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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Todessehnsucht, die sie manchmal gepackt hat, wenn sie einsam und schwermütig in Gischt und Nieselregen über die Festungsmauern von Saint-Malo spazierte und sich wünschte, eine Welle würde sie einfach mitreißen. Rudys Musik würde sich perfekt für eine solche Situation eignen.
    »Was hörst du denn gern?«, erkundigt sich Rudy.
    »Alles mögliche ... zum Beispiel indischen High Raga oder asiatischen Elektro Dub. Manchmal höre ich auch Oldies. Ganz besonders gefällt mir eine italienische Gruppe namens Kirlian Camera. Deren Stücke waren auch nicht gerade lustig, aber sanfter als deine Slowenen - irgendwie ... melancholischer. Melancholie gefällt mir.«
    »Soll ich uns ein Stück heraussuchen? Hast du vielleicht gerade einen Titel im Kopf?«
    »Ich kann mir Titel nie merken. In meiner Anlage herrscht ein wildes Durcheinander.«
    Rudy startet eine Recherche, die mehr als ein Dutzend Treffer auflistet. Aufs Geratewohl sucht er einen Titel aus: The Limit (© Triton, 1999/6:18). Der Song gefällt ihm. Gemeinsam lauschen sie der Musik, Rudy sehr aufmerksam, Laurie zitternd und mit geschlossenen Augen. Eine Träne stiehlt sich aus ihrem Augenwinkel, läuft langsam über ihre Wange und bleibt am Kinn hängen. Laurie rührt keinen Finger, um sie abzuwischen.
    Am Ende des Stücks zwinkert sie seufzend, vermeidet es aber, Rudy anzuschauen.
    »Tut mir leid«, entschuldigt sich Rudy. »Vielleicht hätte ich das lieber nicht spielen sollen.«
    »Kein Problem!« Sie wischt sich die Augen und putzt sich die Nase. »Ich musste an einen Freund denken, durch den ich Kirlian Camera kennengelernt habe. Er ist tot.«
    »Tut mir leid«, wiederholt Rudy. »Umweltkatastrophe?«
    »Zipzap.«
    »Scheiße!«
    Stumm und in ihren Erinnerungen versunken, fahren sie weiter. Das sich selbst überlassene Radio stellt sich auf irgendeine Station ein, die ein nervtötendes Geplapper über eine fade virtuelle Sängerin sendet. Weder Rudy noch Laurie würdigen die synthetische Lolita eines Blickes, die auf dem Bildschirm des Bordcomputers aufreizend mit dem Po wackelt.
    »Wir müssen lernen, mit unseren Gespenstern zu leben«, sagt Rudy schließlich leise.
    Darüber denkt Laurie einen Augenblick nach, ehe sie richtigstellt:
    »Nein, Rudy, wir müssen lernen, ohne sie zu leben.«
    Ferne Galaxien
Die Autobahngesellschaft SudFrance macht auf folgenden
Sachverhalt aufmerksam:
Sie befinden sich
in einer malariaverseuchten Region!
Halten Sie die Fenster geschlossen, und bleiben Sie
möglichst nicht stehen. Sollten Sie aussteigen müssen,
bedecken Sie Ihre Haut.
Mehr Informationen erhalten Sie auf
    »Herzlich willkommen im Süden«, knurrt Rudy.
    »Fang nicht jetzt schon an, dich zu beschweren. In Burkina ist Malaria nur eine Krankheit unter vielen.« Laurie sieht zu, wie er alle Fenster überprüft, und fügt hinzu: »Außerdem fliegt Malaria nicht einfach so in der Luft herum. Sie wird von der Anopheles-Mücke übertragen. Man braucht sich also bloß nicht stechen zu lassen, und ich glaube, Ende November ist das Risiko eher gering.«
    »Bist du da sicher? Weißt du, wie warm es draußen ist? Achtundzwanzig Grad«, liest Rudy vom Bildschirm ab. »Mücken fühlen sich da sicher pudelwohl.«
    »Na gut, aber wir sind auf einer Autobahn und nicht irgendwo im Sumpf.«
    Rudy bemüht sich, nicht allzu genervt dreinzublicken. Dieses Mädchen muss aber auch immer das letzte Wort haben! Außerdem gibt sie bei jeder Gelegenheit mit ihrer Sachkenntnis an, um nur ja klarzustellen, dass sie der Boss ist. Zum Teufel - natürlich weiß er selbst, dass Malaria von der Anopheles-Mücke übertragen wird. Als gelernter Gartenbauingenieur beherrscht er selbstverständlich auch Grundzüge der Entomologie. Außerdem ist ihm nur allzu bekannt, dass die derzeit im Handel befindlichen Medikamente nicht mehr mit der Krankheit fertig werden, weil der Parasit inzwischen einige Mutationen durchgemacht hat. Klar, schließlich fehlte es an ernst zu nehmender Forschung.
    Inzwischen fahren sie am Etang de Berre entlang; nach der Camargue haben sich die Mücken inzwischen auch hier eingenistet. Die Wasserstoff-Fabriken, die nach dem Zusammenbruch der Raffinerien entstanden sind und ihr Kühlwasser direkt in den See pumpen, funkeln bei Nacht wie ferne Galaxien. Zwar wird nichts mehr abgefackelt und auch kein Kohlenstoffdioxid mehr in die Luft gepustet, dafür ist die Luft massiv mit troposphärischem Ozon angereichert, weil bei der Wasserstoffproduktion jede Menge

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