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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Abteilung des 4. Infanterieregiments, die das Gelände voller Selbstverleugnung in der glühenden Hitze bewacht. Der Bohrturm ragt wie das Metallskelett eines unerfüllten Traums in den farblosen Himmel. Die Baracken aus Plastik und Blech, in denen die Ausrüstung untergebracht ist, wellen sich in der überhitzten Luft, in der ununterbrochen kleine Lateritwirbel tanzen. Die Einzelkämpfer unter den Wassersuchern scheinen endlich die Sinnlosigkeit ihres Unternehmens begriffen zu haben. Die improvisierten Zelte stehen allerdings noch, weil viele dieser Menschen alles hinter sich gelassen haben, um herzukommen, und nicht wissen, wohin sie jetzt gehen sollen.
    Als die Soldaten die beiden Weißen bemerken, machen sie ihnen ein Zeichen, dass sie im Rathaus erwartet werden. Laurie sucht nach Abou, doch der ist offenbar nicht im Dienst. Bei der Fahrt über die hügelige Straße, die früher mitten durch Gemüsefelder führte, erkennt Rudy, dass einige Felder wieder gepflügt worden sind. Die Parzellen sind instand gesetzt und die Bewässerungskanäle in der Erwartung des versprochenen Mannas freigeräumt worden. Er sieht sogar einige Bauern, die mit Hacken dem festgebackenen Staub auf ihren Feldern zu Leibe rücken und Sand aus den Rinnen schaufeln.
    Das Rathaus ist zum Hauptquartier umfunktioniert worden. Im Hof haben sich die Soldaten der Garnison und die abkommandierten Polizeikräfte versammelt. Sie entdecken auch Abou, der gerade verhört wird. Der Bürgermeister und seine Frau freuen sich von Herzen, die Gesandten der Präsidentin bei sich begrüßen zu dürfen - ihre Tochter Félicité weitaus weniger. Hauptmann Norbert Yaméogo sieht Rudy mit ganz anderen Augen an, seit er erfahren hat, dass der Niederländer in einem Kommando gedient hat; interessiert erkundigt er sich nach Waffengattung und Einheit.
    »Ich war in Deutschland in einer besonderen Abteilung, die auf Überlebenstaktik in feindlicher Umgebung spezialisiert war.«
    Es gibt noch jemanden, dem die Ankunft der beiden Weißen keine Freude bereitet: Es handelt sich um Kommissar Ouattara, der, wie er nachdrücklich betont, die Ermittlungen leitet und ausschließlich dem Innenminister untersteht.
    »Ich werde diese Untersuchung so führen, wie ich es gewohnt bin«, warnt er Rudy. Dabei funkelt er mit großen, rot geäderten Augen sein Gegenüber ärgerlich an, und seine Wurstfinger fuchteln vor Rudys Nase herum. »Ich lasse nicht zu, dass mir jemand ins Gehege kommt! Schon gar nicht ein Ausländer, der absolut nichts mit der Polizei zu tun hat.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Kommissar. Wir sind lediglich hier, um sicherzustellen, dass auf der Baustelle weitergearbeitet wird. Nicht wahr, Laurie?«
    »Allerdings!«, nickt sie. »Immerhin haben wir die Bohrausrüstung hergebracht und sind dafür verantwortlich. Die Präsidentin hat die Leitung der Baustelle während der Abwesenheit ihres Sohnes in meine Hände gelegt, und Rudy unterstützt mich, das ist alles. Kein Mensch will Ihnen ins Gehege kommen. Dazu sind wir nicht beauftragt.«
    Der Kommissar wird ein wenig zugänglicher, beobachtet Rudy aber nach wie vor mit einem gewissen Misstrauen.
    »Keine Ahnung, was Fatimata oder der Minister ihm gesagt haben«, raunt Rudy Laurie zu, als gerade niemand hinhört. »Jedenfalls ist jetzt klar, dass ich von der Polizei keinerlei Unterstützung zu erwarten habe.«
    »Du solltest diese alberne Idee fallen lassen«, gibt Laurie leise zurück. »Ich glaube nicht, dass du Moussa wiederfindest, indem du ein Huhn opferst oder sein Foto auspendelst. Mag sein, dass Abous Großmutter kranke Menschen mit Kräutern und Tinkturen zu heilen versteht, mag auch sein, dass sie ihren Enkel in der Kunst der traditionellen Medizin unterweist. Das finde ich okay und völlig plausibel. Aber dass sie die Geister dazu bringen kann, ihr Moussas Aufenthaltsort zu verraten, das glaube ich einfach nicht. Tut mir leid!«
    Rudy sucht noch nach einer beißenden Antwort, etwa in der Art: »Es gibt immer ein paar Bekloppte, die Tomaten auf den Augen haben und nur glauben, was sie selbst sehen«, doch in diesem Augenblick tritt Abou auf den Hof. Er hat sein Verhör hinter sich. Rudy winkt ihm zu. Abou geht ihnen mit unentschlossenen Schritten und einem ebensolchen Lächeln entgegen.
    »Guten Tag, Rudy. Meine Ehrerbietung, Laurie. Friede sei mit euch. Wie geht es euch?«
    »Besser als dir«, antwortet Rudy. »Haben die Bullen dich nicht zu sehr in die Mangel genommen?«
    »In die Mangel

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