Ödland - Thriller
technologischen Monopols hinsichtlich einer transgenen Reissorte namens Abundance verklagt worden. Auch Flood befindet sich im freien Fall - eine Folge zweifelhafter Joint Ventures und riskanter Investitionen in russische Mafia-Unternehmen. Der Prozess gegen GeoWatch ist vor dem europäischen Gerichtshof in die Berufung gegangen, was den Ausgang angesichts des europäischen Hasses auf die Amerikaner wieder unsicher aussehen lässt. Und schließlich scheint sich die Verhandlung von Resourcing gegen Burkina Faso vor dem IHG als komplexer als erwartet zu erweisen. Ganz so einfach wie die »kleine Formalität«, die Samuel Grabber prophezeit hat, wird es offenbar nun doch nicht werden. Erstens haben Untersuchungen erwiesen, dass es an gleicher Stelle noch vor zehn Jahren einen See gab - den Bamsee. Jetzt werden Experten herausfinden müssen, ob das unterirdische Wasservorkommen die Überreste des Bamsees sind oder ob es unabhängig von ihm existiert. Im ersten Fall würde es sich nicht mehr um eine Entdeckung im eigentlichen Sinn handeln, und Resourcing könnte nicht mehr auf Eigentumsrechte plädieren. Zweitens hat sich herausgestellt, dass das Gesetz aus der Zeit des Staatsstreichs in Burkina Faso, auf das Grabber sich berief - das Land und seine Bodenschätze werden ausländischen Firmen überlassen, sofern sie im Land investieren -, bereits vor anderthalb Jahren von der neuen Regierung abgeschafft worden ist; allerdings wurde die von Grabber konsultierte offizielle Webseite nicht auf den neuesten Stand gebracht ... Drittens unterliegt der Vorsitz des IHG dem Rotationsprinzip, und in diesem Jahr wird er von dem Koreaner Kim Il Jong Li übernommen. Nun ist jedoch allgemein bekannt, dass Korea ein Vasall Chinas geworden ist, seit die Chinesen das Land vor dem letzten Raubüberfall vonseiten der Amerikaner im Jahr 2013 gerettet haben. Daher wird das IHG ganz von selbst das arme, kleine, durstige Burkina Faso gegen den amerikanischen Blutsauger Resourcing verteidigen. Kurz und gut - der Fall ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Widerwillig muss Fuller zugeben, dass Bournemouth recht behalten hat: Grabber würde von der diffizilen Sachlage profitieren und ihm eine Menge Knete aus der Tasche ziehen. Was noch lange keine Erfolgsgarantie bedeutet!
Und dann sind da noch die Lebensumstände. In der Enklave gerät im Augenblick so gut wie alles ins Schwimmen. Seit die Tornados Lawrence heimgesucht und die Hochspannungsleitungen zerstört haben - und das ist inzwischen zwei Wochen her! -, gibt es noch immer keine Stromversorgung in Eudora. Die Arbeiter, die die Leitungen reparieren sollen, weigern sich, wegen der Unsicherheit außerhalb der Enklaven ohne Militäreskorte ans Werk zu gehen. Hinzu kommt, dass sich bei den beiden Wasserstoffgeneratoren, die Eudora bei Stromausfällen von der Energieversorgung unabhängig machen sollen, während des Sturms jedoch ausgefallen sind, ein Fabrikationsfehler herausgestellt hat. Nun muss je ein wichtiges Einzelteil ausgetauscht werden, das ausschließlich in Thailand hergestellt wird. Inzwischen wurden bereits Stimmen laut, dass es sich um einen bewussten Sabotageakt gehandelt haben könnte - dass ein Verbündeter Chinas den Ausfall der Geräte wissentlich in Kauf genommen habe, um Amerikanern Schaden zuzufügen. Fuller selbst geht von der sehr viel prosaischeren Erklärung aus, dass General Electric mit seiner drastischen Kostensenkungspolitik bestimmte Einzelteile lieber in Thailand produzieren lässt, als seinen amerikanischen Angestellten dafür gutes Geld zu bezahlen. Immer wieder der gleiche Fehler, verdammt noch mal - sie wollen es einfach nicht begreifen! In der Zwischenzeit bleibt es in Eudora finster und chaotisch. Nicht eine einzige Dienstleistung funktioniert, auf den Straßen sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa, und überall bleibt der Müll liegen. Es riecht nach Gosse und Schimmel, und die hohen Temperaturen - heute etwa zeigt das Thermometer 35 Grad Celsius, nicht schlecht für einen Novembertag - machen die Sache auch nicht besser. Man fühlt sich fast wie in den ärmsten Ländern der Welt. Jeder versucht, irgendwie klarzukommen, was bedeutet, dass die meisten sich Wasserstoffzellen gekauft haben. Aber auch nach Wasserstoff muss man suchen, denn die Zapfsäulen in Eudora sind ausgefallen, so wie alles andere auch. In Lawrence steht kein Stein mehr auf dem anderen, also muss man bis Kansas City fahren und alle damit verbundenen Risiken auf sich nehmen. Die
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