Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
Samen
Streut ein unsterblicher Gott. Du pfleg und nähre sie sorgsam.
Jetzo gehe zu Haus und schweig und sage dies niemand:
Ich, dein Geliebter, bin der Erderschüttrer Poseidon.
Also sprach er und sprang in des Meers hochwallende Woge.
Tyro ward schwanger und kam mit Pelias nieder und Neleus,
Welche beide des großen Zeus gewaltige Diener
Wurden: Pelias einst, der iaolkischen Fluren
Herdenreicher Beherrscher, und Neleus der sandigen Pylos.
Andere Söhne gebar dem Kretheus die Fürstin der Weiber,
Aison und Pheres und drauf Amythaon, den Tummler der Rosse.
Auch Antiope kam, die schöne Tochter Asopos’,
Rühmend, sie habe geruht in Zeus’ des Kroniden Umarmung.
Und sie gebar dem Gott zween Söhne, Amphion und Zethos.
Diese bauten zuerst die siebentorichte Thebai
Und befestigten sie; denn unbefestigt konnten
Beide, wie stark sie auch waren, die große Thebai nicht schützen.
Hierauf kam Alkmene, Amphitryons Ehegenossin,
Welche den Allbesieger, den löwenbeherzten Herakles
Hatte geboren, aus Zeus’, des großen Kroniden, Umarmung.
Auch Megare, die Tochter des übermütigen Kreions
Und des nimmerbezwungnen Amphitryoniden Gemahlin.
Hierauf kam Epikaste, die schöne, Ödipus’ Mutter,
Welche die schrecklichste Tat mit geblendeter Seele verübet:
Ihren leiblichen Sohn, der seinen Vater ermordet,
Nahm sie zum Mann! Allein bald rügten die Götter die Schandtat.
Ödipus herrschte, mit Kummer behäuft, in der lieblichen Thebai
Über Kadmos’ Geschlecht, durch der Götter verderblichen Ratschluß.
Aber sie fuhr hinab zu den festen Toren des Todes,
Denn sie knüpft’ an das hohe Gebälk, in der Wut der Verzweiflung,
Selbst das erdrosselnde Seil und ließ unnennbares Elend
Jenem zurück, den Fluch der blutgeschändeten Mutter.
Jetzo nahte sich Chloris, die schöne Gemahlin von Neleus.
Mit unzähligen Gaben gewann er die schönste der Jungfraun,
Sie, die jüngste Tochter des Jasiden Amphions,
Welcher der Minyer Stadt Orchomenos mächtig beherrschte.
Pylos’ Fürstin gebar dem Neleus herrliche Söhne,
Nestor gebar sie ihm und Chromios und den berühmten
Periklymenos; darauf die weitbewunderte Pero.
Diese liebeten alle benachbarten Fürsten; doch Neleus
Gab sie keinem, der nicht des mächtigen Königs Iphikles
Breitgestirnete Rinder aus Phylakes Auen entführte.
Schwer war die Tat, und nur der treffliche Seher Melampus
Unternahm sie: allein ihn hinderte Gottes Verhängnis,
Seine grausamen Band’ und die Hirten der weidenden Rinder.
Aber nachdem die Monden und Tage waren vollendet
Und ein neues Jahr mit den kreisenden Horen herankam,
Siehe, da löste den Seher der mächtige König Iphikles,
Weil er ihm prophezeit. So geschah der Wille Kronions.
Jetzo erblickt ich Leda, Tyndareos’ Ehegenossin,
Welche ihrem Gemahl zween mutige Söhne geboren:
Kastor, durch Rosse berühmt, und Polydeikes im Faustkampf.
Diese leben noch beid in der allernährenden Erde.
Denn auch unter der Erde beehrte sie Zeus mit dem Vorrecht,
Daß sie beid abwechselnd den einen Tag um den andern
Leben und wieder sterben und göttlicher Ehre genießen.
Drauf kam Iphimedeia, die Ehegenossin Aloeus’,
Rühmend, sie habe geruht in Poseidaons Umarmung.
Und sie gebar zween Söhne, wiewohl ihr Leben nur kurz war:
Otos, voll göttlicher Kraft, und den ruchbaren Ephialtes.
Diese waren die längsten von allen Erdebewohnern
Und bei weitem die schönsten nach jenem berühmten Orion.
Denn im neunten Jahre, da maß neun Ellen die Breite
Ihres Rumpfes, da maß neun Klafter die Höhe des Hauptes.
Und sie drohten sogar den Unsterblichen, ihren Olympos
Mit verheerendem Sturm und Schlachtengetümmel zu füllen.
Ossa mühten sie sich auf Olympos zu setzen, auf Ossa
Pelions Waldgebirg, um hinauf in den Himmel zu steigen.
Und sie hätten’s vollbracht, wär ihre Jugend gereifet.
Aber sie traf Zeus’ Sohn, den die reizende Leto geboren,
Beide mit Todesgeschoß, eh unter den Schläfen des Bartes
Blume wuchs und dem Kinn die zarten Sprößlinge bräunten.
Drauf kam Phaidra und Prokris und Ariadne die schöne,
Jene Tochter Minos’ des allerfahrnen, die Theseus
Einst aus Kreta entführte zur heiligen Flur von Athenai.
Aber er brachte sie nicht; denn in der umflossenen Dia
Hielt sie Artemis an, auf Dionysos’ Verkündung.
Maira und Klymene kam und das schändliche Weib Eriphyle,
Welche den teuren Gemahl um ein goldenes Kleinod verkaufte.
Aber ich kann unmöglich sie alle beschreiben und nennen,
Welche
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