Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Schirm anzusehen. »Eine solche Marineoffizierin ist mir noch nie untergekommen«.
Wegen des barschen Tons schoss dem Adjutanten erneut das Blut in den Kopf. »Sie behauptet, dass sie einen Körperpanzer trägt, Admiral.«
»Einen Panzer? Darf ich mal sehen?«, fragte Jehan.
Wortlos schob Tanner ihm den Computer hinüber.
»Genau solche Panzer tragen die fremden Soldaten«, erklärte Jehan nach kurzem Blick. »Aus der ganzen Stadt wurden solche gepanzerten Einheiten gemeldet.«
Tanner dachte einen Moment nach. »Also, was hat die Frau zu berichten?«
»Sie sagt, sie kann uns Informationen über das unbekannte Schiff und die Soldaten geben, Admiral«, erwiderte der Adjutant. »Sie möchte persönlich mit Ihnen sprechen.«
»Also gut, schicken Sie ein Einsatzkommando zu ihr. Stellen Sie sicher, dass sie allein und unbewaffnet ist, und verfrachten Sie die Frau dann an ein sicheres Terminal. Ich will mit dieser Ithan Chans reden.«
»Wird erledigt, Admiral.«
»Hören Sie mir jetzt genau zu, Lieutenant«, knurrte Major Brinks. »Selbst wenn dieser Laser das Star-Spangled-Banner spielen könnte, wäre mir das scheißegal. Ich sehe hier, dass gerade mehr als dreißig dieser gottverdammten E.T.-Insekten auf Sie zurücken, und will, dass Sie und Ihr Team sich zurückziehen, und zwar sofort!«
Lieutenant Bermont wirkte zwar nicht glücklich über den Befehl, bestätigte ihn jedoch.
»Also gut, ich schicke Ihnen jetzt zwei weitere Fallschirme hinüber, die Sie aufsammeln werden«, erklärte der Major und winkte ab, als Bermont etwas erwidern wollte. »Und die verpassen Sie besser nicht!«
»Ja, Sir, verstanden.«
»Wehe, wenn nicht«, knurrte Brinks und brach die Verbindung durch ein Fingerschnippen und ein Blinzeln ab.
Derzeit überwachte der Major zwei voll entbrannte Feuergefechte und ein verdecktes Vorrückmanöver, während er zugleich Milla lauschte, die mit ihrem Vorgesetzten sprach. Von den vier Aufgaben fand er die Überwachung des Gesprächs, das Milla führte, zwar am wichtigsten, aber er musste auch einen Artillerieschlag befehligen.
»Scharfschützen, darauf vorbereiten, die Granatwerfer auf Lieutenant Bermonts frühere Stellung zu richten. Sie können thermobarische Munition einsetzen.«
»Russell!«, rief Bermont unnötig laut. »Pack deinen Scheiß zusammen, Junge. Wir ziehen jetzt ab!«
Corporal Russell warf einen Blick hinter sich, nickte kurz und entleerte den Rest seines Magazins auf die anrollende Welle von Drasins, die die glatten, fugenlosen Stützstreben der Pyramide hinaufkrochen.
Mittlerweile war die Anzahl der feindlichen Soldaten ständig gewachsen – als zöge sie etwas, das imstande war, einen von ihnen zu töten, magisch an.
Bermont wusste nicht, ob auch sie über ein taktisches Netz verfügten und zum Einsatz an den größten Gefahrenherden abkommandiert worden waren oder ob sie etwas anderes antrieb, aber letztendlich war das auch egal. Jedenfalls rückten diese Soldaten immer näher auf seine und Russells Stellung zu, und für jeden von ihnen, der im Kampf fiel, wuchsen neue aus dem Gebälk. »Gebälk« war natürlich nur metaphorisch gemeint, denn Bermont hatte hier noch kein echtes Holz entdecken können.
Auch er leerte sein Magazin. Die schweren Scramjet-Ladungen schossen blitzschnell aus der Gewehrmündung, vom Elektromagnetismus der Waffe bereits zu tödlichen Geschwindigkeiten angetrieben, noch ehe die Scramjet-Mechanismen zündeten. Selbst durch den Panzeranzug hindurch spürte er ein Beben. Gleich darauf erregte etwas über seinem Kopf seine Aufmerksamkeit.
Mit einer einzigen Bewegung warf er das leere Magazin aus und rappelte sich hoch. Russell folgte ihm. Während er nach oben blickte und den CM-Fallschirm in seine Richtung treiben sah, ließ er das neue Magazin einrasten.
In geübter Weise schnappte sich Bermont mit der linken Hand den Griff des vorbeisegelnden Fallschirms und überließ sich, als ihn der Schirm mit seinem CM-Feld umfing, dem vertrauten, schwindelerregenden Gefühl der Schwerelosigkeit. Sofort wurde er in die Luft gerissen und ließ das Gebäude unter sich.
Auch Russell, ein paar Meter von ihm entfernt, befand sich bereits in der Luft. Während er in die Richtung feuerte, aus der er gerade geflüchtet war, ließ er einen verrückten Kriegsschrei los.
Bermont sah zu, wie sich die feindlichen Kreaturen auf dem Dach der Pyramide sammelten und dort in sichtlicher Verwirrung herumwuselten, da ihre Angriffsziele nicht die Höflichkeit besessen
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