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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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deiner Großmutter, nicht wahr?«
    »Äh ... ich weiß nicht. Es ist mir nicht aufgefallen.«
    Laurie seufzt.
    »Abou, sei doch bitte wenigstens ehrlich. Ich weiß, dass deine Großmutter eine Heilerin ist, und auch, dass sie die Wahrsagekunst praktiziert. Ich weiß ebenfalls, dass sie dich darin unterweist. Ihr habt an diesem Tag etwas von ihr mitgebracht. Was war das? Und für wen war es?«
    »Rudy hat mir verboten, es Ihnen zu sagen.«
    »Rudy ist nicht dein Vater und hat kein Recht, dir etwas zu gestatten oder zu verbieten.«
    »Nein, aber er ist mein Freund, und ich habe es ihm versprochen.«
    »Bin ich etwa nicht deine Freundin? Ich verspreche dir, das Geheimnis für mich zu behalten, wenn es eines ist.«
    Abou schweigt und gerät ins Schwitzen. Er heftet den Blick auf die Straße. In seinem Innern tobt ein heftiger Konflikt. Mitfühlend legt Laurie ihm eine Hand auf den Arm. Er zuckt zusammen.
    »Du kannst mir ruhig alles sagen, Abou. Du weißt ganz genau, dass es unter uns bleibt.«
    »Ich darf Ihnen alles sagen, Laurie?«
    »Natürlich. Selbstverständlich...«
    Er verzieht das Gesicht zu einem schmerzlichen Ausdruck, der eigentlich als Lächeln gedacht war.
    »Ich ... ich habe etwas mit Ihnen ... mit dir gemacht ... mit dem Bangré.«
    »In der besagten Nacht?«
    »Nein, davor. Als du bei meiner Mutter in Ouaga warst. Ich habe die Kräfte angerufen, damit sie euch nach Kongoussi zurückholen.«
    »Ist das wahr?« Laurie bemüht sich, nicht loszuprusten. »Nun, du siehst ja, es hat funktioniert. Ich bin gekommen. Und am Festabend? Wolltest du mich da auch mit einem Zauber belegen, als du deine Großmutter besucht hast?«
    »O nein. Sie hat es mir verboten. Sie hat mir erklärt, dass man das Bangré nicht zu diesem Zweck missbrauchen darf und dass es ohnehin...«
    Im letzten Moment beißt sich Abou auf die Zunge. Auf keinen Fall darf er ausplaudern, was Hadé ihm enthüllt hat - dass Laurie längst bereit ist. Salah hat ihm eingebläut, dass man einer Frau so etwas nie ins Gesicht sagen darf, weil sie einen sonst für einen eitlen Macho hält und sich schnell zurückzieht.
    »Und dass es ohnehin was?«, hakt Laurie nach.
    »Dass es ohnehin nur aus eigener Kraft funktioniert«, zieht Abou sich aus der Affäre.
    »Völlig richtig«, nickt sie. »Deine Großmutter weiß, wovon sie spricht.«
    Abou legt plötzlich seine Hand auf die von Laurie, die auf dem Schalthebel ruht. Im ersten Moment fühlt sie sich versucht, sie zurückzuziehen, doch dann lässt sie alles, wie es ist.
    »Darf ich dir ... etwas sagen?«
    »Gern, wenn du möchtest. Aber ich glaube, ich habe es schon erraten.«
    »Ach ja? Wirklich?«
    »Du willst mir sagen, dass du dich in mich verliebt hast. Richtig?«
    Abou nickt. Er hat einen dicken Kloß im Hals und zieht seine Hand fort. Laurie holt sie sich zurück.
    »Ich habe dich auch gern, Abou. Du bist süß, schüchtern und sehr freundlich. Aber du bist erst achtzehn Jahre alt. Ein Jugendlicher. Ich hingegen bin dreißig und eine erwachsene Frau. Es würde nicht gut gehen mit uns. Und außerdem...«
    Laurie unterbricht sich verwirrt. Eigentlich hat sie sagen wollen: »Und außerdem begehre ich dich nicht«, doch völlig unerwartet muss sie feststellen, dass es nicht stimmt. Er ist schön, groß und muskulös, und seine Züge zeigen nichts als Liebe und Sanftmut. Verblüfft muss sie sich eingestehen, dass sie sich gern in seine Arme kuscheln würde. Und auch ... ja, sie würde gern mit ihm schlafen. Sie spürt es ganz tief in ihrem Innern. Ein pochendes Gefühl, von dem sie geglaubt hat, es sei tot - gestorben mit Vincent, damals, in Saint-Malo, in einem früheren Leben.
    Misstrauisch blickt sie Abou an.
    »Sag mal, Abou, machst du gerade wieder etwas mit deinem Bangré?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.« Er zwinkert ihr zu. »Großmutter hat es mir verboten. Es ist zu gefährlich.«
    »Bestimmt ist es gefährlich, und obendrein nützt es nichts. Ich ... ich kann einfach nicht mit dir gehen. Wir sind zu verschieden. Es würde niemals klappen mit uns.«
    Laurie hat den Eindruck, dass ihre Worte falsch klingen. Sie glaubt sie selbst nicht. Was ist bloß los mit mir? Ich muss mich erst einmal beruhigen. Abou schweigt. Würdevoll und steif wendet er den Blick nicht von der Straße.
    »Hier bitte rechts«, sagt er schließlich. »Wir sind da.«
    Laurie hält vor der kleinen Wohneinheit mit Dienstwohnungen an, in deren vertrocknetem, aufgesprungenem Garten eine Menge Müll herumliegt. Sie wendet ihr

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