Ödland - Thriller
verraten.«
»Dann raus damit. Wir haben nicht viel Zeit.«
»Immer mit der Ruhe, mein Lieber. Mit eurer Hektik bringt ihr mich ja völlig aus der Fasson! Ist euch denn gar nicht heiß? Woraus besteht ihr? Hyperkarbon vielleicht?«
Nummer 1 packt den Botschafter am durchgeschwitzten Hemdkragen.
»Hören Sie, Jackson, falls Ihnen die Zeit in diesem Loch das Gehirn aufgeweicht hat, dann sollten Sie zusehen, dass Sie so schnell wie möglich wieder in die Gänge kommen. Wir haben hier einen Job zu erledigen, für den nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht. Überstunden für Small Talk sind da nicht drin, kapiert? Also entweder spucken Sie jetzt aus, was Sie wissen, oder Sie machen sich vom Acker und setzen keinen Fuß mehr in dieses Büro, bis wir fertig sind. Okay?«
Jackson hat einen lichten Moment. Ihm wird klar, dass er jetzt seinen ganzen Grips zusammennehmen muss, damit die Angelegenheit nicht an ihm vorbeirauscht, ohne dass er Profit herausschlagen kann. Schlimmer noch - dass er riskiert, in ein noch grässlicheres Kaff versetzt zu werden, in Uganda vielleicht oder in Sierra Leone. Er nickt.
»Okay, Chef, mal sehen, was ich für euch tun kann. Die Frage nach den Flugbewegungen ist einfach, denn es gibt nur ein einziges Flugzeug. Man nennt es den Geier, und es fliegt einmal wöchentlich die Verbindung Abidjan - Ouagadougou, wenn alles gut geht. Das heißt, wenn der Flieger funktioniert, wenn es keinen Aufstand oder Staatsstreich an der Elfenbeinküste gibt und wenn über der Landebahn von Ouaga kein Sandsturm tobt. Wie lauteten noch die anderen Fragen?«
»Bohrung. Regierung. Armee.«
»Was die Erschließungsbohrung angeht, so ist die Antwort ebenfalls leicht, denn es gibt noch keine. Zurzeit wartet man auf einen Konvoi, der die nötige Ausrüstung bringen soll, der sich aber meiner Ansicht nach längst irgendwo in der Wüste verfranst hat. Aber okay, er könnte immer noch eintreffen. Inzwischen hütet eine Abteilung verhungerter Knaben mit umgebauten Uzis das Gelände, um zu verhindern, dass der Boden von ganzen Horden durstiger Hungerleider in eine Art Schweizer Käse verwandelt wird. Zur Regierung ist zu sagen, dass sie wie ein Mann hinter der Präsidentin steht. Man sieht sie als Mutter der Nation an und verehrt sie beinahe wie einen Guru. Die einzige Schwachstelle - er ist zwar nicht korrumpierbar, denn Korruption gibt es in diesem Land nicht mehr -, aber das schwächste Glied in der Kette dürfte der Finanzminister Adama Palenfo sein, der unbedingt die Staatsschulden auf Heller und Pfennig zurückzahlen will, während Präsidentin Konaté lieber investieren würde. Allerdings habe ich erfahren, dass er mit Aids infiziert ist - er macht es also nicht mehr lang. Dann ist da noch Premierminister Issa Coulibaly, der zwar ein glühender Anhänger der Präsidentin ist, aber eine extreme Schwäche für schöne Frauen hat. Ein unverbesserlicher Anmacher...«
»Um den kümmern wir uns schon. Sonst noch jemand?«
Jackson schüttelt den Kopf.
»Ich wüsste nicht ... Unter Umständen General Victor Kawongolo, der Verteidigungsminister. Er murrt ständig, dass seine Armee die ärmste und am schlechtesten ausgerüstete Truppe der Welt sei, und damit hat er recht. Er würde liebend gern im Süden wieder für Ruhe und Ordnung sorgen, nachdem die Bewohner der Elfenbeinküste sich angewöhnt haben, Grenzgänger aus Burkina Faso einfach abzuschlachten. Gar zu gern würde er auch den Schutz des Bohrgeländes verstärken, denn die Nachricht vom Wasserfund hat die Leute aus der Umgebung angezogen wie ein Scheißhaufen die Fliegen. Ich denke, dort wird es demnächst ein Riesenchaos geben. Aber von diesen Ansichten bis zum Staatsstreich klafft eine Lücke, die mindestens so breit ist wie der Grand Canyon, wenn Sie verstehen, was ich meine...«
»Das lassen Sie mal unsere Sorge sein. Könnte man diesen General vielleicht irgendwie kennenlernen?«
»Nichts einfacher als das. Sie gehen entweder in sein Büro im Präsidentenpalast oder in sein Ministerium, das sich keine Minute vom Palast entfernt befindet. Manchmal fährt er auch nach Kongoussi, um seinen Soldaten ein bisschen Mut zuzusprechen. Seine Adresse steht übrigens in meinem Terminkalender, den Sie gerade in der Hand haben.«
»Okay, Jackson. Danke. Und jetzt verschwinden Sie!«
»Ja ... aber ... Sie hatten doch gesagt...«
»Ich habe gesagt, verschwinden Sie! Nummer drei, schmeiß den Kerl raus.«
Der Angesprochene packt Jackson am Schlafittchen,
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