Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Ausschau hielt, bewegte sie sich in ihrem Körperpanzer immer noch etwas unbeholfen. Ihr war klar, dass auf dieser Ebene der Pyramide, die etwas weniger Platz bot als die anderen, nur wenige Privilegierte wohnten. Die Menschen, die unmittelbar unter dem Scheitelpunkt der Pyramide lebten, gehörten jedoch in der Regel den einflussreichsten Familien an und hatten daher das komplette oberste Habitat für sich alleine.
Sie freute sich nicht im geringsten darauf, bei diesen Leuten hereinzuplatzen.
Der Ausstiegspunkt war nicht schwer zu finden. Unwillkürlich wünschte sie sich, sie hätte eine der heimischen Laserwaffen dabei, die sie früher stets benutzt hatte. Die Waffe, die man ihr, wenn wohl auch widerwillig, zugeteilt hatte, war bestimmt nicht zum Türöffnen geeignet.
Milla seufzte und sah entnervt zu den Ausstiegstüren hinüber. Schließlich machte sie sich daran, sie aufzubrechen.
Lieutenant Mackay gab den codierten Steuerimpuls in den kleinen Rechner seiner MX-112 ein und schaltete, während er seine Kameraden ansah, auf Salven-Modus.
»Kommt schon. Wir verschwinden jetzt besser.« Er blickte auf die lange Straße, die zu den drei hoch aufragenden Pyramiden führte. Ihm kamen diese Bauten ein bisschen unheimlich vor, denn sie schienen über den stillen Gewässern geradezu zu schweben. In Wirklichkeit ruhten sie natürlich auf massiven, im Boden verankerten Stützstreben.
»Ich fürchte, das ist keine so gute Idee, Sir.«
»Wieso, was ist los?«
»Die mobile Aufklärung zeigt, dass sich ein weiterer Trupp dieser Arschlöcher nähert, Lieutenant«, erwiderte Sergeant Steward und deutete zur Seite. »Ich weiß nicht, was zum Teufel bei denen vor sich geht, jedenfalls haben die Fallschirme Probleme, sie genau zu lokalisieren.«
»He, ganz ruhig bleiben.« Deacon grinste unter seinem Helm. »Schließlich haben wir diese Versager mühelos erledigt. Wir haben die geeigneten Waffen und die nötige Mobilität …«
Plötzlich war ein Kreischen und Zischen zu hören, sodass alle drei die Köpfe reckten – gerade noch rechtzeitig, um mitzubekommen, dass drei Drasin-Soldaten von einem der kleineren Gebäude sprangen und auf Bodenebene landeten.
»Was hast du gerade gesagt, Corporal?«, knurrte Sergeant Steward, während die Drasins sich verteilten. Er packte die Ortspolizistin und rannte mit ihr davon, um den zischenden Salven der feindlichen Waffen in seinem Rücken zu entkommen.
»Tut mir leid, Jaime«, murmelte Bermont, als er der Verwundeten unter den Arm griff und sie kurzerhand umdrehte. Normalerweise hätte er dabei Bedenken gehabt, um ihre Verletzungen nicht noch zu verschlimmern, doch in diesem Fall war das nicht seine Hauptsorge. Zum einen sorgte ihr Körperpanzer dafür, dass sie sich nicht bewegte – genau deswegen hatten sie Jaime Curtis ja auch nicht aus dem Koma geholt. Zum anderen hörte er das schnelle Knattern der Scramjet-Salven aus Russells MX-112 , als die Patronen in Überschallgeschwindigkeit übergingen. Und das bedeutete, dass sie gleich Gesellschaft bekommen würden.
Er zerrte das Seil vom Fallschirm herunter, verhakte es an dem Metallring, der genau zwischen Jaimes Schulterblättern am Panzeranzug saß, und programmierte den Schirm auf Abflug.
Sofort hob das mit CM-Feldern ausgestattete Beförderungsmittel vom Gebäude ab, zog Curtis und Bermont mit sich und glitt mühelos zu der Stelle hinüber, wo eine Frau einsam und allein immer noch in Deckung lag: die letzte Milizangehörige des Trios.
»Alles klar«, sagte Bermont. »Jetzt sind Sie an der Reihe.«
»Wer seid ihr überhaupt?«, erkühnte sie sich schließlich zu fragen, was Bermont überraschte.
»Wir sind hier, um zu helfen«, erwiderte er. »Und jetzt kommen Sie … Arme hoch …«
Sie gehorchte, umklammerte mit der rechten Hand aber weiterhin den Griff ihrer Waffe. Nachdem Bermont das Seil befestigt hatte, hielt er kurz inne, um sich das Gewehr , wie er vermutete, näher anzusehen. »He, was spuckt das Ding da aus?«
»Wie bitte?«
Er tippte auf die Waffe. »Das Ding hier. Mit was ist es geladen?«
Sie musterte die Waffe und zuckte die Achseln. »Das ist eine Laserwaffe.«
»Laser, wie?« Er nahm ihr die Waffe aus der Hand, obwohl sie nicht loslassen wollte.
»He!«
»Nicht aufregen, Lady«, murmelte er und drehte das Gewehr in den Händen hin und her. »Mal sehen. Bedienfeld … den Scheiß kann ich nicht lesen … Rotes Licht. Bedeutet vermutlich, dass das Ding geladen ist. Schätzungsweise muss das
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