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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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kasteite sich, um ihre sexuellen Regungen zu unterdrücken, doch alles war umsonst. Sobald sie nachts allein im Bett lag, hatte sie unzüchtige Gedanken, die sich immer um Bruder Ezechiel drehten und mit einer pulsierenden Wärme zwischen ihren Schenkeln einhergingen, die mit Sicherheit Teufelswerk war. Sie hatte schamlose, unkeusche Träume, schreckliche Albträume, die sie an die Visionen mit Consuela erinnerten und in denen Bruder Ezechiel mit ihr und anderen obszöne Akte vollführte. Und morgens wachte sie auf und war ganz feucht! Mit Beten, Fasten und Buße bekam sie die satanische Versuchung langsam unter Kontrolle. Trotzdem spürte sie ununterbrochen Tony Juniors sarkastischen Blick auf sich ruhen. Er weiß Bescheid, dachte sie verunsichert. Der Herr wohnt in seinem Körper. Schließlich wurde sie von ihrer teuflischen Besessenheit durch das Bewusstsein geheilt, dass Tony sie bis in ihre schmachvollsten Gedanken hinein durchschaute. Dennoch weint sie auch jetzt noch manchmal bei dem Gedanken, dass Ezechiel bald sehr weit fortgehen würde.
    Als ob das alles noch nicht genug wäre, tauchte eines Tages die Polizei bei ihr auf, um sie des Langen und Breiten und sehr streng über ihre Nachbarin Rachel zu befragen. Pamela hatte sich selbst schon gefragt, wo Rachel abgeblieben sein mochte. Die Nachbarin verließ Eudora so gut wie nie, und wenn doch, dann sagte sie eigentlich immer Bescheid. Der Inspektor lieferte ihr schließlich die Erklärung. Man hatte Rachels Leiche - oder das, was von ihr übrig war - im weitgehend ausgetrockneten Bett des Wakarusa mitten im Outer-Gebiet gefunden. Und nun wollte die Polizei von Pamela wissen, was sie dort zu suchen hatte. Wie sich herausstellte, war Pamela eine der Letzten gewesen, die Rachel lebend gesehen hatten, und zwar während des Besuchs von Moses Callaghan, bei dem die Nachbarin hätte aufgenommen werden sollen ... Natürlich durfte Pamela dem Inspektor nicht alles erzählen, was dieser sehr wohl bemerkte und woraufhin er sie ordentlich in die Zange nahm. Die Göttliche Legion war ihm ein Dorn im Auge. Beinahe hätte er Pamela mit auf die Wache genommen; er drohte sogar damit, sie wegen des Verdachts auf Beihilfe zum Mord ins Gefängnis zu stecken. Glücklicherweise warf sich Robert Nelson für sie in die Bresche, gab sich als ihr Anwalt aus und schaffte es mit viel Autorität, die Polizisten von ihrem Vorhaben abzubringen.
    »Ich behalte Sie im Visier«, sagte der Inspektor und wies mit einem anklagenden Finger auf sie. »Ich will alles wissen, was sich bei dieser Versammlung abgespielt hat - und ich werde es herausbekommen!«
    Seither hat Pamela nichts mehr von der Polizei gehört. Nelson hat ihr mitgeteilt, dass er an »höherer Stelle« Bericht erstattet hätte, ohne ihr jedoch Einzelheiten mitzuteilen.
    Aber jetzt scheint die Zeit der Prüfungen ihrem Ende zuzugehen. Endlich hat der Herr sie erhört und ihre geheimsten Wünsche erfüllt. Anthony ist von den Negern in ein afrikanisches Land mit einem unaussprechlichen Namen entführt worden! Sie ertappt sich bei dem Wunsch, dass er recht lang dort bleiben möge. Ein Lösegeld scheinen sie nicht zu fordern, jedenfalls sagen die Nachrichten nichts dergleichen. Wenn aber doch, was sollte sie tun? Bezahlen, damit er zurückkäme? Und wenn sie nun die Zahlung verweigern würde? Sie würden ihn töten ... Bei dem Gedanken erschauert Pamela. Sie hat Anthonys Leben in der Hand. Er ist ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Immerhin scheint Präsident Bones über die Entführung ziemlich aufgebracht zu sein; vielleicht unternehmen ja auch die Vereinigten Staaten einen Vorstoß, um Anthony zu befreien. Während sie noch über die Situation nachdenkt, wird Pamela plötzlich klar, dass ihr sicher in absehbarer Zeit die Presse die Türen einrennen wird - der Vorstandsvorsitzende von Resourcing ist schließlich nicht irgendwer. Natürlich würde man eine in Tränen aufgelöste Ehefrau erwarten, die alles Erdenkliche unternehmen würde, um den geliebten Gatten bald wieder in die Arme schließen zu dürfen. Soll sie diese Farce mitspielen? Andererseits kann sie auch nicht in aller Öffentlichkeit behaupten, dass sie sich wünscht, die Neger würden ihn behalten! Mein Gott! Das scheint die nächste Prüfung zu werden ...
    Das Bildtelefon lässt seinen sanften Klingelton hören. Pamela zuckt zusammen. Die Medien!, regt sie sich auf. Jetzt schon! Zögernd betätigt sie den Knopf für den Verbindungsaufbau - und seufzt erleichtert.

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