Odyssey 01 - In die Dunkelheit
schicken können. Wäre eine Sache von wenigen Sekunden gewesen, es für sie einzurichten.
»Admiral …«
Tanner achtete nicht auf die Stimme. Von hier aus konnten sie sowieso nichts unternehmen. Es war alles sinnlos.
»Admiral.«
Das Einzige, was es für ihn zu tun gab, war nachzudenken. Hatte man ihn nicht genau damit betraut?
»Admiral!«
»Was?«, fragte Tanner aufgebracht und drehte sich zu der Stimme um.
Die junge Frau zuckte zwar zusammen und wurde blass, fand aber trotzdem den Mut, ihn anzusprechen. »Sir, das war gerade die SCHMIEDE . Sie sind jetzt fertig, sagen sie.«
Es war schon seltsam für Weston, dass er sich mitten in dieser Zeit des Schreckens dabei ertappte, die Gedanken gefährlich weit abschweifen zu lassen. Ihm war eingefallen, dass jemand mal gesagt hatte, Krieg sei eine endlos lange Spanne der Langeweile, durchbrochen von Sekunden reinen Horrors. Doch zumindest auf diesen Krieg traf dieses Zitat nur sehr bedingt zu, denn auf die Stunden der Langeweile war eine fast ebenso lange Zeit des Grauens gefolgt.
Er sah zu, wie sich die Odyssey im Zickzack an der Achse ihres Kurses entlangglitt, während sie zugleich die außerordentlich starke Energieabgabe der ringsum aufleuchtenden Laser registrierte. Jeder Moment, der die Langeweile durchbrach, brachte seinen ganz eigenen Schrecken mit sich und trug damit zum allgemeinen Chaos auf dem Kampffeld bei.
Schon der Abstand der Kontrahenten zueinander bedeutete, dass sich nicht nur die Jagd unendlich lange hinzog, sondern auch die Angst, denn die Schlacht tobte über Entfernungen hinweg, wie es die Besatzung der Odyssey bei früheren Gefechten nie erlebt hatte.
Mit reiner Willenskraft zwang sich Weston dazu, die Gedanken wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.
»Wir haben den Feind mit dem Laser bestrichen, Captain!«, rief Waters begeistert.
»Haben wir die Refraktionswerte?«
»Ja, Sir, haben wir!«, knurrte Waters geradezu. »Wir wissen jetzt, wie deren Schiffshülle zusammengesetzt ist.«
»Schicken Sie die Informationen sofort an die Laserschützen! Bereiten Sie das Schiff auf das Gefecht vor, Mister Waters.«
»Ja, Sir.«
Die Informationen, die ihnen der zurückgeworfene Laserstrahl geliefert hatte, ergänzten das, was sie über die Schiffskörper der Drasins bereits wussten. Jetzt konnten sie ihre Laserfrequenzen genau auf ihr Angriffsziel einstellen. Während Waters die Laserschützen in Gefechtsbereitschaft versetzte und ihnen die neuen Daten übermittelte, stellte Weston eigene Berechnungen an.
»Mister Daniels: Unseren Kurs demnächst wieder stabilisieren, damit wir gezielt feuern können.«
»Ja, Captain.« Während Daniels die Kurskorrekturen vorbereitete, schaltete er auf automatische Durchführung der vorprogrammierten Ausweichmanöver um.
Die verfolgenden Schiffe befanden sich immer noch circa fünfundfünfzig Lichtsekunden hinter der Odyssey . Und das bedeutete, dass es, selbst wenn der Gegner über Echtzeit-Werte von der Position der Odyssey verfügte, noch mehr als fünfundfünfzig Sekunden dauern würde, bis ein etwaiger Beschuss von hinten die Odyssey traf. Ganz abgesehen davon, dass Westons Schiff jetzt beschleunigte, um mehr Distanz zwischen sich und die Verfolger zu bringen.
Dieser Abstand – verbunden mit der Tatsache, dass die vordere Lasergruppe der Odyssey inzwischen eindeutige Werte der Schiffspanzerung und Strahlenablenkung des vor ihnen liegenden Gegners geliefert hatte – bestimmte Westons nächsten Schritt.
»Die vordere Lasergruppe ist jetzt entsprechend eingestellt, Captain«, meldete Waters.
»Danke.«
»Keine Ursache, Sir.«
»Wir werden die Ausweichmanöver demnächst abbrechen und auf Angriffskurs gehen. Stellen Sie sich darauf ein.«
»Ja, Captain.«
»Captain Tianne.« Admiral Tanner starrte wütend auf den Bildschirm. »Sie sind spät dran.«
»Tut mir leid, Admiral.« Die große Frau wirkte verlegen und ziemlich frustriert. »Aber die SCHMIEDE hat die grundlegenden Systeme für die Cerekus gerade erst fertiggestellt.«
»Wir haben Verbündete in diesem Sternsystem, die sich gegenwärtig eine Schlacht mit drei Kriegsschiffen der Drasins liefern«, erklärte Tanner. »Vorher haben sie bereits fünf andere gegnerische Schlachtschiffe zerstört, aber jetzt werden sie hart bedrängt. Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie dafür sorgen könnten, dass unsere Verbündeten diese Schlacht überleben.«
Die Frau starrte ihn einen Moment lang mit weit aufgerissenem Mund an. Tanner konnte es
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