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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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dem winzigen Körper. Dann lässt sie sich von Magéné ein Fläschchen mit einer milchigen Flüssigkeit bringen und flößt sie dem Baby ein. Der Winzling hustet, erbricht, hört aber sofort auf zu schreien und scheint einzuschlafen. Hadé legt das Baby in den Arm seiner Mutter.
    »Siehst du, nun leidet er nicht mehr. Magéné gibt dir ein weiteres Fläschchen mit, das du ihm morgen exakt zur gleichen Zeit verabreichst. Hast du das verstanden?«
    Die Frau nickt und bedankt sich überschwänglich. Sie greift in eine Falte ihres Boubous und zieht einen arg zerknitterten ZehnCFA-Schein hervor. Hadé lehnt das Geld mit einer Handbewegung ab und lässt die überglückliche Frau ziehen. Mit der Grazie vieler korpulenter Frauen erhebt sie sich von ihrem Schemel und macht Abou und Félicité, die der ganzen Szene aus einem gewissen Abstand zugesehen haben, ein Zeichen.
    Ein Murmeln geht durch die wartende Menge. Einige der Anwesenden wissen, wer Abou ist, und erklären den anderen, warum er das Recht hat, vorgelassen zu werden.
    Félicité verneigt sich ehrfürchtig vor Hadé. Abou stellt sie vor.
    »Großmutter, das ist Félicité. Sie hat mir ihren Roller geliehen, damit ich kommen konnte. Sie ist die Tochter des Bürgermeisters von Kongoussi und sagt, sie hätte Leibschmerzen.«
    »Richtig. Es sitzt etwa hier«, bestätigt Félicité und legt die Hand in der Magengegend auf ihren bunten Boubou.
    »Mach dir keine Sorgen deswegen, mein Mädchen«, antwortet Hadé. »Setz dich da drüben auf die Bank. Magéné wird sich um dich kümmern.«
    »Sind Sie wirklich sicher? Gerade jetzt tut es nämlich wirklich weh...«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass Magéné sich um dich kümmert. Setz dich. Und du, mein Sohn, du kommst mit mir.«
    Félicité ist furchtbar enttäuscht. Nur allzu gern hätte sie den geheimnisvollen Fetisch in der Hütte in Augenschein genommen, von dem Abou ihr erzählt hat. Sie hat sich auf ein wenig Hexerei gefreut und insgeheim auf die Möglichkeit gehofft, den einen oder anderen zindamba zu sehen. Abou hat sie mit seiner Geschichte vom Bangré unendlich neugierig gemacht, doch alles, was sie hier vorfindet, ist eine banale wackman, die Heilpflanzen und Tinkturen an die Leute verteilt! Solche gibt es auch in Kongoussi. Hätte sie das gewusst, hätte sie wirklich gern auf die mühselige Fahrt verzichtet!
    Abou wirft ihr einen entschuldigenden Blick zu und folgt seiner Großmutter in die Hütte. Er hat sich von Anfang an gedacht, dass Hadé Félicités Anwesenheit nicht tolerieren würde, wenn es um das Bangré geht. Auch Salah war beim letzten Besuch ein Störfaktor, das spürte Abou genau - oder besser gesagt: Hadé ließ es ihn spüren.
    Abou taucht in die besondere Atmosphäre der Hütte ein, die ihm immer noch einen leisen Schauder von Furcht beschert. Da sind diese geisterhaft wirkenden Masken, manche mit stilisierten Tiergesichtern, die ihn im Halbdunkel anzustarren scheinen, dann die besonderen Kleidungsstücke für Zeremonien, denen ein heiliger Zauber anhaftet, und vor allem der plumpe Fetisch, ein einfaches, mit Ringen aus Kaurimuscheln verziertes Lehmbehältnis, aus dessen Öffnung ständig eine leichte, bläuliche, merkwürdig duftende Rauchfahne aufsteigt: Vielleicht ist es der Atem des Bangré, einer anderen Welt, des Reichs der Toten, der Geister und der zindamba.
    Abou setzt sich auf eine Matte möglichst weit entfernt vom Fetisch und gestattet sich, als Erster das Wort zu ergreifen, weil ihn die Stimmung in der Hütte immer ein wenig bedrückt und Hadé oft lange schweigt.
    »Ist Félicités Krankheit schlimm?«
    »Ach was, völlig harmlos. Eine kleine Magenverstimmung. Das Mädchen ähnelt seiner Mutter - sie isst zu viel, aber nicht gesund. Interessiert dich die Kleine?«
    »Ich weiß nicht recht...«
    Abou flirtet manchmal ein wenig mit ihr, aber mehr als ein Kuss ist nie zwischen ihnen vorgefallen. Er zögert, sich näher auf sie einzulassen, weil er irgendwie spürt, dass Félicité nicht die Richtige für ihn ist. Da sein Zweifel ihm peinlich ist, zieht er es vor, das Thema zu wechseln.
    »Und was war mit dem Baby, das du eben behandelt hast?«
    »Es wird sterben.«
    »Oh! Aber du hast es seiner Mutter nicht gesagt.«
    »Wenn ich es ihr gesagt hätte, hätte sie es mit eigenen Händen getötet und sich selbst ebenfalls. Aber die Mutter kann weiterleben. Und vielleicht sogar noch ein Kind bekommen, wenn rechtzeitig wieder Wasser da ist.«
    »Aber was hatte der Kleine?«
    »Er leidet an

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