Odyssey 01 - In die Dunkelheit
der Antrieb und die lebenswichtigen Systeme ausgefallen. Das Schiff wirkte so tot, dass die Rechner der Odyssey das Bild mit Hilfe der auf Lidar und Radar basierenden Sensoren hatten vergrößern müssen, damit es sich überhaupt vom dunklen Hintergrund des Raums abhob.
Als sich die Odyssey dem anscheinend herrenlosen Flugkörper näherte, verkleinerte sich der Ausschnitt auf dem Schirm automatisch. Das Schiff war von zahlreichen Einschlägen gezeichnet und wies Kohlespuren auf. Von der ursprünglichen Schiffshülle war kaum ein Teil unversehrt, allerdings fanden die die äußere Haut durchdringenden Sensoren heraus, dass die innere Atmosphäre eventuell noch erhalten war.
»Faszinierend«, bemerkte Weston. »Commander Roberts, bereiten Sie die Landefähre auf den Start vor, und nehmen Sie ein Team mit da rüber. Alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen für einen Aufenthalt in feindseliger Umgebung müssen beachtet werden. Am besten gehen Sie davon aus, dass es sich um eine Umgebung der Gefahrenstufe sechs handelt.«
»Ja, Sir.« Roberts informierte das Shuttle-Team und verließ die Brücke.
»Los, zahlen!« Bermont grinste, als sich Sergeant Rogers nach dem Langstreckensprung, der die Odyssey über mehr als zehn Lichtjahre durch den Raum katapulitiert hatte, auf dem Boden krümmte und seinen Mageninhalt von sich gab. Stöhnend drückte Rogers Lieutenant Bermont einen Zehner und einen Zwanziger in die Hand. In eben diesem Moment schrillte die Alarmsirene, sodass das Lachen, Herumblödeln, Fluchen und Würgen der Soldaten ein abruptes Ende fand. Alle unterdrückten den Brechreiz und stolperten zur Tür.
Commander Roberts brauchte nicht lange zum Flugzeugträgerdeck, wo die Mannschaft das Shuttle der Prometheus-Klasse bereits startfertig machte. Seine Magnetstiefel, die ihn in der Schwerelosigkeit des Decks am Boden hielten, hallten auf dem Metallboden wider. Zugleich kam eine Gruppe von Soldaten mit einem anderen Aufzug an und hastete zu der kleinen Raumfähre hinüber. Beunruhigt stellte Roberts fest, dass einige Männer käsebleiche Gesichter hatten. Einer davon, ein Marine-Sergeant – Roberts fiel ein, dass er Rogers hieß –, war im Augenblick der blasseste Schwarze, den Roberts je gesehen hatte. Voller Anteilnahme schüttelte er den Kopf. Jemandem, dem es so mies ging, war bestimmt jede Bewegung zu viel; schon gar nicht konnte er scharf darauf sein, festgegurtet in einem Shuttle zu sitzen. Trotzdem sagte der Commander nichts, als Rogers seinen Schutzanzug anlegte und sich ein Sturmgewehr vom Gestell holte. Stattdessen zog auch er seinen Schutzanzug an, schnappte sich eine Dienstpistole und ein Sturmgewehr und folgte den Männern ins Shuttle.
Roberts schnallte sich in einem der für die Soldaten vorgesehenen Sitze des Aufklärungsshuttles an und zog den Schultergurt fest. Ringsum tat es ihm ein kleines Team der Spezialeinheiten gleich. Einige schnallten ihre Waffen oberhalb der Sitze fest, andere klappten die Armlehnen zur Startvorbereitung herunter.
»Also gut, Jenny, bringen Sie uns raus«, sagte Roberts zu Lieutenant Jenny Samuels, der zierlichen Frau im Pilotensitz, und vermeinte dabei, ein hinterhältiges Grinsen auf ihrem Gesicht zu erkennen. »Und keine Kunstflugmanöver!«, setzte er deshalb nach. »Die Archangels wissen bereits, dass Sie eine gute Pilotin sind!«
Rings um den Pilotensitz war leises Gekicher zu hören. Gleich darauf schalteten sich die Schubdüsen ein, und es ging ein leichter Ruck durch die Raumfähre. Als zwei der älteren Soldaten aufstöhnten, fragte sich Roberts, ob sie mehr wussten als er. Er fand es heraus, als die Rückstoßdüsen eingeschaltet wurden und er schmerzhaft in die Sitzgurte gepresst wurde. Das Shuttle ließ das Flugzeugträgerdeck der Odyssey schnell hinter sich.
»Roger, Kontrolle der Odyssey. Archangel Eins und Zwei haben ihre Begleitpositionen eingenommen. Wir fliegen jetzt auf das gescannte Flugobjekt zu.«
Ein weiterer Ruck schleuderte Roberts in die Gurte, während er auf sein Headset lauschte.
»Bestätigen Empfang, Raumfähre Eins. Offenbar sind die Luftschleusen an Bord des Flugobjekts defekt, also werdet ihr euch durchbohren müssen.«
»Bestätige. Wir bereiten jetzt unsere mobile Luftschleuse auf das Andocken vor.«
Das Funkgerät verstummte, als sich das Shuttle dem treibenden Schiff näherte und die riesigen Scheinwerfer den durch Einschläge beschädigten Rumpf erfassten.
Lieutenant Matheson, der Experte für solche Manöver, suchte nach
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