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Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Odyssey 01 - In die Dunkelheit

Titel: Odyssey 01 - In die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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Captain. Ich kann mich wohl notfalls auf Kopfhörer beschränken.« Palin klang nicht gerade begeistert. »Zumindest für ein Weilchen«, setzte er nach.
    Während er das Labor verließ, tippte Weston auf die Taste, die das Induktionsmikrofon an seinem Kinn einschaltete. »Commander Roberts?«
    »Ja, Sir?«
    »Ich gehe jetzt kurz in mein Büro. Kontaktieren Sie mich, sobald wir die Gravitationssenke verlassen.«
    »Ja, Sir.«
    Weston wandte sich der Röhre zu, die zum Habitat auf dem Vorderschiff führte, und benutzte die Laufbänder, bis er sein Büro erreicht hatte. Dort rief er auf seinem persönlichen Terminal Dr. Palins Personalunterlagen auf. Er wollte unbedingt mehr über den Mann herausfinden, dem er die Zukunft seines Schiffs anvertraute.
    Wie seltsam. Es war noch untertrieben, Palins Personalakte als nichtssagend zu bezeichnen. Weder wurden darin besonders eindrucksvolle Leistungen erwähnt noch irgendwelche disziplinarischen Probleme. Besonders Palins Behauptung, sein früherer Vorgesetzter habe ihn »weggelobt«, hatte Weston in dieser Hinsicht hellhörig gemacht. Das kann nicht seine Akte sein. Ein Versehen der Bürokratie? Weston begann, die im Rechner gespeicherten Dossiers – Terabytes an Information – zu überfliegen, und folgte jedem Querverweis auf Dr. Palins Vergangenheit.
    Volltreffer. »Dokument gesperrt« leuchtete auf dem Bildschirm auf, als Weston eine dieser Dateien zu öffnen versuchte. Nach Eingabe eines Override-Befehls bekam er Zugang zu den Informationen, übersprang die schon bekannten biografischen Daten und lehnte sich zurück. Meine Güte, was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Das abgebildete Porträt zeigte eindeutig Palin, wenn auch in viel jüngeren Jahren. Und das Dokument stammte aus alten CIA -Beständen. Ausführlich wurden darin Palins Beiträge zu verschiedenen verdeckten Operationen des Geheimdienstes kurz nach der Jahrtausendwende gewürdigt. Offenbar verfügte Palin über besondere Fähigkeiten, wie er in Hunderten von Experimenten bewiesen hatte. In den Unterlagen wurde er als sprachwissenschaftlich begabter Telepath bezeichnet – was immer das auch sein mochte. Westons Stimmung verdüsterte sich. Man sollte doch meinen, dass derjenige, der ihn für die Odyssey angeheuert hat, von sich aus auf die Idee kommen würde, mich darüber zu unterrichten! Abgesehen davon, war die Akte wirklich eindrucksvoll, wie Weston zugeben musste. Es waren darin Fälle dokumentiert, bei denen Palin verschlüsselte Algorithmen schneller als mehrere miteinander vernetzte Supercomputer geknackt hatte. Darüber hinaus besaß er offenbar auch eine geradezu unheim­liche Fähigkeit, sich neue Sprachen buchstäblich über Nacht anzueignen.
    Weston war immer noch in Palins umfassende Akte vertieft, als Roberts’ Stimme über die Sprechanlage zu ihm drang. »Captain, wir verlassen demnächst die Gravita­tionssenke.«
    »Bin schon unterwegs, Commander. Weisen Sie alle an Bord an, sich auf den nächsten Sprung vorzubereiten.«
    »Ja, Sir.« Weston hörte aus der Stimme Widerwillen heraus.
    Erneut ein Sprung in den Abgrund. Er lächelte vor sich hin und schob die Bedenken und das persönliche Unbehagen so weit wie möglich von sich weg. Er konnte es sich schlicht nicht leisten, der Schiffsbesatzung zu offenbaren, dass ihr Captain ausgerechnet derjenigen Technologie misstraute, von der das Leben aller an Bord abhing.
    »Also gut«, sagte der Mann, der früher als Sergeant bei der Luftaufklärung der amerikanischen Marines gedient hatte. »Ich setze hier und jetzt dreißig Dollar darauf, dass ich den Langstreckensprung unbeschadet überstehe und bei der Landung nicht mal kotzen muss.«
    »Abgemacht!« Bermont klatschte grinsend ein paar Geldscheine auf den Tisch. »Ich hab dein Gesicht nach dem letzten Sprung gesehen, Rogers. Und du hast gerade eben was gegessen, deshalb weiß ich, dass du aufs Deck kotzen wirst.«
    Laute Rufe drangen durch den Raum: Viele der Anwesenden wollten sich an der Wette beteiligen, wobei die einen auf den früheren amerikanischen Marine und die anderen auf den Kanadier Bermont setzten.
    Chief Corrin schüttelte den Kopf und tat so, als hätte sie nicht mitbekommen, was ihr Fußvolk trieb. Schließlich war der Gegenstand dieser Wette die Verunreinigung ihres wunderbar gepflegten Decks.
    Auf der Brücke versuchte Weston derweil, die Belastungsfähigkeit jedes einzelnen Offiziers einzuschätzen. Er hatte das beruhigende Gefühl, dass sein Kommandostab der Aufgabe

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