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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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was Sie unter ihren Heuchlermienen verbergen.«
    »Leider nein. Ich bin noch nie im Leben mit VIPs in Kontakt gekommen. Ganz im Gegenteil - ich bin es eher gewohnt, der bittersten Not ins Auge zu sehen.«
    Fatimata will eben antworten, da unterbricht Rudy:
    »Wird Fuller in Nassau anwesend sein?«
    »Zweifellos. Er ist einer der typischen Unternehmervertreter, die jedes Jahr eingeladen werden. Eigentlich freue ich mich schon richtig darauf, ihn einmal selbst kennenzulernen und mit ihm Tacheles zu reden. Warum fragen Sie?«
    »Wenn Sie gestatten, Madame Konaté - nehmen Sie mich mit. Ich würde mich Ihnen gern anschließen.«
    »Sie, Rudy? Aber warum? Interessieren Sie sich für Fuller?«
    »Hm ... in der Tat, ich würde ihn ausgesprochen gern einmal kennenlernen. Aber das ist es nicht allein. Ich verfüge über einige Erfahrung im Umgang mit solchen Institutionen. Ich war früher Gartenbauingenieur und bin oft in dem Versuch nach Brüssel gereist, den internationalen Handel in diesem Bereich zu humanisieren. Die VIPs machen mir keine Angst, denn ich weiß, wie ich sie zu nehmen habe.«
    »Daran zweifle ich keine Sekunde«, lächelt Fatimata, »allerdings befürchte ich - bitte gestatten Sie, dass ich frei heraus spreche -, dass Sie einen Skandal auslösen könnten.«
    »Aber nein, Madame. Seien Sie sicher, dass ich mich an solchen Orten zu bewegen verstehe. Außerdem kenne ich ihre verklausulierte Sprache. Glauben Sie mir, ich könnte Ihnen von großem Nutzen sein.«
    »Nun gut, wenn Sie meinen. Können Sie in drei Tagen abreisefertig sein?«
    »Jetzt sofort, wenn Sie wollen.«
    »Dann fahren Sie morgen mit mir nach Ouaga. Ich habe angefangen, ein Dossier zusammenzutragen - Dinge, die ich in Nassau zur Sprache bringen will. Ich möchte Sie bitten, ein Auge darauf zu werfen.«
    »Aber gern.«
    Plötzlich fällt Fatimata ein, dass Laurie ihre Beraterin ist.
    »Sie natürlich ebenfalls, Laurie.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut, dann ist ja jetzt alles geregelt. Aber vom vielen Reden bekommt man wirklich Durst! Ich hätte große Lust, von diesem Dolo zu kosten, das mit unserem eigenen Wasser gebraut ist.«
    Auf dem Weg zum nächsten Bierkessel, der von einer durstigen Menschenmenge belagert wird, nimmt Laurie Rudy beiseite.
    »Was hast du denn jetzt wieder vor? Warum willst du unbedingt mit nach Nassau?«
    »Weil es mich interessiert. Ich habe noch nie an einem Ökonogischen Forum teilgenommen.«
    »Erzähl das, wem du willst. Du führst etwas im Schilde, das sehe ich dir am Gesicht an.«
    »Mag sein ... Entschuldige mich, ich muss Abou etwas fragen.«
    Rudy lässt Laurie stehen, geht auf den jungen Soldaten zu und nimmt ihn beiseite. In ein intensives Gespräch vertieft, verschwinden sie im Halbschatten.
    Gebeugter Wille
    Zu Anbeginn aller Zeiten schuf Ziid Wendé die Abwesenheit und das Leben. Er schuf den Tod, er schuf den Blitz, den Sturm und den Luftwirbel. Er schuf das gegabelte Holz, das tötet, und er schuf die heilige Hacke, die tötet. Und schließlich schuf er den Menschen und die Gerechtigkeit, die Rache übt.
Meister Titinga Frederic Pacéré,
Principes sacres des Younyonsé
    »Kommt herein. Ich habe euch erwartet.«
    Rudy ist nicht wirklich überrascht. Er war auch nicht überrascht, als er trotz der vorgerückten Stunde bei Hadé noch Licht brennen sah. Die Hütte wirkt bei Nacht noch geheimnisvoller als am Tag. Das kärgliche Licht, das die Öllampen und Kerzen ausstrahlen, vertieft die Schatten, hebt die merkwürdigen Grimassen der Masken hervor, die an den Wänden hängen, und sorgt dafür, dass die zugehörigen Kopfputze sich zu bewegen scheinen, als ob die Geister der Masken in der Finsternis ihr eigenes Leben führten. Die auf Regalen aufgereihten Figürchen haben glänzende Augen und sehen aus, als beobachteten sie die Ankömmlinge mit feindlichen Absichten. Der große, mit Kaurimuscheln verzierte Fetisch aus Lehm, aus dem sich tagsüber bläulicher Rauch kringelt, sondert jetzt ein unnatürlich wirkendes, spektrales Leuchten ab. Abou fröstelt, und auch Rudy verspürt trotz der vergleichsweise warmen Nacht eine gewisse Kälte. Nachdem Hadé ihre Besucher gebeten hat, auf den Matten Platz zu nehmen, und sie mit einem Begrüßungstrunk aus dem Wasserbehälter aus Ton gestärkt hat, wendet sie sich an Rudy, ehe dieser etwas sagen kann.
    »Sie müssen verstehen, dass ich eine wemba bin, eine Hüterin der Gnade und der Güte. Mir obliegt es, zu erleichtern, zu trösten, zu entschuldigen und zu

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