Ödland - Thriller
gesagt?«
Laurie und Rudy schütteln einträchtig die Köpfe.
»Wahrscheinlich habe ich es vergessen. In der letzten Zeit ist so viel passiert...«
»Aber dieses Dingsda, dieses Forum ist doch eigentlich eine Spielwiese für reiche Leute«, wundert sich Rudy. »Ein Seminar für Vorstandsvorsitzende von worldwide und dicke Finanzbonzen, die in ihren geheizten Schwimmbädern liegen und planen, wie sie am besten die Go-go-Girls ins Bett kriegen. Was, um alles in der Welt, haben Sie dort verloren?«
»Ehrlich gesagt ist es genau das, was mich neugierig macht«, muss Fatimata zugeben. »Soweit ich weiß, war noch nie ein Repräsentant der ärmsten Länder der Welt in Nassau; aber ausgerechnet mich, die Präsidentin des allerärmsten unter den armen Ländern, hat man hochoffiziell eingeladen. Ich habe sogar zwei Flugtickets zugeschickt bekommen - und das bei den Preisen!«
»Und wer fliegt mit Ihnen?«, erkundigt sich Rudy. »Der Premierminister?«
»Nein, einer muss schließlich hier nach dem Rechten sehen. General Kawongolo ist ein ausgesprochen zuverlässiger Mann.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich widerspreche, Madame«, meldet sich Hauptmann Yaméogo zu Wort. »An Ihrer Stelle würde ich dem General nicht so blind über den Weg trauen.«
»Und das sagen ausgerechnet Sie, Herr Hauptmann? Immerhin ist der General Ihr Vorgesetzter.«
»Richtig, Madame, und ich schulde ihm allen Respekt und Gehorsam. Trotzdem behalte ich mir vor, eine eigene Meinung über ihn zu haben, die ich hier ganz vertraulich im kleinen Kreis auszusprechen wage. Im Umgang mit der Entführungsgeschichte erschien mir General Kawongolos Haltung gelinde gesagt ... merkwürdig, wenn nicht sogar verdächtig. So musste man den Eindruck gewinnen, es tue ihm leid, dass Ihr Sohn wiedergefunden wurde. Er hat mir sogar den Befehl erteilt, eine Untersuchungskommission auf die Beine zu stellen, um die Mörder der beiden Spione zu finden und festzunehmen. Er hat tatsächlich von Mördern gesprochen!«
Unwillkürlich streift der Hauptmann Rudy und Abou mit einem Seitenblick, den sie sich allerdings sorgfältig zu erwidern hüten.
»Ach ja? Und haben Sie die Untersuchungskommission zusammengetrommelt?«
Weil der Auftrag streng geheim und inoffiziell durchgeführt wurde, hat Fatimata nichts von dem Husarenstück ihres jüngeren Sohnes erfahren; auch der Ältere hat den Mund gehalten und das gemeinsame Geheimnis gehütet. Nun aber macht es keinen Sinn mehr, die Mutter im Nachhinein zu beunruhigen - sie muss nicht unbedingt erfahren, dass Abou sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um Moussa zu retten, und kennt daher nur die offizielle Version, auf die sich auch der Hauptmann jetzt wieder bezieht.
»Natürlich nicht. Ich habe dem General noch einmal erklärt, dass ich nach einem anonymen Hinweis in eigener Verantwortung eine Abteilung an den entsprechenden Ort geschickt habe und dass es sich um einen kriegerischen Akt, aber keinesfalls um Mord handelte.«
»Was hat er denn darauf geantwortet?«, fragt Rudy interessiert.
»Er hat mir eine Rüge wegen Überschreitung meiner Befugnisse und eigenmächtigen Handelns ohne Absprache mit meinen Vorgesetzten erteilt. Und dabei war ich davon ausgegangen, dass das Vierte Infanterieregiment eine Belobigung erhält. Ganz ehrlich, Madame, finden Sie das nicht auch ein wenig merkwürdig? Wir befreien Ihren Sohn und werden dafür auch noch gerügt.«
»Zugegeben, das klingt seltsam. Allerdings hat der General im Augenblick große Sorgen. Die Krankheit seiner Frau verschlimmert sich zusehends. Wissen Sie, Saibatou droht zu erblinden - ein schlimmes Schicksal für eine Künstlerin ...«
Alle, die sie kennen, nicken mitleidig. Dann kommt die Präsidentin auf ihr Thema zurück.
»Kurz und gut, Kawongolo fliegt nicht mit nach Nassau. Ich hatte eigentlich an Claire gedacht, doch sie möchte hierbleiben und die Wasserverteilung beaufsichtigen.«
»Hinzu kommt«, mischt sich Claire Kando ein, »dass ich mich unter all diesen Leuten, die uns verachten, nicht wohlfühlen würde. Und nachdem das Land mich jetzt nötiger braucht, bleibe ich lieber hier.«
»Als weitere Möglichkeit hatte ich Sie ins Auge gefasst, Laurie«, fährt Fatimata fort. »Aus diesem Grund wundere ich mich ein wenig, dass ich Sie noch nicht informiert haben soll.«
»Mich?« Laurie ist fassungslos. »Und in welcher Eigenschaft?«
»Erstens sind Sie meine Beraterin, und zweitens stammen Sie aus dem Westen. Sie können mit diesen Leuten reden und mir sagen,
Weitere Kostenlose Bücher