Odyssey 01 - In die Dunkelheit
das.
Während sich die Odyssey entlang ihres Kurses im Zickzack bewegte, wartete Captain Weston ungeduldig darauf, dass die Technik ihn über den Stand bei der Inbetriebnahme des Fusionsreaktors informierte. Sie brauchten dessen Energie, um das volle Potenzial des Schiffes einsetzen zu können. Jetzt, nach dem Ende des Versteckspiels, wollte Weston die Bösewichte mit so viel Schlagkraft wie möglich abstrafen.
»Unsere Verfolger holen allmählich auf«, meldete Waters, der inzwischen etwas gelassener wirkte.
»Und der Feind vor uns?«
»Wir warten noch auf die Rückmeldungen des Lasers, der ihn aufs Korn genommen hat«, erwiderte Waters. »Falls wir’s geschafft haben, den Gegner damit zu beharken, bekommen wir gleich die genauen Positionsdaten.«
»Sehr gut, Waters.«
Die Uhr tickte, und die Sekunden schienen sich zu Stunden zu dehnen. Schließlich gaben sie die Hoffnung auf. Waters fluchte leise.
»Tut mir leid, Captain.« Er schüttelte den Kopf. »Die haben rechtzeitig ein Ausweichmanöver eingeleitet.«
Weston musterte die Entfernungsanzeige. Da der Abstand zu dem feindlichen Schiff vor ihnen mittlerweile nur noch knapp fünfzig Lichtsekunden betrug, würden die Ausweichmanöver beider Seiten in etwa zwei Minuten Bordzeit nur noch begrenzte Wirkung haben. Doch bis die Odyssey so nahe am Gegner war, dass Weston Laser einsetzen konnte, standen ihm als einzige wirksame Waffen nur EMP -Torpedos zur Verfügung, und die wollte er lieber für die Verfolger aufsparen.
»Verstehe«, sagte er laut. »Halten Sie Ausschau nach Kampfjägern, Mister Waters.«
»Mach ich, Captain.«
Weston langte nach unten, um einen Kanal einzuschalten. »Archangels, auf Startposition vorrücken. Ich wiederhole: Archangel-Geschwader, auf Startposition vorrücken.«
»Auf in den Kampf!«, rief Paladin, als Captain Westons Stimme über alle Lautsprecher drang, und verstaute seine Spielkarten in einer Seitentasche. »Die Pflicht ruft.«
»Da hast du ja noch mal Glück gehabt!« Jennifer »Cardsharp« Samuels grinste, während sie zu ihrem Kampfjäger zurückkehrte und sich am Cockpit festhielt.
Paladin grinste schief zurück, führte in der Schwerelosigkeit einen perfekten Rückwärtssalto durch, klammerte sich an den Rand seines Cockpits und ließ sich auf den Sitz gleiten. »Manchmal muss man auch mal Glück haben.«
»Stimmt.« Samuels schmunzelte und zerrte ihre Sicherheitsgurte herunter, während ein Mann vom Bodenpersonal zu ihr hinübertrieb und ihr den Helm reichte. Sie nahm ihn entgegen und ließ es zu, dass der Mann ihr die Gurte festzurrte. Durch eine Drehung, bei der sie einen kühlen Luftzug an ihrem Gesicht spürte, verschloss sich die Druckverriegelung. Sie streckte einen Daumen hoch.
»Waidmannsheil, Ma’am.« Er grinste, überprüfte ein letztes Mal den Sitz der Gurte, stieß sich vom Flieger ab und winkte den Schlepproboter heran.
Sie nickte nur kurz zum Abschied. Während wegen der Ankoppelung des Schlepproboters ein kurzes Beben durch die Maschine ging, versiegelte sie das Cockpit. Das Klappgehäuse vor und hinter der gepanzerten Schutzwand senkte sich über sie, verriegelte sich und umfing sie mit einer Dunkelheit, die nur vom schwachen Leuchten ihrer Bedienelemente durchbrochen wurde. Automatisch aktivierte sie ein System nach dem anderen, bis die Frontalanzeige, die einen Panoramablick bot, aufleuchtete und das Cockpit erhellte. Es kam ihr so vor, als säße sie in einer Glasblase mit fast perfektem Ausblick in alle Richtungen.
»Hier ist Archangel dreizehn …« Als sie die Zahl aussprach, zuckten ihre Lippen, denn sie fragte sich dabei, ob diese Unglückszahl ein schlechtes Omen für sie selbst oder für jemand anderen bedeutete. »Alle Systeme arbeiten einwandfrei.«
Auf Tanners Bildschirmen war zu sehen, dass die Odyssey und ihr Kontrahent einen tödlichen Tanz miteinander aufführten. Plötzlich fand er, dass das Warten gar nicht so schlimm gewesen war. Denn jetzt hatte sich sein Gefühl von Ohnmacht um das Hundertfache verstärkt: Er musste zusehen, wie Männer und Frauen, die ihm keine Loyalität schuldeten, in ein weiteres Gefecht zogen – bereit, für die Bevölkerung seines Planeten ihr Leben zu lassen. Könnte er ihnen doch nur die Einzelheiten übermitteln, die er von hier aus überblicken konnte, damit sie wussten, was ihre Gegner trieben …
Am liebsten hätte er sich jetzt die Kehle aufgeschlitzt.
Wie dumm, dumm, dumm von mir! Hätte ihnen ja ein Sende- und Empfangsgerät
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