    Als ein Weib, entschlossen zu solcher entsetzlichen Schandtat,
    Wie sie jene verübt, die Grausame, welche den Liebling
    Ihrer Jugend mit List hinrichtete! Ach, wie entzückte
    Mich die Hoffnung, daheim von meinen Leuten und Kindern
    Freudig begrüßt zu werden! Doch jene, das Scheusal an Bosheit,
    Hat ihr eignes Gedächtnis und alle Weiber der Nachwelt
    Ewig entehrt, wenn eine sich auch des Guten befleißigt!
    Also sprach er; und ich antwortete wieder und sagte:
    Wehe! Wie fürchterlich hat Kronions waltende Vorsicht
    Durch arglistige Weiber den Samen Atreus’ von Anfang
    Heimgesucht! Wie viele sind Helenens halber gestorben!
    Und du verlorst, heimkehrend, durch Klytaimnestra dein Leben!
    Also sprach ich; und darauf antwortete jener und sagte:
    Laß deshalben auch du von dem Weibe nimmer dich lenken
    Und vertrau ihr nicht aus Zärtlichkeit jedes Geheimnis,
    Sondern verkündige dies und jenes halte verborgen!
    Aber, Odysseus, du wirst nicht sterben durch deine Gemahlin;
    Denn sie ist rechtschaffen, und Weisheit adelt die Seele
    Von Ikarios’ Tochter, der klugen Penelopeia.
    Ach, wir verließen sie einst als junge Frau im Palaste,
    Da wir zum Streit auszogen, und ihr unmündiges Knäblein
    Lag an der Brust, der nun in den Kreis der Männer sich hinsetzt.
    Glücklicher Sohn! Ihn schaut einst wiederkehrend sein Vater,
    Und er begrüßt den Vater mit frommer kindlicher Liebe!
    Aber mir hat mein Weib nicht einmal den freudigen Anblick
    Meines Sohnes erlaubt; sie hat zuvor mich ermordet.
    Höre nun meinen Rat und bewahr’ ihn sorgsam im Herzen:
    Lande mit deinem Schiff ans vaterländische Ufer
    Heimlich, nicht öffentlich an; denn nimmer ist Weibern zu trauen!
    Aber verkündige mir und sage die lautere Wahrheit:
    Habt ihr etwa gehört von meinem noch lebenden Sohne
    In Orchomenos oder vielleicht in der sandigen Pylos,
    Oder bei Menelaos in Spartas weiten Gefilden?
    Denn noch starb er nicht auf Erden, der edle Orestes.
    Also sprach er; und ich antwortete wieder und sagte:
    Warum fragst du mich das, Sohn Atreus’? Ich weiß nicht, ob jener
    Tot sei oder noch lebe; und Eitles schwatzen ist unrecht.
    Also standen wir beide mit trauervollen Gesprächen
    Herzlich bekümmert da, und viele Tränen vergießend.
    Siehe, da kam die Seele des Peleiden Achilleus
    Und die Seele Patroklos’, des tapfern Antilochos Seele
    Und des gewaltigen Ajas, des ersten an Wuchs und Bildung
    In dem achaiischen Heer nach dem tadellosen Achilleus.
    Mich erkannte die Seele des schnellen aiakaischen Helden,
    Und sie begann wehklagend und sprach die geflügelten Worte:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Welche noch größere Tat, Unglücklicher, wagest du jetzo?
    Welche Kühnheit, herab in die Tiefe zu steigen, wo Tote
    Nichtig und sinnlos wohnen, die Schatten gestorbener Menschen!
    Also sprach er; und ich antwortete wieder und sagte:
    Peleus’ Sohn, o Achilleus, du trefflichster aller Achaier,
    Wegen Teiresias mußt ich herab, wenn etwa der Seher
    Mir weissagte, wie ich zur felsichten Ithaka käme.
    Denn noch hab ich Achaia, noch hab ich unsere Heimat
    Nicht berührt; ich leide noch stets! Doch keiner, Achilleus,
    Glich an Seligkeit dir und keiner wird jemals dir gleichen.
    Vormals im Leben ehrten wir

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