Odyssey 01 - In die Dunkelheit
eilten, um die Auswirkungen des Sprungs in den Griff zu bekommen und ihre Arbeit so schnell wie möglich zu erledigen. Im Achterschiff wäre dabei fast ein Chaos ausgebrochen. Schließlich machte die militärische Besatzung den Wissenschaftlern Platz und verfolgte das Treiben dieser Zivilisten halb ehrfürchtig, halb erbost.
Weston beaufsichtigte noch das Erstellen der nächsten Zeit- und Sensoreneinsatz-Pläne, aber da er pausenlos und lange über sein Schichtende hinaus gearbeitet hatte, beschloss er, alles Übrige seinen Offizieren zu überlassen und sich zurückzuziehen. Auch er musste sich erst einmal vom bislang verdrängten Schock des Sprungs erholen. In seinem Quartier angekommen, merkte er, wie ihm die Kontrolle über seinen Körper entglitt und seine Hände zu zittern begannen. Er ließ sich aufs Bett fallen und gab dem physischen Empfinden einfach nach. Diesmal schlief er nicht gerade mühelos ein, aber zumindest fand er irgendwann Schlaf.
Chief Corrin knurrte, während sie einen Untergebenen am Genick packte und ihn von sich wegstieß, damit er ihr nicht auf die gewichsten Stiefel kotzte. »Ab ins Lazarett«, brummte sie böse, schob ihn vor sich her und blieb so lange bei ihm, bis sie ein anderes Mannschaftsmitglied herbeiwinken konnte, dem es offenbar nicht ganz so schlecht ging. »Auf dem Weg zum Lazarett?«
Er nickte.
»Hier.« Sie verfrachtete den immer noch würgenden Mann in seine Arme. »Mitnehmen.«
»Ja, Ma’am.«
Corrin sah zu, wie die beiden den Gang entlangstolperten, unterdrückte erneut einen Übelkeitsanfall und machte sich auf den Weg ins Reich der Marines. Schließlich musste sie nachsehen, was diese Deppen von Infanteristen mit ihren schönen sauberen Schotts angestellt hatten.
Das Gejohle aus den Räumen vor ihr veranlasste sie, schneller zu gehen. Allerdings klang es so seltsam, dass sie erst mal an einer Stelle stehen blieb, wo sie nicht zu sehen war. Neugierig spähte sie um die Ecke. Beim Anblick dessen, was sich in einem der Aufenthaltsräume abspielte, riss sie die Augen weit auf.
» OH YEAH! « Der Lieutenant, der sie seinerzeit nach dem Weg gefragt hatte, streckte die Hände in die Luft und schrie, so laut er konnte: »Ich will gleich wieder los!« Er grinste, als die Hälfte der Männer ringsum laut herauslachte, während die andere Hälfte ihn mit grünlichen Gesichtern wütend anstarrte.
Corrin schüttelte den Kopf und trat den Rückzug an. Natürlich konnten die uns keine echten Marines zuweisen … Nein, die mussten einen Haufen von Möchtegern-Rambos rekrutieren. Marines sind schon schlimm genug, aber zumindest kenne ich mich mit denen aus!
»Captain auf die Brücke! Captain auf die Brücke!«
Weston war aus dem Bett und halb zur Tür hinaus, ehe er merkte, dass es die Moral an Bord wohl nicht unbedingt heben würde, wenn er in Unterhosen durch das Schiff flitzte. Na ja, zumindest nicht seine Moral. Nicht einmal zwei Minuten später eilte er zur Brücke hinüber, knöpfte sich dabei den Kragen zu und sah sich nach der Ursache des Notrufs um.
»Hier drüben, Captain.« Commander Roberts blickte auf ein Display, das mit den Forschungslabors im unteren Deck verbunden war.
»Roberts, ein Durchbruch in der Forschung rechtfertigt es wohl kaum, mich aus dem Bett zu holen. Das hätte doch bis zum Morgen Zeit gehabt!«
»Im Gegenteil, Sir – jedenfalls nicht nach Meinung der Techniker im Tachyonen-Labor.«
Weston kniff die Augen zusammen. »Probleme mit dem Reaktor?« Das wäre tatsächlich eine Hiobsbotschaft. Der Transitionsantrieb war das Einzige, was sie davor bewahrte, mit nicht einmal zwei Drittel Lichtgeschwindigkeit nach Hause zurück kriechen zu müssen.
»Nein, Sir. Die auf den superluminaren Elementarteilchen basierenden Sensoren haben vor etwa einer Stunde ein Tachyonen-Signal aufgefangen. Und wir haben bis jetzt gebraucht, es auch nur ansatzweise zu decodieren.«
»Zu decodieren? Wir fangen doch ständig irgendwelche zufälligen Signale auf. Tachyonen werden von mindestens einem Dutzend spezieller Vorgänge erzeugt.« Weston kam sich fast so vor, als träumte er noch.
»Das ist kein zufälliges Signal, Captain. Es ist moduliert.«
Weston schwieg einen Augenblick. Zu Hause hatte man modulierte Tachyonen-Signale für ein Ding der Unmöglichkeit gehalten. Es war das klassische »Henne- Ei«-Problem: Ein Signal von Überlichtgeschwindigkeit konnte man nur mit einem Rechner erzeugen, der mit Überlichtgeschwindigkeit arbeitete. Aber ohne modulierte
Weitere Kostenlose Bücher