Odyssey 01 - In die Dunkelheit
ständig abnahm, stieg die Spannung auf der Brücke.
Während das gegnerische Schiff rapide näherkam und die nicht sonderlich leistungsstarken Scanner der Archangels es erfassten, behielten sie ihre Formation bei. Nach und nach schickten Stephanos’ Scanner weitere Informationen über das Zielobjekt auf die Bordsysteme seines Kampfjägers, und er konnte sie präziser einstellen. Dummerweise verfügte der Gegner über irgendeine Möglichkeit, die meisten der von den Archangels eingesetzten Sensoren so zu stören, dass sie nur noch scheinbar zufällige Daten und Energiewerte lieferten. Stephs Tachyonen-System hatte die gleichen Probleme wie das größere der Odyssey . Beide Systeme schafften es offenbar nicht, das näherkommende fremde Schiff genau zu orten – es sei denn, es änderte den Kurs oder aktivierte seine Waffen.
Steph runzelte die Stirn. In der Regel besaß jede Materie eine bestimmte Tachyonen-Signatur, die man dazu nutzen konnte, das Objekt über fast jede Entfernung hinweg zu lokalisieren. Das fremde Schiff musste aus einem Material bestehen, das die Tachyonen mühelos penetrieren konnten. Darüber hinaus mussten aber auch seine Energiesysteme unglaublich gut abgeschirmt sein, denn normalerweise störten Energiefelder örtliche Tachyonenfelder.
Stephanos’ Kampfjäger drehte leicht ein, als die Odyssey einen Kurswechsel befahl. Dann folgte die gesamte Staffel dem Richtungswechsel des Mutterschiffs.
Als die Scanner der Odyssey endlich kleine, vom gegnerischen Schiff ausgehende Signalgruppen auffingen, war es nur noch fünf Minuten entfernt.
»Weston an Flugführer der Angels. Wir nehmen an, dass gerade Kampfflugzeuge vom Zielschiff aus gestartet sind. Warnung: Sie haben gerade auf direkten Abfangkurs eingeschwenkt und beantworten unseren Funkruf noch immer nicht.«
»Bestätige Empfang, Odyssey. Angelstaffel hat Kampfmodus eingeleitet und kann euch Deckung geben.« Bei diesen Worten empfand Steph größtenteils Vorfreude – er konnte einfach nicht anders. Seine Kampfjäger waren die besten der Erde. Und jetzt hatten sie Gelegenheit, es mit Bösewichten von ganz anderer und viel größerer Dimension aufzunehmen.
» Odyssey , Leitflugzeug bittet um Genehmigung, zusammen mit Angel Zwei und Drei aus der Formation auszuscheren, um den Raum vor uns zu erkunden.«
»Abgelehnt. Wir empfangen den Gegner gemeinsam«, erwiderte Weston trocken, aber Steph merkte, dass in dessen Stimme die wohlbekannte Mahnung mitschwang: Befolg gefälligst den Befehl, Schwachkopf!
»Ja, Sir.« Stephanos seufzte. Einen Versuch war es wert gewesen.
Noch drei Minuten bis zum Angriff.
Milla, die immer noch im hinteren Teil der Brücke saß, war bleich geworden, als sie die ständig wechselnden Schaubilder über die Schirme huschen sah. Ein Teil von ihr hielt das Schicksal der Odyssey bereits für besiegelt. Die Schiffe der Drasins waren schneller als das schnellste aller von Menschen gebauten Schiffe. Nein, nicht schneller als dieses Schiff , rief sie sich ins Gedächtnis. Allerdings dachte der Capitaine offenbar nicht an eine Flucht.
Und das war der helle Wahnsinn. Selbstmord. Dennoch schaffte es Milla nicht, den Mund aufzumachen, um zu protestieren. Einerseits wäre es ihr am liebsten gewesen, wenn die Odyssey geflüchtet wäre und sich versteckt hätte, denn sie wollte nicht, dass ihr und diesen Menschen das Gleiche widerfuhr wie ihren eigenen Leuten. Andererseits hätte sie alles darum gegeben, es den Drasins heimzuzahlen – selbst wenn dieser Versuch zum Scheitern verurteilt war.
Aber die Entscheidung lag natürlich nicht bei ihr. Sie zitterte.
Sechzig Sekunden vor Feindberührung gerieten die Scanner der Odyssey außer Rand und Band. Sie registrierten ungeheure Energiestöße aus Richtung des fremden Schiffes. Ehe die Besatzung darauf reagieren konnte, erbebte die Odyssey, und die Brückenmannschaft erstarrte auf ihren Sitzen.
»Captain, wir wurden soeben mehrfach getroffen. Von Lasern der Klasse Eins«, meldete Waters mit angespannter Stimme.
»Allesamt Klasse Eins, mit identischer Frequenz?«
»Ja, Sir. Die Panzerung am Vorderschiff hat geringfügige Schäden abbekommen. Die Schätzwerte besagen, dass die Panzerung dort mehr als achtundneunzig Prozent der Strahlen abgelenkt hat.« Waters runzelte die Stirn. »Aber die restlichen zwei Prozent haben ausgereicht, mehrere Armierungsschichten abzuschmelzen.«
»Aha.« Weston stellte ungern dumme Fragen, aber in diesem Fall war es notwendig. »Könnten es
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