Odyssey 01 - In die Dunkelheit
ungewöhnlichen Lage allein auf sich gestellt zu sein, schwer zu schaffen.
»Wann verlassen wir die Raumregion Alpha Centauri?«, fragte er.
»Wir mussten unseren Kurs korrigieren, um die durch Beta Centauri bedingten Gravitationsschwankungen zu umgehen, Sir. Trotzdem werden wir’s in circa einer Stunde schaffen.«
»Gut. Ich gehe jetzt nach unten und rede mal mit den Labortechnikern, vor allem mit den Dechiffrierern«, erklärte Weston leicht ironisch. »Mal sehen, wie sicher die sich sind. Kontaktieren Sie mich, sobald wir sprungbereit sind. Und nehmen Sie in der Zwischenzeit Kurs auf die Quelle dieses fremdartigen Signals.«
»Ja, Sir.«
Weston nahm die erste verfügbare Röhre zum Habitat im Achterschiff und folgte den sanft geschwungenen Gängen bis zum Kommunikationslabor. Als die Türen sich vor ihm öffneten, empfing ihn der ohrenbetäubende Lärm von mindestens sechs Stationen, die das Signal analysierten.
»Ist das wirklich nötig?« Weston erhob die Stimme, so laut er konnte, um durch den hohen Lärmpegel zu dem Mann im weißen Laborkittel durchzudringen.
Der Mann blickte zwar kurz auf, beachtete Weston jedoch kaum, bis sich auf seinem Gesicht ein plötzliches Erkennen abzeichnete. Nachdem er mehrere Schalter bedient hatte, trat barmherzige Stille ein.
Weston sah sich im Raum um und bemerkte dabei, dass nur der Mann im Kittel tatsächlich auf die Geräusche im Raum gelauscht hatte. Alle hatten sich Ohrstöpsel eingesetzt. Ich wünschte, ich hätte auch welche mitgebracht … Meine Ohren werden noch stundenlang klingeln. Weston zuckte zusammen und rieb sich die Schläfen.
»Tut mir schrecklich leid, Captain. Ich hab gerade geprüft, ob ich das Signal entschlüsseln kann«, erklärte der Mann. Doch gleich danach hatte er Westons Anwesenheit offenbar schon wieder vergessen.
»Ähm …« Weston räusperte sich anzüglich und drehte den Kopf hin und her, um das Klingeln in den Ohren loszuwerden. »Wie um alles in der Welt können Sie in diesem Chaos von Geräuschen irgendetwas heraushören?«
»Chaos? Das trifft es wohl kaum. Bis jetzt konnte ich mindestens drei Wörter voneinander unterscheiden, allerdings bin ich mir nur bei einem Wort ganz sicher: Escouros. Könnte Hilfe oder auch Rettung bedeuten.«
Weston starrte den Mann ungläubig an. »In Situationen wie diesen hab ich kein Verständnis für dumme Witze, Mister …«
Einen Moment lang wirkte der Mann bestürzt, dann griff er nach Westons Hand und schüttelte sie energisch. »Tut mir leid, Captain! Ich bin Doktor Palin. Offenbar hatten Sie noch keine Gelegenheit, meine Personalakte zu lesen, deshalb muss ich mich bei Ihnen wohl für meine scheinbare Flapsigkeit entschuldigen. Ich bin der Quoten-Linguist der Odyssey .« Bei den letzten Worten grinste der Mann leicht ironisch. »Mein früherer Vorgesetzter hat mich für diesen Posten empfohlen, vermutlich, um mich loszuwerden, aber ich bin in meinem Fach tatsächlich der Beste, Captain.«
Der abrupte Themenwechsel verblüffte Weston, dessen Hand immer noch schlaff in der von Palin ruhte. »Was soll’s, ist schon in Ordnung. Also sind Sie derjenige, der das Signal für einen SOS -Ruf hält?«
»Nein. Ich weiß mit Sicherheit , dass es sich um einen SOS -Ruf handelt. Nur komme ich mit der genaueren Aufschlüsselung des Signals derzeit nicht weiter.« Er runzelte die Stirn.
Weston setzte das Gespräch mit Palin noch ein paar Minuten fort, hin und wieder unterbrochen von den Labortechnikern, die sich von Palin zu distanzieren versuchten. Offensichtlich hielten sie ihn für einen Spinner.
Weston beachtete sie nicht weiter, da sie keine eigenständigen Überlegungen beisteuerten. Er hatte nicht viel Geduld mit Leuten, die sich lediglich einer vorherrschenden Meinung anpassten. Er wollte nicht nur hören, was sie mit Sicherheit wusste n, sondern auch das, was sie dachten . Ob Palin nun richtig lag oder nicht: Zumindest war der Mann bereit, sich der Herausforderung, die diese neue Situation für das Schiff bedeutete, zu stellen.
»Ich werde dieser Sache mit Hilfe der Odyssey auf den Grund gehen«, erklärte Weston schließlich. »Falls Sie recht haben, ist es unsere Pflicht, auf das Signal zu antworten.« Er schwieg einen Augenblick. »Außerdem müssen wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen, was los ist – selbst wenn Sie sich geirrt haben sollten. Und noch etwas, Doc: Ich finde, Sie sollten eine Weile Kopfhörer benutzen, um die Ohren der anderen zu schonen.«
»Wie Sie wünschen,
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