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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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genommen?«
    »Viele Fragen gestellt«, übersetzt Laurie.
    »O ja, sehr viele«, nickt Abou. »Über meinen Bruder, die Baustelle, die Leute, die er eingestellt hat ... sogar über euch.«
    »Über uns?«, wiederholt Rudy verblüfft. »Was wollten sie denn wissen?«
    »Wo ihr herkommt, warum ihr gekommen seid, was ihr als Nächstes plant - solche Dinge. Sie wollten auch wissen, was ich von euch halte.«
    »Und was hast du geantwortet?«, erkundigt sich Laurie.
    Abou lässt seine funkelnden Augen auf ihr ruhen. Sie spürt seine ganze Liebe mitten im Herz, so klar, als hätte er »Ich liebe dich« gesagt und ihr Blumen geschenkt. Unwillkürlich weicht sie einen Schritt zurück. Abou senkt die Augen auf seine vom Staub geröteten Springerstiefel.
    »Ich habe gesagt, dass ihr nette Leute seid«, murmelt er. »Dass ihr gekommen seid, um dem Land Wohlstand und Selbstachtung zurückzugeben, und dass eure Hilfe sehr wichtig für uns ist.« Erneut heftet er die Augen auf Laurie. »Ich habe gesagt, dass ich euch aus tiefstem Herzen liebe und euch unendlichen Respekt entgegenbringe.«
    Na gut, die Botschaft ist ja wohl klar, grinst Rudy innerlich und weidet sich an Lauries Unruhe, die sie kaum verbergen kann. Dennoch zieht er es vor, das Gespräch auf eine neutralere Ebene zu bringen.
    »Und du? Was hältst du von den Polizisten? Glaubst du, dass sie schon eine Spur haben? Oder Beweise?«
    Abou presst die Lippen zusammen und verneint.
    »Im Augenblick scheinen sie ein wenig den Überblick verloren zu haben. Natürlich wissen sie längst, dass es die vier Ausländer waren, die Moussa eingestellt hat, und die den Coup mit ihrem Chef durchgeführt haben - diesem Großen, der immer Schwarz trug und nur Englisch sprach. Sie haben die Adressen auf den Lebensläufen überprüft - alles Schwindel. Sie haben sich auch bei den Baustellen erkundigt, wo sie angeblich Erfahrung gesammelt haben, aber dort kennt sie niemand. Sie haben sich falsche Namen gegeben und sind mit Moussa im Buschland verschwunden.«
    Er schluckt schwer. Seine Augen wirken verhangen. Sein Herz ist schwer.
    »Ach ja...« Rudy zieht ein Stück Stoff aus seiner Tasche, rollt es in der Hand auseinander und zeigt Rudy den inzwischen steif gewordenen Ringfinger auf der Gaze. »Könntest du dir vorstellen, Abou, dass das der Finger deines Bruders ist?«
    Laurie erschrickt und schlägt eine Hand vor den Mund.
    »Hast du den geklaut?«
    »Klar. Kein Mensch hat sich mehr dafür interessiert. Und, Abou?«
    Abou untersucht das verstümmelte Glied. Kopfschüttelnd richtet er sich auf.
    »Das ist zwar sein Ring, aber nicht sein Finger. Der Finger da gehörte einem Bauern. Moussa hatte lange, schmale Hände.«
    »Sag doch nicht hatte«, fordert Rudy ihn auf. »Ich bin sicher, dass dein Bruder nicht tot ist. Wir werden ihn wiederfinden.«
    Kommissar Ouattara kommt im Sturmschritt auf die drei zu und zielt mit seinem dicken Zeigefinger auf Rudy.
    »Sie da, was zeigen Sie dem Zeugen? Was wollen Sie der Polizei verheimlichen?«
    »Gar nichts, Herr Kommissar. Ich habe ein Beweisstück mitgebracht, das Ihre Kollegen in Ouaga keiner näheren Inspektion für nötig erachtet haben. Aber ein Mann von Ihrem Scharfsinn kann sicher etwas damit anfangen...«
    Der Kommissar greift nach dem Ringfinger und fuchtelt damit vor Rudys Nase herum.
    »Was soll das sein? Ich erwarte eine Erklärung!«
    »... falls er nicht die Fingerabdrücke verwischt, die sich darauf befinden«, fährt Rudy fort und verbeißt sich mühsam ein Lächeln. »Es ist der Finger, der dem Brief an die Präsidentin beigefügt war. Ich nehme doch an, dass Sie auf dem Laufenden sind?«
    »Selbstverständlich bin ich auf dem Laufenden. Übrigens konfisziere ich dieses Objekt, das Ihnen nicht gehört.«
    Der Kommissar stopft den Finger ohne Weiteres in die Brusttasche seines Hemdes und kehrt zu seinen Kollegen zurück, vermutlich, um einen Plan zur Durchkämmung des Geländes auf die Beine zu stellen.
    »Bei solchen Polizisten wäre ich nicht einmal sicher, ob sie Eier in einem Hühnerhaus fänden«, grinst Rudy. »Was sagst du dazu, Abou? Sind das wirklich die besten Ermittler des Landes?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortet Abou. Seine Stimme zittert vor Hoffnungslosigkeit.
    Rudy beschließt, nicht länger um den heißen Brei herumzureden. Er legt einen Arm um Abous Schulter und zieht ihn in eine abgelegene Ecke unter einer vertrockneten Tamarinde.
    »Ich denke an eine andere Methode, aber du musst mir ehrlich sagen, ob du sie

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