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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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Gott in meine Seele geleget;
    Denn dem einen gefällt dies Werk, dem anderen jenes.
    Eh der Achaier Söhne gen Troja waren gesegelt,
    Führt ich neunmal Männer in schnellgeruderten Schiffen
    Gegen entlegene Völker und kehrte mit Beute zur Heimat.
    Hievon nahm ich zuerst das schönste Kleinod, und vieles
    Teilte das Los mir zu. So mehrte sich schnell mein Vermögen,
    Und ich ward geehrt und hochgeachtet in Kreta.
    Aber da Zeus’ Vorsehung die jammerbringende Kriegsfahrt
    Ordnete, welche das Leben so vieler Männer geraubt hat,
    Da befahlen sie mir, mit Idomeneus, unserm Beherrscher,
    Führer der Schiffe zu sein gen Ilios. Alle Versuche,
    Mich zu befrein, mißlangen; mich schreckte der Tadel des Volkes.
    Und neun blutige Jahre durchkämpften wir Söhne der Griechen;
    Und im zehnten verheerten wir Priamos’ türmende Feste,
    Steurten dann heim mit den Schiffen; und Gott zerstreute die Griechen.
    Über mich Armen verhängte der Rat Kronions ein Unglück.
    Denn nur einen Monat verweilt ich daheim, mit dem Weibe
    Meiner Jugend, den Kindern und meinem Gesinde mich freuend.
    Und mich reizte mein Herz, mit göttergleichen Gefährten
    Einige Schiffe zu rüsten und nach dem Aigyptos zu segeln.
    Und ich rüstete neun, und schnell war die Menge versammelt.
    Hierauf schmausten bei mir sechs Tage die lieben Gefährten,
    Und ich schlachtete viele gemästete Tiere zum Opfer
    Für die seligen Götter und zum erfreuenden Schmause.
    Aber am siebenten Tage verließen wir Kreta und fuhren
    Unter dem lieblichen Wehn des reinen, beständigen Nordwinds
    Sanft wie mit dem Strome dahin; und keines der Schiffe
    Wurde verletzt; wir saßen, gesund und fröhlichen Mutes,
    Auf dem Verdeck und ließen vom Wind und Steuer uns lenken.
    Aber am fünften Tag erreichten wir des Aigyptos
    Herrlichen Strom und ich legte die gleichen Schiffe vor Anker.
    Dringend ermahnt ich jetzo die lieben Reisegefährten,
    An dem Gestade zu bleiben und unsere Schiffe zu hüten,
    Und versendete Wachen umher auf die Höhen des Landes.
    Aber sie wurden von Trotz und Übermute verleitet,
    Daß sie ohne Verzug der Aigyptier schöne Gefilde
    Plünderten, ihre Weiber gefangen führten, die Männer
    Und unmündigen Kinder ermordeten. Und ihr Geschrei kam
    Schnell in die Stadt. Sobald der Morgen sich rötete, zogen
    Streiter zu Roß und Fuße daher, und vom blitzenden Erze
    Strahlte das ganze Gefild. Der Donnerer Zeus Kronion
    Sendete meinen Gefährten die schändliche Flucht, und es wagte
    Keiner, dem Feinde zu stehn; denn ringsum drohte Verderben.
    Viele töteten sie mit ehernen Lanzen und viele
    Schleppten sie lebend hinweg zu harter sklavischer Arbeit.
    Aber Kronion Zeus gab selber diesen Gedanken
    Mir ins Herz (o hätte mich lieber des Todes Verhängnis
    Dort in Aigyptos ereilt; denn meiner harrte nur Unglück!):
    Eilend nahm ich den schöngebildeten Helm von dem Haupte
    Und von der Schulter den Schild und warf den Speer aus der Rechten,
    Ging dem Wagen des Königs entgegen, küßt und umarmte
    Seine Knie; und er schenkte mir voll Erbarmen das Leben,
    Hieß in den Wagen mich steigen und führte mich Weinenden heimwärts.
    Zwar es stürzten noch oft mit eschenen Lanzen die Feinde,
    Mich zu ermorden, heran, denn sie waren noch heftig erbittert;
    Aber er wehrte sie ab, aus Furcht vor der Rache Kronions,
    Welcher die Fremdlinge schützt und ihre Beleidiger strafet.
    Sieben Jahre blieb ich bei ihm und sammelte Reichtum
    Von dem aigyptischen Volke genug; denn sie gaben mir alle.
    Doch wie das achte Jahr im Laufe der Zeiten herankam,
    Siehe, da kam ein phönikischer Mann, ein arger Betrüger
    Und Erzschinder, der viele Menschen ins Elend gestürzt hat.
    Dieser beredete mich, mit ihm nach Phönike zu fahren,
    Wo der Bube sein Haus und sein Erworbenes hatte.
    Und ein volles Jahr verweilt ich bei ihm in Phönike.
    Aber da jetzt die Monden und Tage waren vollendet
    Und ein anderes Jahr mit den kreisenden Horen herankam,
    Führt’ er gen Libya mich im meerdurchwallenden Schiffe,
    Unter dem listigen Schein, als braucht’ er mich bei der Ladung,
    Um mich dort zu verkaufen und großen Gewinn zu erwerben.
    Ihn begleitet ich zwar argwöhnend, aber ich mußte.
    Und sie steurten im Wehn des reinen, beständigen Nordwinds
    Über Kreta dahin; doch Zeus beschloß ihr Verderben.
    Als wir das grüne Gestade von Kreta jetzo verlassen
    Und ringsum kein Land, nur Meer und Himmel zu sehn war,
    Breitete Zeus Kronion ein dunkelblaues Gewölk aus
    Über das laufende Schiff, und Nacht lag über der

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