Odyssey 01 - In die Dunkelheit
ziemlich verärgert. »He, meine Armbanduhr hatte sich in dem Beutel verklemmt, ja?!«
»Das sagst du «, entgegnete Paladin, während er weiter Karten austeilte. »Ich glaub immer noch, dass du dir den Pot grapschen wolltest.«
Racer rollte mit den Augen. »Oh ja, ich brauchte die zweiundzwanzig Dollar Kleingeld ja auch so dringend!«
Stephanos beobachtete die Frotzelei mit halbem Lächeln; auch er erinnerte sich noch an jenes Spiel. Soweit er wusste, hatte Gabrielle die Runde sowieso mit einem Straight Flush gewonnen, deshalb hatte aus den anderen Spielern ziemlich eindeutig nur der Neid der Verlierer gesprochen, als sie ihr versuchten Diebstahl unterstellt hatten.
»Zeit?«, fragte Weston.
»Die Torpedos erreichen ihr Ziel in zweiunddreißig Sekunden, Captain.«
»Setzen Sie unseren Kurs fort«, befahl Weston und stellte im Kopf rasch Berechnungen an.
Wenn die Torpedos in etwa dreißig Sekunden ihre Angriffsziele trafen, würden die gegnerischen Streitkräfte durch das Licht, das den Waffen vorauseilte, den Angriff in circa zwanzig Sekunden bemerken. Da die Odyssey gerade Kurskorrekturen vorgenommen hatte, befand sie sich immer noch mehr als neunzig Lichtsekunden von den feindlichen Schiffen entfernt. Folglich würden sie die Reaktionen des Gegners erst in knapp zwei Lichtminuten mitbekommen.
Es sei denn, Captain Weston gab den Befehl, die aktiven Sensoren erneut einzusetzen. Beim Gedanken daran, dass sie dann sofort wieder alle nötigen Informationen erhalten würden, zuckte es Weston in den Fingern. Fein aufgelöste Bilder der Angriffsziele, die Positionen der Gegner, vollständige Kursvektoren und selbst die Energiesignaturen der vom Gegner eingesetzten Waffen: All das hätte er dann unverzüglich zur Hand.
Nur würde er damit seinerseits die Position der Odyssey preisgeben, falls der Gegner das Schiff bisher noch nicht geortet hatte.
Deshalb hielt er sich zurück und sah nur zu, wie die Odyssey weiterhin auf eine Position unterhalb der Ekliptik des Sternsystems zusteuerte – wobei sich ihre Schubdüsen tapfer damit abmühten, das Kriegsschiff auf Kurs zu bringen.
Durch die Weiten des Raums vom Gegner getrennt, stellte der außerirdische Befehlshaber viele ähnliche Überlegungen wie Captain Eric Weston an.
Weder kannte er seinen Feind noch dessen Waffen, und die Taktik, die dieser Gegner verfolgte, passte überhaupt nicht zu den Abwehrsystemen des Planeten, zu dessen Vernichtung man ihn ausgeschickt hatte.
Das Profil des gegnerischen Schiffes war ihm unbekannt, und seine Energiesignatur lächerlich schwach. Und trotzdem konnte es Kriegsschiffe so mühelos zerfetzen, dass es schon … beunruhigend war.
Seinen Herren ging es nur darum, dass der Auftrag ausgeführt wurde; der Verlust einiger oder sogar aller Schiffe war ihnen dabei egal. Allerdings hatten sie wegen dieses einen feindlichen Schiffs fünf Kriegsschiffe von anderen wichtigen Angriffszielen abziehen müssen. Nur so würden sie dieses Sternsystem planmäßig einnehmen können.
Das Hinzuziehen von Verstärkung war zwar notwendig gewesen, trotzdem empfand er diese Situation als nicht hinnehmbar.
Während der Schiffskommandant überlegte, welche Auswirkung dieses Zwischenspiel mit einem unbekannten Gegner auf die Zerstörung des Planeten haben mochte, meldete sich der erste Sensor mit einem Alarmton. Obwohl es nur ein Alarm niedriger Stufe war, reagierte alles an Bord sofort darauf. Binnen drei Sekunden stand fest, dass kein natürliches im Raum treibendes Objekt den Alarm ausgelöst haben konnte, wie es sonst fast immer der Fall war. Nach weiteren zwei Sekunden war klar, dass das, was den Alarm ausgelöst hatte, zu keiner der in ihrer Datenbank abgespeicherten fremdartigen Waffen gehörte. Zusätzliche vier Sekunden waren nötig, um den Auslöser des Alarms eindeutig als Beschuss aus Richtung des unbekannten Schiffes zu identifizieren.
Drei weitere Sekunden hätten zu einem Verteidigungsversuch ausgereicht.
Doch zwei Sekunden vor Ablauf dieser Frist brach bei der kleinen Kriegsflotte die wahre Hölle los.
Die EMP -Torpedos der Odyssey trugen eine winzige elektrische Ladung, die dafür sorgte, dass sie nicht zufällig in die Bahn eines anderen Torpedos gerieten oder womöglich gegen die Wände ihrer Startröhren prallten. Deshalb hielten die Torpedos beim Flug in der Regel einen kleinen Abstand zueinander ein, was die Zielberechnungen, insbesondere bei langen Strecken, umso wichtiger machte.
Als die Torpedos ihre Ziele erreichten,
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