Ödland - Thriller
von Burkina Faso, wenn der Himmel in der Glut zu schmelzen scheint und die Sonne einer Thermonuklearbombe in Zeitlupe gleicht. Aber es ist November, verdammte Kacke! Seit gestern ist die Luft voller Sand. Er ist braun und rau, knirscht und erschwert das Atmen. Über den gelblichen Himmel fegen braune Rauchfahnen, als wäre im Norden ein riesiger Hochofen explodiert, dessen glühende Asche über der Stadt niederginge. Die Eingeborenen nennen das Phänomen Harmattan, Jackson selbst würde es eher Armageddon nennen. Oder Glutofen! Welch schreckliche Sünde mag er begangen haben, um eine derartige Höllenstrafe zu verdienen? In seinem betäubten, geschmolzenen, kochenden Hirn hat nur noch ein Gedanke Platz: Er will nach Hause! Oder sich wenigstens nach Schweden versetzen lassen! Die Klimaanlage hat den Geist aufgegeben, und es ist niemand da, der sie reparieren könnte. Jackson sitzt vor einem armseligen Ventilator, der lediglich heiße Luft herumquirlt. Er schwitzt in Strömen, bekommt kaum noch Luft, und sein Herz pumpt mühsam zähflüssiges Blut. Am liebsten würde er noch einmal duschen, doch er hat bereits am Morgen seine täglich gestattete Wasserration verbraucht; jetzt kommt aus den Wasserhähnen nur noch Staub.
Plötzlich wird er unsanft aus seinem apathischen Dämmerzustand gerissen. Vier hochgewachsene Schwarze in dunklen Anzügen und Krawatte treten ein, die sich so ähnlich sehen, dass man sie für Klone halten könnte. Hastig nimmt Jackson die nackten Füße vom Schreibtisch, vergisst allerdings, dass sein Hemd noch immer über seinem triefenden Schmerbauch klafft und dass die Knopfleiste seiner Shorts offen steht. Entgeistert mustert er seine Besucher. Nur langsam kommen seine Neuronen wieder auf Betriebstemperatur und formen versuchsweise einen neuen Gedanken: Die Herren sind Regierungsbeamte, die ihn verhaften wollen, weil er ... tja, warum?
»Sind Sie Gary Jackson?«
»Äh ... ja ... Mit wem habe ich die Ehre?«
»NSA.«
»Wie bitte?«
Jackson schaut so dämlich aus der Wäsche, dass die drei Herren stirnrunzelnde Blicke tauschen. Endlich erbarmt sich einer von ihnen.
»Ich nehme doch an, dass Sie auf dem Laufenden sind?«
»NSA. Resourcing. Grundwasserfund«, souffliert sein Nachbar.
»Ach so! Ja klar doch. Logisch! Herzlich willkommen, Leute. Möchtet ihr etwas trinken? Ich habe irgendwo noch einen Rest Whisky rumstehen...«
»Kein Alkohol im Dienst.«
»Aha. Na gut. Kühle Getränke kann ich euch leider nicht anbieten; mein Kühlschrank ist explodiert.«
»Uninteressant. Wir sind hier schließlich nicht bei einem Botschaftsempfang, sondern haben zu tun. Nummer zwei, Telefon. Nummer drei, Konsole. Nummer vier, auf dem schnellsten Weg nach Kongoussi. Ich kümmere mich um die großen Tiere hier in der Hauptstadt. Aus dem Weg, Jackson, wir brauchen Ihren Schreibtisch.«
Tatkräftig und emsig wuseln die Agenten um den Botschafter, den sie wie einen Tattergreis in einen Lehnstuhl verbannen und in einer Ecke deponieren. Der Erste verbindet die Telefonleitung mit einem Störsender, der Zweite versieht den Computer mit einer effektiveren Kühlung, schaltet ihn ein und geht sofort online, der Dritte schnappt sich Jacksons Autoschlüssel vom Schreibtisch und verschwindet, und der Vierte wühlt so lange in allen Schubladen herum, bis er Jacksons Terminkalender findet, in den er sich andächtig versenkt.
»Tut euch keinen Zwang an, Leute! Fühlt euch ganz wie zu Hause«, grummelt Jackson sarkastisch und unternimmt derweil lobenswerte Bemühungen, seinen Aufzug ein wenig salonfähiger zu richten. »Darf ich vielleicht erfahren, wonach ihr sucht?«
»Nach mehreren Dingen«, antwortet der Mann, der den Terminkalender studiert. »Erstens nach den Flugplänen des hiesigen Flughafens: Abflug- und Ankunftszeiten, Ziel- und Herkunftsorte. Zweitens nach dem Fortschritt der Bohrarbeiten am Wasserfundort: Welches Material und Personal steht zur Verfügung, Anzahl der Techniker und Betreuer. Drittens nach Einzelheiten über die Mitglieder der Regierung: Privatleben, Religionsgemeinschaft, politische Überzeugungen, Grad der Treue und Vertrauenswürdigkeit, Kontaktleute und eventuelle Korrumpierbarkeit. Viertens nach dem Zustand der Armee: Anzahl, Bewaffnung, Stationierung, Logistik. Verfügen Sie über diese Informationen, Jackson?«
»Also ... äh ... nicht in vollem Umfang. Aber nachdem ich schon ein paar Jährchen hier vor mich hin schmore, kann ich Ihnen trotzdem ein paar wichtige Dinge
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