Ödland - Thriller
dem großen 3-D-Breitwandfernseher im Wohnzimmer und traut weder ihren Augen noch ihren Ohren.
Als sie aus der Kirche zurückkehrte, flimmerte der Nachrichtensender FoxNews über den Bildschirm, obwohl sie das Gerät vor dem Verlassen des Hauses zu Tonys Erbauung auf Lord's Channel, den Sender der Göttlichen Legion, eingestellt hatte. Überrascht wollte sie gerade umschalten, als die schier unglaubliche Nachricht verkündet wurde, dass ihr Gatte entführt worden sei.
Sofort zappt sie sich auf der Suche nach mehr Information durch die Sender, ohne sich um das Verbot der Göttlichen Legion zu kümmern, für die alle amerikanischen Sender außer dem Lord's Channel Teufelswerk sind. Junior neben ihr gluckst und sabbert, als amüsiere er sich großartig.
»Es gibt keinen Grund zur Freude, mein Schatz«, mahnt Pamela mit leisem Vorwurf. »Dein Papa ist in einer sehr schwierigen Situation und muss sicher viel erleiden.«
Tief in ihrem Innern jedoch fühlt sie sich fast erleichtert. Ist es möglich, dass diese Neger, die Anthony gekidnappt haben, Teil des göttlichen Plans sind, aus der heimischen Villa ein Haus Gottes zu machen, wie Reverend Callaghan es in seinen Visionen verkündet bekam? Gottes Wege sind unergründlich und nicht immer einfach. Würde er sich tatsächlich einer minderwertigen Rasse bedienen, um seine Ziele zu erreichen? Warum nicht! Außerdem hat Pamela kein Recht zu urteilen; ihre Aufgabe ist es, dem Herrn zu danken, dass er ihre Gebete erhört hat. Und wie oft hat sie gebetet! Immer wieder hat sie den Herrn angefleht, ihr die nötige Klarsicht zu verleihen und ihr zu helfen, eine Lösung zu finden. Und jetzt ist Anthony aus Nassau entführt worden - aus der sichersten aller Enklaven! Ist das etwa keine göttliche Intervention? Kein himmlisches Licht, das ihr den Weg aus der Verzweiflung zeigt?
Ehe Anthony zum Ökonogischen Forum nach Nassau aufbrach, schien er die Mächte des Bösen auf Pamela und Junior herabbeschworen zu haben, um sie während seiner Abwesenheit zu quälen. Zunächst kam Tony Juniors Arzt Dr. Kevorkian ins Haus und zeigte sich höchst besorgt, weil er erfahren hatte, dass Pamela die Medikamente seines jungen Patienten in den Müll geworfen hatte. Er bestand darauf, Junior mit in seine Klinik zu nehmen, wo er alle nötigen Untersuchungen durchführen wollte, und drohte Pamela, den Jungen gleich dazubehalten, falls sich herausstellen sollte, dass man ihn vernachlässigte oder nicht richtig pflegte. Allerdings kam bei den Untersuchungen heraus, dass Tony vor Gesundheit nur so strotzte und der beschleunigte Alterungsprozess seiner Zellen nicht nur verlangsamt, sondern offenbar sogar zum Stillstand gekommen war - etwas, das bisher keines der verabreichten Medikamente geschafft hatte. Da Pamela sich weigerte, Tony in der Klinik zu lassen, musste Kevorkian ihn wohl oder übel zurückbringen, verpflichtete sie allerdings dazu, sämtliche Medikamente neu zu kaufen. Seither vergisst Pamela regelmäßig, sie Tony zu verabreichen.
Anschließend musste Robert Nelson Pamela höchst zerknirscht gestehen, dass er, falls Anthony tatsächlich wegen der Scheidung vor Gericht ziehen wolle, sie leider nicht würde vertreten können. Die Zulassung für Kansas war ihm entzogen worden. Samuel Grabber hatte alle Register gezogen, um ihn aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Göttlichen Legion aus der Anwaltskammer entfernen zu lassen.
»Dreckiger Nigger«, schimpfte Nelson. »Aber irgendwie und irgendwann kriegen wir ihn.«
»Aber woher wusste er davon?«
»Wahrscheinlich über Ihren Ehemann.«
»Der kennt Sie doch überhaupt nicht!«
»Die Videoüberwachung der Villa! Sie haben öfter einmal vergessen, sie auszuschalten«, warf Nelson ihr sanft vor.
Allerdings versicherte er Pamela, dass seine Karriere durchaus nicht beendet wäre, denn ab sofort würde er die Göttliche Legion vertreten. Allerdings würden sie sich in Zukunft seltener sehen, denn:
»Reverend Callaghan hat mir mitgeteilt, dass in Montana eine Stelle neu zu besetzen ist.«
»Montana!«, rief Pamela erschrocken aus. »Aber das ist ja ganz oben im Norden!«
Enttäuscht und hilflos breitete Nelson die Arme aus - die Beschlüsse des Reverends duldeten keinen Widerspruch, denn schließlich stammten seine Eingebungen von Gott selbst. Nachdem er gegangen war, weinte Pamela. Bruder Ezechiel war ihr sehr ans Herz gewachsen, wirklich sehr. Keuchend vor Scham musste sie sich sogar eingestehen, dass sie ihn begehrte. Sie beichtete und
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