Odyssey 01 - In die Dunkelheit
dazuzulernen. Und das machte ihm vielleicht mehr als alles andere zu schaffen, denn irgendwo in seinem Hinterkopf klingelte eine Alarmglocke. Irgendetwas Wichtiges hatte er bisher übersehen.
Ein Warnton unterbrach diese Gedankengänge. Er blickte hastig auf. »Lieutenant?«
»Der Captain hat alle Abteilungen in Aktionsbereitschaft versetzt.«
Ein Blick aufs Display verriet Roberts, dass sich der Radius der Kampfzone jetzt schnell verringerte – genau wie der Abstand zum Feind. »Der Captain wird das Gefecht sehr bald eröffnen. Halten Sie sich bereit.«
»Ja, Sir.«
»Wie sieht’s mit dem Ladevorgang aus?«
»Läuft noch, nähert sich jetzt fünfundsechzig Prozent«, erklärte Waters.
»Sorgen Sie dafür, dass die geradzahligen Röhren zwei bis zwölf aufgeladen werden.«
»Wird erledigt, Captain.«
In einem der älteren U-Boote und in den Marineschiffen überhaupt hätten sich bei diesem Befehl die Mannschaften auf den Waffendecks beeilt, die Torpedos in die Röhren zu schieben oder sogar alle beteiligten Systeme nochmals zu überprüfen, doch auf der Odyssey hatten sich die Offiziere und Soldaten den Göttern der Automation beugen müssen.
Die rings um die Habitate der Odyssey installierten Kondensatorenblöcke speisten die Pulsröhren, die nur Sekunden zur Ladung brauchten und danach einsatzbereit waren. Allerdings blieb diese Ladung nur acht Minuten lang stabil, danach verfügten die Röhren nicht mehr über genügend Energie zum Abschuss der tödlichen Waffen. Aber Captain Weston hatte auch nicht vor, mit ihrem Einsatz so lange zu warten, ganz im Gegenteil.
»Lamont, sorgen Sie dafür, dass die Techniker die Spulen wieder aufladen.«
»Sir … Aber … Ja, Sir.« Lamont schluckte die Bedenken im letzten Moment herunter und gab den Befehl ein. Daraufhin erwachten die erkalteten Reaktoren im Schiffsbauch wieder summend zum Leben.
Auf der Brücke sahen die höheren Offiziere zu, wie sich der Abstand zum Gegner ständig verringerte und die Peilung nach und nach genauer wurde.
»Noch hundertfünfzig Lichtsekunden, Captain. Peilung beträgt jetzt fünfundsiebzig Prozent.«
Weston nickte nur.
Während der Rechner die immer niedrigeren Ziffern des Countdown anzeigte, stieg die Spannung auf der Brücke, bis Waters eine Minute später verkündete: »Noch hundertzwanzig Lichtsekunden.«
»Zündfolge vorbereiten«, befahl Weston.
»Aye, aye, Captain. Zündfolge eingegeben.«
»Im Rechner speichern.«
»Abgespeichert.«
»Zündfolge aktivieren.«
Waters nickte. »Zündfolge aktiviert.«
Nach Eingabe dieses Befehls lehnte sich der Ensign zurück und sah zu, wie der Computer alles Weitere veranlasste.
Das von Waters eingegebene Programm steuerte jetzt alles selbstständig: Er konnte nur die Rückmeldungen verfolgen und bei Bedarf eingreifen, falls sich irgendetwas drastisch veränderte. Aber die Zündung selbst blieb dem Rechner überlassen, denn bei den Entfernungen, mit denen sie es hier zu tun hatten, würde jede winzige Abweichung im Timing oder in der berechneten Flugbahn der Geschosse zu fatalen Fehlschüssen führen.
Die Odyssey musste noch achtzehn Lichtsekunden näher an den Feind heranrücken, ehe das Programm die Eröffnung des Feuers veranlassen würde. Und das bedeutete circa weitere siebzig Sekunden Wartezeit.
Ein laut hörbares Summen lenkte Samuels ab, als sie Paladin über die zehn Meter Freifläche hinweg zwei Spielkarten zuwarf. Um sie aufzufangen, musste er seinen Sitzplatz verlassen und warf ihr einen mürrischen Blick zu. »Pass künftig besser auf, ja? Ich hab keine Lust, quer übers Deck zu rudern, um nach den Karten zu suchen«, grummelte er, nahm zwei weitere Karten vom Stapel und schleuderte sie in ihre Richtung.
Sie fing die Karten auf und sah sich zugleich weiter nach der Geräuschquelle um.
»Ruhe bewahren«, mahnte Stephanos und blickte von dem PDA auf, den er gerade bediente. »Das sind nur die sekundären Generatoren, die jetzt zugeschaltet werden. Wir bereiten den Abschuss vor.«
Sie nickte und holte tief Luft. »Ist mir klar, Sir. Nur …«
»Nur ist es das erste Mal, dass du’s vom Bug einer Archangel aus hörst.« Paladin feixte. »Von hier aus klingt alles ein bisschen bedrohlicher, stimmt’s?«
»Na ja, bei deiner Stimme laufen mir jedenfalls unangenehme Schauer über den Rücken«, gab sie sarkastisch zurück, während sie sich wieder hinsetzte. »Hast du das gemeint?«
Racer lachte. »Nee, Mädchen, seine Stimme versetzt uns ja permanent in Angst
Weitere Kostenlose Bücher