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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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alle,
    Von dem Brot und dem Fleische gesättiget, eilten zur Ruhe.
    Eine grauliche Nacht, unerleuchtet vom schwindenden Monde,
    Kam; es regnete Zeus, naßstürmend sauste der Westwind.
    Beim Entkleiden versucht’ Odysseus, ob ihm der Sauhirt
    Nicht den Mantel vielleicht darbieten oder der Knechte
    Einem es würde befehlen, da er für ihn so besorgt war:
    Höre mich jetzt, Eumaios, und hört, ihr übrigen Hirten!
    Rühmend red ich ein Wort, vom betörenden Weine besieget,
    Welcher den Weisesten oft anreizt zum lauten Gesange,
    Ihn zum herzlichen Lachen und Gaukeltanze verleitet
    Und manch Wort ihm entlockt, das besser wäre verschwiegen.
    Aber weil das Geschwätz doch anfing, will ich’s vollenden.
    Wollte Gott, ich grünte noch jetzt in der Fülle der Jugend,
    Als da vor Troja wir uns im Hinterhalte verbargen!
    Führer waren Odysseus und Atreus’ Sohn Menelaos,
    Und der dritte war ich; denn sie verlangten es selber.
    Als wir jetzo die Stadt und die hohe Mauer erreichten,
    Legten wir nahe der Burg, im dichtverwachsenen Sumpfe,
    Zwischen Weiden und Schilfen uns nieder, unter der Rüstung.
    Eine stürmische Nacht brach an; der erstarrende Nordwind
    Stürzte daher; und stöbernder Schnee, gleich duftigem Reife,
    Fiel anfrierend herab und umzog die Schilde mit Glatteis.
    Alle die andern lagen, gehüllt in Mantel und Leibrock,
    Mit dem Schilde die Schulter bedeckt, und schlummerten ruhig.
    Aber ich Unbesonnener ließ den Mantel beim Weggehn
    Meinen Gefährten zurück (denn ich achtete gar nicht der Kälte)
    Und ging bloß mit dem Schild und schöngegürteten Leibrock.
    Doch in der dritten Wache der Nacht, da die Sterne sich neigten,
    Stieß ich Odysseus, der mir zur Seiten lag, mit dem Arme
    Und sprach schaudernd zu ihm; und schnell war er munter und hörte:
    Edler Laertiad, erfindungsreicher Odysseus,
    Lange bleib ich nicht mehr bei den Lebenden, sondern mich tötet
    Frost, denn ich ließ den Mantel zurück; mich verführte mein Dämon,
    Bloß im Rocke zu gehn, und nun ist keine Errettung!
    Also sprach ich, und schnell beschloß er dieses im Herzen,
    So wie immer der Held zum Rat und Kampfe bereit war.
    Eilend erwidert’ er mir mit leiseflüsternder Stimme:
    Schweige jetzt, damit kein andrer Achaier dich höre!
    Sprach’s und stützte das Haupt auf den Ellenbogen und sagte:
    Hört, ihr Lieben, ein göttlicher Traum erschien mir im Schlafe.
    Wir sind weit von den Schiffen entfernt! O ginge doch einer,
    Atreus’ Sohn Agamemnon, dem Hirten der Völker, zu sagen,
    Daß er noch mehren vom Ufer hieher zu eilen geböte!
    Also sprach er; und Thoas, der Sohn Andraimons, erhub sich
    Eilend und warf zur Erde den schönen, purpurnen Mantel
    Und lief schnell zu den Schiffen; und ich umhüllte mir freudig
    Sein Gewand und lag, bis die Morgenröte heraufstieg.
    Wollte Gott, ich grünte noch jetzt in der Fülle der Jugend!
    Ach, dann schenkte mir wohl ein Sauhirt hier in der Hütte
    Einen Mantel, aus Lieb und Achtung gegen den Tapfern!
    Nun verachten sie mich, weil ich so elend bedeckt bin!
    Ihm antwortetest du, Eumaios, Hüter der Schweine:
    Greis, untadelig ist das Gleichnis, so du erzählest,
    Und kein unnütz Wort ist deinen Lippen entfallen.
    Drum soll’s weder an Kleidung noch etwas anderm dir mangeln,
    Was unglücklichen Fremden, die Hilfe suchen, gebühret,
    Jetzt! Doch morgen mußt du in deine Lumpen dich hüllen.
    Denn nicht viele Mäntel und oftveränderte Röcke
    Haben wir anzuziehn; nur einen hat jeglicher Sauhirt.
    Kehrt einst wieder zurück der geliebte Sohn von Odysseus,
    Gerne wird dich dieser mit Rock und Mantel bekleiden
    Und dich senden, wohin es deinem Herzen gelüstet.
    Also sprach er, erhub sich und setzte neben dem Feuer
    Ihm ein Bette, bedeckt mit Fellen von Ziegen und Schafen.
    Und Odysseus legte sich hin. Da bedeckte der Sauhirt
    Ihn mit dem großen wollichten Mantel, womit er sich pflegte
    Umzukleiden, wenn draußen ein schrecklicher Winterorkan blies.
    Also schlummerte dort Odysseus; neben Odysseus
    Legten die Jünglinge sich zum Schlummer. Aber der Sauhirt
    Liebte nicht, in dem Bett, entfernt von den Schweinen, zu schlafen,
    Sondern er waffnete sich, hinauszugehn; und Odysseus
    Freute sich, daß er so treu des Entfernten Güter besorgte.
    Erstlich hängt’ er ein scharfes Schwert um die rüstigen Schultern,
    Hüllte sich dann in den windabwehrenden wollichten Mantel,
    Nahm das zottichte Fell der großen gemästeten Ziege,
    Nahm auch den scharfen Speer, den Schrecken der Menschen und Hunde,
    Eilte nun

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